Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 8.1910

DOI Heft:
Heft 7
DOI Artikel:
Waldmann, Emil: Die internationale Kunstausstellung in Bremen
DOI Artikel:
Kunstausstellungen / Auktionsnachrichten
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.3548#0385

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
'»W»3jj?eSE*

" >■,:><

lassen. Von seiner Hand
sieht man zwei mächtig
aufgefasste Porträte,
einen Künstler und
einen Offizier, aus der
Mitte des Jahrhunderts
von durchaus treff-
licher Malerei.

Auch Max Lieber-
mann ist in ungewöhn-
licher Weise repräsen-
tiert. Neben einigen
neueren Arbeiten, wie
Strandbildern, einer
Judengasse und dem
Wettrennbilde, sind
vorwiegend ältere Wer-
ke ausgestellt, zum Teil
aus Hamburger und
Frankfurter Privatbe-
sitz. Sieht man dieReihe
durch, so erstaunt man
wieder einmal überden
Reichtum dieser Per-
sönlichkeit. Auf die
dunkle holländische
Lotsenstube von 1874
folgen ganz helle holl-
ländische Dorfansich-
ten von erstaunlicher

Raumgrösse. Im Jahre 1879 malt er die tieftonige,, Mutter
mit dem Kinde", im folgenden Jahre dann den lieblichen
Dorfweiher in Dachau, der in Einzelheiten gewisse Ver-
wandtschaft mit Sperl zeigt, aber doch unverfälschter
Liebermann ist. Aus demselben Jahre stammt die wun-
derbar feine, emailleartige Strasse in Zandvoort, und der

.:?/

CAMILLE PISSARRO, BÄUERINNEN

" .*& :" 'W$. ST'.-'!J Fleischerladen mit sei-
■■•>. .. - * V 35 ner unerhörten Har-

monie in dem Drei-
klang Schwarz — Rot
— Gelb (der in den
neuesten Arbeiten, der
Judengasse zum Bei-
spiel, dann in merk-
würdiger Variation
wiederkommt). So ist
es immer bei Lieber-
mann: jedes Motiv er-
schöpft er nach seinen
Möglichkeiten so sehr,
dass man, weil man aus
einem Jahre etwa nur
Strandbilder kennt, ei-
nen Augenblick meint,
er male überhaupt
nichts anderes. Hatman
aber den Abstand von
einigen Jahren gewon-
nen, so fühlt man den
unermesslichen Besitz
eines Mannes, der alle
Taschen voll hat. Da-
bei ist der Künstler
über sechzig Jahre alt;
man prophezeit ihm ein
Tizianisches Leben.
Von der jüngeren Generation muss man eigentlich
nur Rudolf Tewes (Bremen — Paris) nennen. Ausser
einigen sehr gross und stark gesehenen und sehr ernst
gemalten Bildnissen stellt er eine Wasserlandschaft aus,
die durch eine Vereinigung von Impression und klarem,
festen Bau etwas seltsam Bezwingendes hat.

UNSTAUSSTELLUNGEN

BERLIN
Unter den Linden, im Hotel Adlon,
hat Charles de Burlet einen kleinen
Salon für alte Graphik eröffnet. Es ist
diese Gründung durchaus zu begrüs-
sen, weil sie wirklich eine Lücke füllt, weil jede Propa-
ganda für edle Graphik willkommen geheissen werden
muss und weil die Haltung dieses Unternehmens das
Allerbeste v erspricht. Was bisher in den Auslagen gezeigt
wurde und was die Mappen enthalten, ist bedeutend und
merkwürdig. Man trifft, zum Beispiel, manches der wert-
vollen Blätter wieder, die in der berühmt gewordenen
Auktion der Sammlung Lanna im vorigen Sommer bei

Gutekunst versteigert worden sind. Einen sehr schön
erhaltenen Dürerdruck aus dieser Sammlung bilden
wir ab. Einen besonderen Hinweis verdient die Ein-
richtung des Ausstellungs- und Verkaufsraumes durch
Herrn. Muthesius. Dieser Architekt hat mit relativ ein-
fachen Mitteln den vielleicht geschmackvollsten Laden
in Berlin zu schaffen verstanden, einen Raum, dessen
Intimität den Genuss der feinen alten Graphik in
schönster Weise fördert. —

Es ist von zwei Ausstellungen bei Paul Cassirer zu
berichten. Auf der ersten bekräftigte Beckmann, dass
er Romantiker mit einem auf Delacroix weisenden
Ehrgeiz ist, aber noch längst nicht klar in sich selbst.

?73
 
Annotationen