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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 15.1917

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Heft 2
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Kunstausstellungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.4744#0111

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KARL SPITZWEG, DER TRINKER
AUSGESTELLT IN DER MODERNEN CALERIE, H. THANNHAUSER, MÜ1

und Daumier, an die Pariser Ausstellung von 185 i mit-
wirkten. Noch mehr aber drängt sich uns bei diesem
Bild unwillkürlich der Vergleich mit ähnlichen Arbeiten
Menzels aus jener Zeit auf. So überlegen auch der
Menzel gerade jener Jahre gegenüber dem süddeutschen
Künstler ist, so zeichnet sich der Münchener durch eine
den Franzosen verwandte, grössere —naive — Sicherheit
im Bildaufbau aus. In höchst merkwürdiger Weise
werden wir dann in der „Landschaft mit Reiter" an
Constable erinnert. Das ausserordentlich schön gemalte
Stück bleibt für mich vorläufig noch ein kleines Rätsel.
Unter den ganz kleinen Landschäftchen fällt das „Dörf-

chen mit Baumgruppe1' auf, ein Bild-
chen, das bei aller Kleinheit unge-
wöhnlich gross in der Auffassung ist.
Schliesslich sei noch auf eine Reihe
unvollendeter Stücke hingewiesen, die
von grossem koloristischen Reiz sind,
wie der „Antiquar" und die „Storchen-
apotheke". M.

-SS-

BERLIN

Die Berliner Sezession hat in ihren
Ausstellungsräumen am Kurfürsten-
damm die Winterausstellung eröffnet.
Wir werden im nächsten Hefte darüber
ihrer Bedeutung gemäss berichten. ■—
In Werkmeisters Kunsthandlung an
der Stechbahn waren einige kleine
Pastelle des Königsberger Malers Kon-
rad Eiert ausgestellt. Es streitet in
ihnen eine gewisse dekorative Roman-
tik, eine Lust am vereinfachenden Stili-
sieren mit dem Wunsch, den richtigen
Ton zu treffen. Es offenbart sich ein
zartes und feines Talent innerhalb die
ses Dualismus, und es zeigt sich künst-
lerischer Takt in der Beschränkung des
Formats. Mehr ist kaum schon zu sagen.
Die ausgestellten Arbeiten erregen In-
teresse für die Entwicklung des jungen
Künstlers.

Bei Keller und Reiner hat der Bild-
hauer Peter Breuer einen riesigen
„Beethoven" ausgestellt. Ein monu-
mentaler, geheimnisschwangerer Beet-
hoven mag auf viele in dieser Zeit
wie ein Symbol wirken. War der Er-
folg aber schon problematisch bei Max
Klinger, so ist das Resultat der Breuer-
schen Anstrengungen fast peinlich. Die-
ser ägyptisierte Koloss vermag nicht
die Spur einer Empfindung auszulösen,
weder von Seiten des Gedankens noch durch die
künstlerische Form. Breuer sollte wissen, dass nicht
alles Grösse hat, was gross ist, dass der Mangel an
lebendiger Form vielmehr um so mehr hervortritt,
je anspruchsvoller sie sich giebt. Es war mit mir noch
ein Mann in dem grossen kahlen Raum, als ich das
Werk ansah, ein schlichter Mann mit rundem Hut, heller
Weste, offenem Überzieher und einem sehr banalen
Regenschirm. Er sass ungeschickt und verlegen auf einer
Bank, den Schirm zwischen den Beinen; aber in der Ge-
stalt dieses guten Philisters, wie sie mit hochgerutschten
Hosen unschön dasass, war eine gewisse naturalistische

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