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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 8.1910

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Heft 3
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Hancke, Erich: Die Faustlithografien von Eugène Delacroix
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https://doi.org/10.11588/diglit.3548#0146

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^/%Mt ühlt eiri VoJlblutmalcr wie Delacroix den

t^^ Drang, seine Kunst an Goethes Faust zu ver-

^^j^ suchen, so wird sein Werk immer interes-

jfl^^W sant sein, auch wenn er sich noch so weit

T^T v°n den Idealen entfernt, die wir uns von

den Goetheschen Gestalten geschaffen

haben. Seinen lebendigen Schöpfungen wird es bald

gelingen unsre Phantasie in seine Bahnen zu zwingen

und wenn er sie auch nicht ganz gefangen nehmen

ann, so wird er doch dazu beitragen, uns die

schlechten Illustrationen, die unsre Einbildungskraft

leicht ungünstig beeinflusst hatten, zu verleiden.

Die Faustillustrationen von Delacroix stammen

aus dem Jahre 1827. In einer Reihe von siebzehn

Senr merkwürdigen Lithographien hat der damals

achtundzwanzigjährige Künstler die Hauptmomente

})\S er.sten Tei's von Goethes Faust dargestellt.

er ihre Entstehung erfahren wir Näheres aus-

einem späteren Briefe an den Kritiker Burty. „Sie

gen mich wie mir der Gedanke zu den Faust-

Ustrationen gekommen ist. Ich erinnere mich,

dass ich etwa um 18 2 1 die Kompositionen von
Retsch sah, die einen sehr starken Eindruck auf
mich machten, doch war es hauptsächlich die Auf-
führung eines musikalischen Dramas „Faust", die
ich 1825 in London sah, die mir Lust machte, mich
an diesem Sujet zu versuchen. Der Schauspieler
Terry, dessen Name mit dem englischen Theater
jener Zeit eng verknüpft ist und der sogar nach
Paris kam wo er unter anderem den König Lear
spielte, war als Mephistopheles ganz vollendet,
trotzdem er dick war; aber das that seiner Beweg-
lichkeit und seinem teuflichen Wesen keinen Ab-
bruch."

Sehr viel Erfolg scheinen die Illustrationen nicht
gehabt zu haben, denn Delacroix fährt fort: „Sie
wissen, dass Motte die Blätter herausgegeben hat.
Er hatte den unglücklichen Ein fall, die Lithographien
mit einem Text zu begleiten, der den Verkauf be-
einträchtigte, ganz abgesehen von der Seltsamkeit
der Zeichnungen selbst, die einige Karikaturen
hervorriefen und mich mehr und mehr als eine der

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