JOH. VERHEER, LESENDE FRAU
(AMSTERDAM, REICHSMUSBUM)
GEMÄLDE VON JOHANNES VERMEER
IN NIEDERLÄNDISCHEN SAMMLUNGEN
VON
JAN VETH
Was an Lebenseigentümlichkeiten des Johannes
Vermeer bekannt ist, genügt nicht, um uns
einBild desMenschen oder seiner Lauf bahn zu geben.
Wir wissen, dass er 1632 in Delft geboren wurde
und 1675 daselbst starb. Ziemlich sicher war er
Schüler von Carel Fabritius, der wiederum ein
Schüler Rembrandts war. Da nun Fabritius, ob-
wohl schon 1647 in Delft wohnhaft, 165z Mit-
glied der dortigen Sankt Lukasgilde wurde, kann
Vermeer schwerlich vor diesem Jahr wirklich sein
Schüler gewesen sein. Ziehen wir in Betracht, dass
Vermeer selbst bereits Ende des Jahres 1653 als Mit-
glied in die Zunft aufgenommen wurde, so bleibt
für seine Lehrjahre wenig Zeit, wenn man nicht an-
nehmen will, dass er erst auch noch bei einem andern
Meister gearbeitet hat. Bei wem jedoch, dafür fehlt
jeder Anhalt. Als er, bereits verheiratet, in die
Sankt Lukasgilde kam, konnte er sein Eintrittsgeld
von sechs Gulden nicht bezahlen. Übrig hatte er es
damals also offenbar nicht. 1 6 5 5 musste er sich
102
(AMSTERDAM, REICHSMUSBUM)
GEMÄLDE VON JOHANNES VERMEER
IN NIEDERLÄNDISCHEN SAMMLUNGEN
VON
JAN VETH
Was an Lebenseigentümlichkeiten des Johannes
Vermeer bekannt ist, genügt nicht, um uns
einBild desMenschen oder seiner Lauf bahn zu geben.
Wir wissen, dass er 1632 in Delft geboren wurde
und 1675 daselbst starb. Ziemlich sicher war er
Schüler von Carel Fabritius, der wiederum ein
Schüler Rembrandts war. Da nun Fabritius, ob-
wohl schon 1647 in Delft wohnhaft, 165z Mit-
glied der dortigen Sankt Lukasgilde wurde, kann
Vermeer schwerlich vor diesem Jahr wirklich sein
Schüler gewesen sein. Ziehen wir in Betracht, dass
Vermeer selbst bereits Ende des Jahres 1653 als Mit-
glied in die Zunft aufgenommen wurde, so bleibt
für seine Lehrjahre wenig Zeit, wenn man nicht an-
nehmen will, dass er erst auch noch bei einem andern
Meister gearbeitet hat. Bei wem jedoch, dafür fehlt
jeder Anhalt. Als er, bereits verheiratet, in die
Sankt Lukasgilde kam, konnte er sein Eintrittsgeld
von sechs Gulden nicht bezahlen. Übrig hatte er es
damals also offenbar nicht. 1 6 5 5 musste er sich
102