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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 8.1910

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Heft 12
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Kunstausstellungen
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Die Münchener Ausstellung mohammedanischer Kunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.3548#0632

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ist wohl das Ausbleiben der schon zugesagten spanischen
Sendung am empfindlichsten. So ist jetzt von der spa-
nisch-maurischen Kunstübung eigentlich nur die Kera-
mik gut vertreten; die spanische Waffenkunst fehlt so gut
wie völlig. Von dem feinen Reiz früher magribinischer
Buchkunst können die wenigen spätem Papierhand-
schriften keine Vorstellung vermitteln. Auch die wunder-
volle Reihe syrisch-ägyptischer Gläser im Museum ara-
bischer Kunst zu Kairo wird man schmerzlich vermissen.
Aber was jetzt in München vereinigt ist, ist so reich
und schön, dass man Allen aufrichtig dankbar sein muss,
die zum Zustandekommen der Ausstellung beigetragen
haben: dem bayerischen Königshaus, aus dessen Mitte
die Anregung zur Ausstellung erging und dem es zu
verdanken ist, dass der gesamte höfische und staatliche
Apparat sich der Ausstellung zur Verfügung stellte;
dann all den fürstlichen und privaten Sammlern und
Sammlungen, die kostbaren Besitz auf lange Monate in
die Ferne sandten; nicht zuletzt Professor Sarre, auf
dem von den Vorbereitungen bis zum Abschluss des
Katalogs die Hauptlast der Arbeit ruhte.

MÜNCHEN.
Die Kunsthandlung von Tbannbauser stellte Ende
Juli für kurze Zeit die Sammlung Heymel aus. Viele
grosse Namen, aber mit ganz wenigen Ausnahmen keine
Werke erster (Qualität oder Stücke aus der Zeit der
Meisterschaft. An der Spitze steht Toulouse-Lautrec
mit einem fast gegossenen Bildnis; auch für die wunder-
sam in den Farben zusammengehaltene Landschaft Gau-
guins möchte ich unbedenklich eintreten. Der sitzende
Mann von van Gogh ist freilich ein Meisterstück, aber
aus einer Zeit, da der Künstler eben nicht van Gogh war
und trotz allem kann ich
in dem gefeierten Bahn-
hof kein Bild erster Quali-
täterblicken. DieEinseitig-
keit der Auswahl wird sehr
erfreulich durch mehrere
Werke von Püttner gemil-
dert. Das Bildnis vonTrüb-
ner istnurcharakteristisch,
weil Kardorff ebenfalls,
und besser, wenn auch we-
niger ähnlich, den Besitzer
derSammlung malte. Weit
über den Bildern steht die
ausgezeichnete Sammlung
der Zeichnungen. Von
Allen,die inBetracht kom-
men,Gutes. Minne, der auf
der Brüsseler Ausstellung

eine schöne Wand hat, fehlte mir allein. Von Guys
ist das Beste da.

Zwischen der Sammlung Heymel hing ein erlesenes
grosses Bildnis von Manet, eine Dame in Schwarz.
Ausserdem besitzt Thannhauser einen ausgezeichneten
frühen Trübner „Atelierpause" und zwei herrliche Land-
schaften von Pissarro. U.-B.

MAINZ.
„Der Verband der Kunstfreunde in den Ländern am
Rhein" hat in diesem Sommer eine Ausstellung veran-
staltet, der ein einheitliches Thema „Der Rhein im Bild"
zugrunde lag. So ziemlich alle modernen Maler, die
den Rhein irgendwie behandelt haben, waren vertreten,
und zwar nicht mit öden Vedutenmalereien und schönen
An- und Aussichten, sondern mit künstlerischen Land-
schaftsbildern aus dem gesamten Stromgebiet des Rheins,
von den Felsenseen des St. Gotthard bis hinunter zu
den weiten niederrheinischen Flachlandschaften. Ohne
die Schwärmerei der Romantiker erklang ein hohes Lied
auf die Linienschönheit der Rheinufer und die Silber-
stimmung ihrer Wasserlüfte. Das Stromgebiet wurde
nach seinen Gemarkungen eingeteilt; in der ersten,
„Schweiz undRhein bisBasel", interessierten einige junge
Maler aus derNachfolgeHodlers: Sturzenegger und Wid-
mann; in der zweiten, „Schwarzwald und Schwaben",
waren Hölzel und Thoma sehr gut vertreten, vor allen
aber Schönleber mit seinem „Besigheim am Neckar". In
der Gruppe „Elsass" iiel namentlich Lothar von Seebach
auf mit wundervoll hellen Rheinuferausschnitten, und im
Kapitel „Der romantische Rhein" William Straube mit be-
kannten, aber in dieser malerischen Behandlung gar nicht
mehr trivialen Ansichten. Die Leute vom Niederrhein

schnitten als Vertreter ei-
ner geschlossenen Gruppe
wohl am besten ab: Bretz,
Ciarenbach, Deusser,

Hardt, Isselmann, Liese-
gang, A. Peerdt, Reiffer-
scheid,Westendorp und die
Anderen. Endlich stellte
unsWilh.Schäfer, derVater
der Ausstellung, ein paar
neue Leute vor, und er
nennt sie, wenngleich sie
sich dem etwas „braven"
Gesamtcharakter der Aus-
stellung gut einfügten, mit
einigem Recht, eigenartige
undstarkeTalente: Arthur
Grimm und Robert Hoff-
mann. A. F.

HANS MEID, F1UEDUICIISTRASSK RADIERUNG
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