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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 15.1917

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Heft 2
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Kunstausstellungen
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Chronik
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https://doi.org/10.11588/diglit.4744#0112

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Rationalismus seiner
Kunst verhängnisvoll zu
werden drohte; — und
in diesem Stadium, wo
vieles Alte zerstört und
erst wenig, wenn auch
bedeutsames Neues als
starkes Fundament für
einen frischen Bau ge-
gründet, hat Marc in
tragischer Weise sein
Werk abbrechen müssen,
wozu er sich einem Apo-
stel gleich berufen ge-
fühlt hatte. Es war Marc
nicht vergönnt, sein Ziel
zu erreichen, das „Neue
Bild" zu schaffen, das in
dekorativer Monumen-
talitat von neuen Far-
benklängen und Linien-
rhythmen erfüllt eine
visionäre, jedem äusser-
lichen Naturalismus ent-
wachsene Ausdrucks-
kunst pflegen sollte.
Marc hatte sich höchste
Aufgaben gestellt, aber
man darf wohl heute
sagen, dass er doch nicht

Monumentalität und der überstilisierte „Beethoven" ganz die Kraft besass sie zu lösen — wenn sie überhaupt
wirkte daneben wie eine geschwollene Redensart. Der lösbar sind. Was Marc geschaffen, bedeutet wohl eine
Mann sah mit sichtbarem Unbehagen den „Beethoven" Zerstörung des alten sogenannten Tafelbildes, aber
an, und ich sah mit einem gewissen Künstlergenuss die die neue Form besitzt zu viel und zu wenig bald von

KARL SPITZWEG, LANDSCHAFT MIT REITER

AUSGESTELLT IN DER MODERNEN GALERIE, H. TH A N NH AUSER, MÜNCHEN

Gestalt des Mannes an. Aber das war, strenggenommen,
nicht der Zweck meines Besuchs, dafür hatte ich eigent-
lich meine Mark nicht bezahlt. K. Seh.

MÜNCHEN

Wandmalerei, bald von Glasmalerei, bald von Teppich-
kartons. Vielleicht die glücklichste Zeit Marc waren
die Jahre 1910—12, wo der Künstler, von der grossen
mohammedanischen Ausstellung in München vom
Sommer 191 o mächtig angeregt, in Gemälden und
höchst reizvollen Aquarellen wie den „Rehen im Wald",
„Kämpfenden Kühen", „Blauen Pferden" und dem
„Tiger" uns ebenso neuartige wie in sich vollendete
Die Münchener Neue Sezession hat dem vor einigen Kunstwerke geschenkt hat. Marc hat sich auch auf dem
Monaten gefallenen Franz Marc eine sehr umfangreiche Gebiete der Plastik bethätigt. Die Entwicklung des
Gedächtnisausstellung gewidmet, die in ihrer Übersicht- Bildhauers geht der des Malers natürlich parallel. Einen
liehen Anordnung wohl vielen das Verständnis für das besonderen Genuss bereiten die Holzschnitte aus den
Werden und Wollen Marcs leichter erschliesst als alle Jahren 1912-14, wirkliche Tiermärchen, und nicht
bisherigen Ausstellungen und Aufsätze. Man sieht, dass minder die Zeichnungen und Skizzenbücher, die die
Marcs Anfänge (1902), seine Porträts im Stil der da- Richtigkeit meiner Behauptung in meinem Nachruf auf
maligen Durchschnittsmaler der Sezession, alles andere den Künstler (Kunst und Künstler XIV, 507) beweisen,
als bedeutend waren, dass sein Talent in gewissem Sinn dass nämlich Franc Marc ehrfürchtiger denn viele andere

doch etwas beschränkt blieb, dass der Künstler in eben-
so ehrlicher wie harter Arbeit um eine neue Bildform,
um eine immer vollkommenere Lösung von einem halben
DutzendBildideen und Kompositionen rang, dass er mehr
und mehr ins Experimentieren geriet, dass ein gewisser

vor der Natur gestanden ist.

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M.

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