Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 8.1910
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https://doi.org/10.11588/diglit.3548#0114
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Heft 2
DOI article:Veth, Jan: Gemälde von Johannes Vermeer
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200 Gulden borgen. Neun Jahre später genoss er
indessen genügendes Ansehen bei seinen Zunft-
brüdern, um, als noch junger Mann, zum Haupt-
mann der Gilde gewählt zu werden. Aus dem
folgenden Jahre stammt die Notiz des französischen
Reisenden De Monconys, der bei dem Meister im
Aus verschiedenen von Obreen undBredius ausgegra-
benen Akten geht hervor, dass der Maler sich oft
in finanziellen Schwierigkeiten befand, aber auch,
dass mehr oder weniger belangreiche Erbschaften,
meist von Seiten seiner Frau, ihm dann jedesmal
wieder etwas auf die Beine halfen. Nimmt man
JOH. VERMEER, DIANA UND IHRE GESPIELINNEN
Atelier kein einziges Werk seiner Hand gefunden hatte,
jedoch bei einem Delfter Bäckermeister ein Bild von
ihm mit nur einer Figur sah, wofür dieser (SooLivres
bezahlt hatte — sicher einen sehr ansehnlichen
Betrag für diese Zeit. Der Eigentümer war viel-
leicht derselbe Bäcker Hendrik van Buyten, der
nach des Meisters Tod, als Pfand für eine Schuld
von 617 Gulden zwei Gemälde seiner Hand erhielt.
(HAAG, MAURITSHUIS)
dazu, dass er bei seinem Tode die Witwe mit
acht Kindern und in Sorgen zurückliess, so möchte
man meinen, dass das Leben dieses vertieften Malers
nicht gerade das Muster sorgloser Ruhe gewesen
sein kann. Aber doch, wie wenig sagen alle solche
äusserlichen Umstände von eines Menschen eigent-
lichem Wesen.
Das Eigentlichste seines Wesens ist uns in seiner
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indessen genügendes Ansehen bei seinen Zunft-
brüdern, um, als noch junger Mann, zum Haupt-
mann der Gilde gewählt zu werden. Aus dem
folgenden Jahre stammt die Notiz des französischen
Reisenden De Monconys, der bei dem Meister im
Aus verschiedenen von Obreen undBredius ausgegra-
benen Akten geht hervor, dass der Maler sich oft
in finanziellen Schwierigkeiten befand, aber auch,
dass mehr oder weniger belangreiche Erbschaften,
meist von Seiten seiner Frau, ihm dann jedesmal
wieder etwas auf die Beine halfen. Nimmt man
JOH. VERMEER, DIANA UND IHRE GESPIELINNEN
Atelier kein einziges Werk seiner Hand gefunden hatte,
jedoch bei einem Delfter Bäckermeister ein Bild von
ihm mit nur einer Figur sah, wofür dieser (SooLivres
bezahlt hatte — sicher einen sehr ansehnlichen
Betrag für diese Zeit. Der Eigentümer war viel-
leicht derselbe Bäcker Hendrik van Buyten, der
nach des Meisters Tod, als Pfand für eine Schuld
von 617 Gulden zwei Gemälde seiner Hand erhielt.
(HAAG, MAURITSHUIS)
dazu, dass er bei seinem Tode die Witwe mit
acht Kindern und in Sorgen zurückliess, so möchte
man meinen, dass das Leben dieses vertieften Malers
nicht gerade das Muster sorgloser Ruhe gewesen
sein kann. Aber doch, wie wenig sagen alle solche
äusserlichen Umstände von eines Menschen eigent-
lichem Wesen.
Das Eigentlichste seines Wesens ist uns in seiner
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