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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 8.1910

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Uhde-Bernays, Hermann: Neue Bücher
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https://doi.org/10.11588/diglit.3548#0070

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NEUE BUCHER

VON

HERMANN UHDE-BERNAYS

, ir erschrecken über die Höhe des Bücher-
i haufens, der als Ertrag einer halbjährigen
Verlagsthätigkeit aufgeschichter ist, und
können doch sogleich verschiedene Symptome bemerken,
die für eine Kulturgeschichte des Kunstbeschreibens und
Kunstumschreibens notiert seien. Erstens: es schreiben
Kunsthistoriker impressionistich — Impressionisten kunst-
historisch. Das wäre recht, wenn JeneGefühl haben,(nicht
imThodeschen Sinne) und in anständigem Deutsch reden,
DiesebeimMetierbleibenund dasMakartmäntelchen der
Zunft nicht begehren. Glanzende Ausnahmen bestätigen,
dass man beides verbinden kann. Zweitens: nach-
dem die kulturhistorische Wiese, abgegrast scheint und
das Futter leichter in der Tiefe zu holen ist, besteht

eine nervöse Anwandlung, die abschüssigen Hänge der
Ästhetik und Physik zu betreten. Ein bischen Seiltänzerei
gilt dem verständnisvollen Publikum als gemsengleiche
Elastizität, und der Absturz ist weniger gefährlich.
Drittens: den richtigen Moment abwarten, das können
die Wenigsten. Ein Freund hilft mir mit dem treffen-
den Worte vom verloren gegangenen Gewissen.

Nomina sunt odiosa, und Bücher sollen auch „Kunst-
werke" sein, harmonische Bildungen einer exakten
Arbeitsmethode. Die Qualität bestimmt sich nach ob-
jektiven Grundsätzen, deren Formel in den verschieden-
artigsten, lichten, dunkelgefärbten Kapseln eingehüllt
sein darf: Mensch spricht zum Menschen, und der
Wille der Persönlichkeit befiehlt.

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