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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 15.1917

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Heft 3
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Swarzenski, Georg: Die Sammlung Hugo Nathan in Frankfurt a. M.
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https://doi.org/10.11588/diglit.4744#0121

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DIE SAMMLUNG HUGO NATHAN

IN FRANKFURT A. M,

VON

GEORG SWARZENSKI

Wenn man von einer „guten, modernen Samm-
lung" spricht, so weiss man im allgemeinen,
was man von ihr zu erwarten hat. Man weiss, welche
Meister und Richtungen in ihr vertreten sind, und
selbst die einzelnen Werke werden aus den Ateliers
und Ausstellungen oft bekannt sein. Man wird
also in solchen Sammlungen keine „Überraschungen"
erwarten. Trotzdem wirken wirklich gute moderne
Sammlungen fast immer überraschend. Schon durch
die besondere Art der Zusammenstellung, durch
das Nebeneinander und die Dosierung der einzelnen
Kräfte ergeben sich wertvolle Aufschlüsse.

Aber nicht nur aus diesem Grunde ist die Be-
trachtung einer solchen Sammlung berechtigt und
verlockend; wichtiger ist für den Kritiker und
Historiker der neueren Kunst zumeist — oder vor-
erst — noch ein anderes. Beim Sammeln alter
Kunst dreht sich alles um das konkrete Werk,

um die im Werke selbst ruhende Qualität; die per-
sönliche Stellung und Bedeutung seines Meisters,
die Richtung des Stils und Geschmacks, den er ver-
tritt, nimmt man als scheinbar gegeben und ausser-
halb der Diskussion liegend hin. Der Sammler
moderner Kunst ist in der Regel noch nicht so
weit! Ihn interessieren zunächst nur die Künstler
als solche, die Richtung, die sie vertreten, die
Stellung, die ihnen innerhalb dieser Richtung ge-
bührt. Das einzelne Werk ist ihm zunächst einmal
wichtig, lieb und wertvoll als Dokument eines be-
stimmten Künstlers oder einer bestimmten Rich-
tung, — als Bekenntnis einer künstlerischen Be-
wegung, Illustration eines Programmes, an das er
glaubt. (Er glaubt an dieses Programm, weil es der
Art seines eigenen Sehens entspricht, oder auch
weil er von seiner Richtigkeit aus irgendwelchen
anderen Erwägungen überzeugt ist.) Die Bewertung,

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