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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 15.1917

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Heft 11
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Auktionsnachrichten
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https://doi.org/10.11588/diglit.4744#0578

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UKTIONSNACHRICHTEN

BERLIN

Auktion der Sammlung
A. Guttmann und des Nach-
lasses eines Berliner Sammlers. Auktionshaus
P. Cassirer und Helbing, 18. Mai 1917.

Überraschender Weise kam die Gemäldesammlung
des Direktors A. Guttmann unter den Hammer, im
Wesentlichen mit Bildern von Liebermann und von
Impressionisten. Ferner einige Liebermann aus andrem
Besitz, viele Leistikow, Hodler, einige Trübner, ein
Corinth, Aquarelle von Slevogt, meist von der ägyp-
tischen Reise, und dann einiges von gemischter Qualität.

Das Hauptinteresse vereinigte sich naturgemäss auf
die fünfzehn Liebermann, unter denen ein paar grosse
Hauptbilder aus den neunziger Jahren, wie die „Baden-
den Knaben mit dem Badewärter" und das grösste
Exemplar der „Spaziergang in Laren", als wichtigste
Stücke hervorragten, daneben der grosse „Backofen".
Trotzdem die offiziellen Schätzungen durchaus nicht
blöde waren, wurden sie doch wieder fast ausnahmslos
erheblich überschritten, und wenn man bei der Auktion
Stern die „Gedächtnisfeier in Kosen" für 40 000 Mark und
auf der Auktion Schmeil die „Konservenmacherinnen"
mit 61 000 Mark teuer gefunden hatte, so kann'man
die „Badenden Knaben" für 80000, den „Backofen"
für 52000 und den „Spaziergang in Laren" für
53100 Mark, die doch weder Historienbilder noch
Frühwerke darstellen, auch nicht gerade billig nennen.
80000 Mark für einen Liebermann: das zeugt davon,
dass der nun bald siebzigjährige Künstler doch in
weitesten Kreisen als der grösste der lebenden deutschen
Maler anerkannt ist und dass die Nachfrage nach
seinen Werken noch dauernd steigt. Auch der Preis,
der für die herrliche „Villa in Hilversum" von der
Nationalgalerie gezahlt wurde, 41000 Mark, wäre
noch vor einem Jahr für phantastisch erklärt worden.
Man muss umlernen und sich daran gewöhnen, dass
jetzt eben ein solches Hauptwerk aus der Zeit des
reifen Liebermannschen Impressionismus ebenso teuer
ist wie ein kleiner Studienkopf von Leibl. Eine Über-
raschung war für die Besucher der Ausstellung das in
der Malweise etwas skizzenhaft anmutende Bild von
1887 „Mutter mit Kind", das wir abbilden. In dieser
nicht sehr umfangreichen Gruppe, die erst jetzt ihrem
Wert entsprechend geschätzt zu werden beginnt, stellt
es eine der besten Leistungen dar, sehr frisch, sehr fein
in der Empfindung und in seinem blühenden Pfirsichton
von starkem, etwas herben Reiz. Es brachte 1 8 200 Mark.
Eine Gouache von Menzel, nicht sehr schön, stieg bis
auf 15 500 Mark, ein Leistikow auf 14000, und zwei
Pissarros von mittlerer Qualität waren mit 27000 und

22000 Mark recht teuer, aber immerhin noch billiger
als ein Grützner für 7200 Mark. Überraschend hoch
wurden die kleinen Aquarelle von Slevogt bewertet,
die vor einem halben Jahr mit 500 bis 800 Mark ver-
kauft wurden: 1600 Mark, 1800 Mark, und, für die
„Möwen" 2100 Mark bedeuten sehr starke Preis-
steigerungen. Das Aquarell, die „Winzer", das vor
ein paar Wochen in München auf der Auktion Voll
für 750 Mark zugeschlagen wurde, und das vielleicht
noch stärker ist als diese ägyptischen Skizzen, hätte jetzt
in Berlin das Doppelte gebracht.

Wir geben die wichtigsten Preise, ohne die zehn
Prozent Aufgeld.

Nr. 5. Robert Breyer: „Frühstück-Stilleben",
1350 Mk. — Nr. 7. Lovis Corinth: „Die drei Grazien",
9200 Mk. — Nr. 8. Gustave Courbet: „Winterland-
schaft mit totem Reh", 8100 Mk. — Nr. 9. Daumier:
, Unterhaltung im Atelier", 12000 Mk. -- Nr. 10.
d'Espagnat: Nacktes Mädchen (Pastell), 700 Mk. —
Nr. 11. E. Grützner: „Falstaff", 7200 Mk. — Nr. 14.
H. von Habermann: „Salome", 3100 Mk. —Nr. 17.
Hagemeister: „Nach der Arbeit", 2500 Mk. — Nr. 19.
Derselbe: Landschaft (Pastell), 1200 Mk. —Nr. 20.
Derselbe: „Totes Reh", iöjo Mk. — Nr. 22. Hodler:
„Bach und Felsen", 4000 Mk. — Nr. 23. Derselbe:
,,Weiden am See", 1900 Mk. — Nr. 24. Derselbe:
„Tanzende weibliche Figur", 3800 Mk. — Nr. 25.
Derselbe: „Mäher", Jooo Mk. — Nr. 26. Derselbe:
„Genfer See", 5300 Mk. — Nr. 27. L. von Hofmann:
Nackter Reiter, 2500 Mk. — Nr. 28. Derselbe: Ge-
birgslandschaft, 2500 Mk. — Nr. 29. Derselbe: „Früh-
lingstanz", 1700 Mk. — Nr. 32. L. von Kalckreuth:
„Die Krankenstube", 3800 Mk. — Nr. 35. Leistikow:
,,Blühende Kastanie", 7200 Mk. — Nr. 36. Derselbe:
„Regen in Grünheide", 5900 Mk. — Nr. 37. Derselbe:
Winterlandschaft, 2100 Mk. — Nr. 38. Derselbe:
,,Birken", 5750 Mk. -- Nr. 39. Derselbe: „Grune-
waldsee", 14100 Mk. — Nr. 40. Derselbe: „Grune-
waldsee" (Gouache), 2000 Mk. —Nr. 41. Derselbe:
„Friedrichshagen" (Gouache), 1850 Mk. — Nr. 43.
Max Liebermann: „Haus in Hilversum", 41 000 Mk. —
Nr. 44. Derselbe: „Dächer in Florenz" (Pastell),
40J0 Mk. — Nr. 45. Derselbe: „Mann auf Feldweg",
6100 Mk. — Nr. 46. Derselbe: „Kirchgang in Laren",
J3 100 Mk. — Nr. 47. Derselbe: „Reiter am Strande"
(1908), i8oooMk. — Nr. 48. Derselbe: „Junge mitEsel
am Strande", 3 500 Mk. — Nr. 49. Derselbe: „Badende
Knaben", 80000 Mk. — Nr. 50. Derselbe: „Nähende
Mädchen" (1896), ijjooMk. — Nr. 51. Derselbe: „Im
Tiergarten" (Pastell, 1 898), 8 800 Mk.— Nr.$2.Derselbe:
„Vor dem Backofen", j2oooMk. — Nr. 53. Derselbe:
„Netzeflickerinnen" (Pastell), 13600 Mk. —Nr. 54.

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