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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 15.1917

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Heft 5
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FRANZ MARC, WÖLFE

NEUE BÜCHER

Alfred Georg Hartmann, Das Künstlerwäld-
chen. Berlin. Bruno Cassirer 1917.
Die historische Anekdote, und besonders die
Kü'nstleranekdote, ist nicht nur, wie Boerne von ihr
sagte, der Henkel der grossen Seele, wodurch sie fass-
lich wird für den Hausgebrauch, sondern, wenn sie gut
ist, kann sie wie ein Blitzlicht die Art des Sprechenden
beleuchten und sein Verhältnis zur Kunst biossiegen.
Was kann man nicht allein aus der einen (im vor-
liegenden Büchlein leider fehlenden) Geschichte von
Manet und Courbet lernen, wo Courbet die „Olympia"
für eine Pikdame, für eine Spielkarte erklärte und
wo ihm Manet die „Billardkugel" an den Kopf
warf! Und so giebt es viele solcher Blitzlichter aus
dem Künstlerleben und manche davon hat Hartmann
sehr hübsch ausgesucht und anmutig weitererzählt.
Meistens sind es Dinge, die in den Biographien der
betreffenden Maler stehen, aber irgendwoher müssen
sie doch stammen und es ist gut, einmal eine Anzahl
aus den verschiedensten Jahrhunderten bei einander zu
haben. Am meisten Freude werden natürlich die scharf
zugespitzten Anekdoten machen, Äusserungen eines
Künstlers über einen andren, manchmal so boshaft, wie
die von Schadow oder die von Schwind. Denn wenn
solche Urteile auch nicht immer gerecht sind, so sind
sie, in ihr Gegenteil verkehrt, doch sehr aufschlussreich
über das Wesen des Urteilenden. Boecklin nennt Leibl
einmal einen denkfaulen Kerl. Nun ja, man versteht
nach seinen Bildern, was er wohl denkfleissig genannt
haben würde und denkt sich sein bitteres Teil dabei.
Sollte sich der Wunsch oder die Notwendigkeit

ergeben, dieses hübsche, von Slevogt mit einer reizen-
den Titelzeichnung geschmückte Büchlein einmal neu
aufzulegen, so könnte man es vielleicht noch durch
eine Anzahl von Anekdoten aus neuerer Zeit bereichern.
Von Liebermann giebt es noch eine Reihe zum Teil
gut beglaubigter Äusserungen, und das Kapitel Degas,
Forain und Whistler ist noch kaum in Angriffgenommen.
Das meiste davon ist allerdings ungedruckt und lebt in
mündlicher Tradition weiter, wo es ja einstweilen auch
ganz gut aufgehoben ist, und nichts veraltet so schnell,
wie ein guter Witz, wenn er gedruckt wird. Aber die
Versuchung nicht zu drucken, mag manchmal sehr gross
sein und dass uns George Moore die Geschichte aufbe-
wahrt hat von der geplanten Ernennung von Degas
zum Akademiemitglied, ist immerhin sehr dankenswert.
Denn solange man Degas kennen wird und Sargent noch
nicht ganz vergessen hat, bleibt es doch souverän ge-
sagt, dass Degas es nicht liebe, d'etre mis au poste par
les Sargents de Ville. Und erst Whistler und Oscar
Wilde IDoch derRezensent wiederstehe der Versuchung
des Ausplauderns und empfehle dieses „Künstlerwäld-
chen" zum fleissigen Spazierengehen.

Emil Waldmann.
#

Antonin Proust, Erinnerungen an Eduard
Manet. Deutsch von Frau M. Mauthner. Berlin 1917.
Bruno Cassirer.

Diese Erinnerungen des Ministers an seinen Jugend-
freund den Maler gehören zu den schönsten Künstler-
büchern, die wir überhaupt besitzen. Proust hat Manet

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