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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 8.1910

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Heft 7
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Waldmann, Emil: Die internationale Kunstausstellung in Bremen
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https://doi.org/10.11588/diglit.3548#0384

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weich im Ton, aber fest in der Struktur, aus der Mitte
und dem Ende desselben Jahrzehnts einige Figurenbilder
in graublauem Ton mit dem Modell pcre Melon; dann
ein paar Jahr später Figurenbilder in neoimpressioni-
stischer Technik, zum Beispiel ein sehr schönes kleines
von 1883 und ein grosses, nicht ganz so geglücktes von
1886, „Apfelernte". Unter den späteren, in dem letzten
Jahrzehnt Pissarros entstandenen Landschaften sei eine
„Wiese bei Moret" erwähnt, ein sehr inniges Bild; ferner
eine Stadtansicht aus Rouen (1896), sehr kühl und
trocken, aber voll Qualität, und endlich eine Seineland-
schaft bei Schnee von 1902. Interessant, aber nicht sehr
gut, ist ein Cezannebildnis von der Hand Pissarros. —

Sperl und Zimmermann sind mit Arbeiten, die man ge-
legentlich auch sonst schon gesehen hat, repräsentiert.
Albert von Keller ist ein Sonderkabinet eingeräumt, in
dem seine Entwicklung seit 1868 aufgezeigt wird. Eine
Überraschung bietet Lenbach. Zunächst lernt man hier
eine Anzahl seiner frühen Landschaften aus Kalckreuth-
schem Besitz kennen, von denen einige wirklich ganz
ausgezeichnet sind, schlicht und fein. Einige, bei weitem
nicht alle; denn manchmal sieht man auch in diesen
kleinen Bildern, die dem Schackschen Hirtenknaben
nahe stehen, jenes merkwürdige, zunächst frappierende
Etwas, dass sich dann im Laufe der Zeit immer klarer
herausgestaltet, jenen kecken Kobold, vor dem dann der

MAX LIEBERMANN, SCHAFHERDE

BESITZER: E. H. KALKMANN, HAMBURG

Cezanne selbst fehlt ganz, von van Gogh sieht man eine
starke Gebirgslandschaft. Gauguin ist mit drei Bildern
da. Sein Hauptgebiet war ja zweifellos nicht die Land-
schaft; aber ich glaube nicht, dass er überhaupt bessere
Bilder gemalt hat, als die hier ausgestellte Ansicht eines
Dorfes in der Bretagne von 1884.

Wenn man mit einem Worte noch Chasseriau er-
wähnt, von dem ein sehr gediegnes Damenbildnis aus
den dreissiger Jahren ausgestellt ist, sowie eine Reihe
von guten Porträtzeichnungen, kann man sich den Deut-
schen zuwenden. Hier stehen die Münchner der sieb-
ziger Jahre im Mittelpunkt. Diez, Leibl, Trübner (mit
einer schönen Anzahl von Bildern, zirka 1873 —1875,
sowie neueren Landschaften). Theodor Alt, Schuch,

gute Münchner Geist, der Leibl und die Seinen be-
herrschte, schliesslich die Waffen strecken musste: den
etwas unseriösen Geist des schnell Fertigen. Dann aber
stehen neben den guten frühen Landschaften auch vor-
treffliche Bildnisse, und das Doppelporträt von Professor
von Hessling mit seinem Sohne reicht dicht heran an
Hans v. Marees, so tief ist es im Ausdruck und von so
grosser Art des Sehens. — Klinger stellt das Bildnis einer
Dame aus, die schlecht im Raum steht und als Malerei
unangenehm ist, dafür aber schöne klare Modellierung
aufweist.

Beim Thema guter Bildnisse darf ich den alten
Düsseldorfer E. von Leutze (den Maler des grossen
„Washington crossing the Delaware") nicht unerwähnt

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