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ALFRED PARTIKEL, GEFANGENE OFFIZIERE IN BLANKENBURG BEI BERLIN
DIE FREIE SEZESSION
VON
KARL SCHEFFLER
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Man wird sehr nachdenklich, wenn man alle
Säle durchschritten hat und schliesslich vor
den Bildern des siebenzigjährigen Liebermann steht.
Der Abstand dieser Werke von den anderen
Arbeiten der Ausstellung ist zu gross. Es kommt
nicht daher, weil die Kollektion Liebermanns in die-
sem Jahr besonders eindrucksvoll ist; in dem Gegen-
satz ist vielmehr Grundsätzliches. Der Grad, das
heisst die Fähigkeit der „Realisation" innerer Vor-
stellungen, die Kraft, die sich auf das Wie richtet,
lässt sich kaum noch vergleichen. Und die Art,
das ist der Wille, der das Was bestimmt, lässt sich
auch nicht vergleichen. Man kann es sich nicht
länger verbergen, dass es einsam um Liebermann
wird, dass er unmittelbar keine Folge mehr findet,
seit die kleineren Talente, die in seinen Spuren
gehen, mit Recht zurückgedrängt werden. Die Ver-
einsamung fällt um so mehr auf, als Corinth in
einem andern Lager steht, als Bilder von Slevogt
diesesmal fehlen (der schöne dekorative Fries weist
nach einer andern Richtung) und als von dem süd-
deutschen Genossen Trübner, der mit Liebermann
durch Leibl und die alten Holländer zusammen-
hängt, nur ein unmögliches Bild, eine Verirrung
kritischer Jahre, gezeigt wird. Die neue Generation,
die mehr und mehr das Feld beherrscht, wendet sich
anderen Zielen zu. Darauf weist äusserlich schon
das leider schlimm verunglückte Plakat der Aus-
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