geliebt, aufrichtig, und hat ihm sein ganzes Leben hin-
durch die Treue gehalten, bis über den Tod hinaus.
Er ist für ihn eingetreten, wo und wann immer er
konnte, und er vermochte viel, und jedesmal, wenn es
sich darum handelte, für Manet etwas zu erreichen,
bei der Angelegenheit der Legion d'honneur, bei den
Ausstellungen und bei der Olympia-Aktion, immer
war Proust dabei, mit seiner Liebe und seinem En-
thusiasmus, mit seiner Überzeugung und mit seiner Be-
scheidenheit. Und das berühmte Wort am Grabe „Ma-
net et Manebit" stammt von ihm. Aber das schönste
Zeugnis dieser seltenen Freundschaft hat er in diesen
Erinnerungenniedergelegt, die er in der,,Revue Blanche"
veröffentlichte und derentwegen die betreffenden Hefte
der Zeitschrift auf Auktionen dann nachher ein be-
gehrter Artikel wurden. Denn er zeichnet hier den
Mann, wie er gewesen sein muss, in einem unretou-
chierten und deshalb so sympathischen Bilde, schlicht,
lebendig und unmittelbar, und wenn er ihn reden lässt,
glaubt man ihn zu hören. Einzelne Stellen in dem
Buche las man immer wieder, seitdem diese Erinne-
rungen in „Kunst und Künstler" erschienen waren,
und nun, wo das Ganze als Buch da ist, illustriert mit
vielen schönen Abbildungen und auf dem Titel ver-
ziert mit dem goldenen Profil von Eva Gonzales nach
Manets Radierung, da liest man es wieder auf einen
Zug durch, weil es einem jedesmal ganz neu vorkommt.
Der Stil ist, so einfach sich die Erinnerungen geben,
seltsam farbenreich und von grosser Leichtigkeit der
Hand, aber ohne alle bloss journalistische Eleganz,
plastisch bestimmt und dabei umhüllt von einer man
möchte sagen impressionistischen Atmosphäre. Und
die Übersetzung ist glänzend. Wer Manet liebt, liest
das Buch immer wieder, und wer ihn noch nicht liebt
und liest es, der wird ihn lieben, weil die grosse
Menschlichkeit, die dahinter steht, mit fortreisst.
Hier einige Notizen über Proust: Früh Journalist
gründete er, mit zweiunddreissig Jahren in Brüssel 1864
eine Zeitschrift: „La Semaine universelle", bekämpfte
1 869 lebhaft das Ministerium Olli vier und das Plebiszit.
1870 machte er als Korrespondent des „Temps" den
Feldzug der Rheinarmee mit und ward nach dem Sturz
Napoleons der Sekretär Gambettas. In den Jahren
187s, 1876, 1881, 1885 und 1889 war er Deputierter,
im Winter 1881 — 82 im Kabinett Gambetta Minister der
schönen Künste. 1892 ward er im Panamaskandal vor
ein Geschworenengericht gestellt, aber freigesprochen.
Einige seiner hauptsächlichsten Schriften sind: „Chants
populaires de la Grece moderne" (1866), „La demo-
cratie en Allemagne" (1872) — „Le prince de Bismarck,
sa correspondance" (1876), — „L'art sous la Repu-
blique" (1891) — „Un philosophe en voyage" (unter
dem Pseudonym Antoine Barthelemy, 1894).
Emil Waldmann.
FRANZ MARC, TIERSCHICKSALE
249
durch die Treue gehalten, bis über den Tod hinaus.
Er ist für ihn eingetreten, wo und wann immer er
konnte, und er vermochte viel, und jedesmal, wenn es
sich darum handelte, für Manet etwas zu erreichen,
bei der Angelegenheit der Legion d'honneur, bei den
Ausstellungen und bei der Olympia-Aktion, immer
war Proust dabei, mit seiner Liebe und seinem En-
thusiasmus, mit seiner Überzeugung und mit seiner Be-
scheidenheit. Und das berühmte Wort am Grabe „Ma-
net et Manebit" stammt von ihm. Aber das schönste
Zeugnis dieser seltenen Freundschaft hat er in diesen
Erinnerungenniedergelegt, die er in der,,Revue Blanche"
veröffentlichte und derentwegen die betreffenden Hefte
der Zeitschrift auf Auktionen dann nachher ein be-
gehrter Artikel wurden. Denn er zeichnet hier den
Mann, wie er gewesen sein muss, in einem unretou-
chierten und deshalb so sympathischen Bilde, schlicht,
lebendig und unmittelbar, und wenn er ihn reden lässt,
glaubt man ihn zu hören. Einzelne Stellen in dem
Buche las man immer wieder, seitdem diese Erinne-
rungen in „Kunst und Künstler" erschienen waren,
und nun, wo das Ganze als Buch da ist, illustriert mit
vielen schönen Abbildungen und auf dem Titel ver-
ziert mit dem goldenen Profil von Eva Gonzales nach
Manets Radierung, da liest man es wieder auf einen
Zug durch, weil es einem jedesmal ganz neu vorkommt.
Der Stil ist, so einfach sich die Erinnerungen geben,
seltsam farbenreich und von grosser Leichtigkeit der
Hand, aber ohne alle bloss journalistische Eleganz,
plastisch bestimmt und dabei umhüllt von einer man
möchte sagen impressionistischen Atmosphäre. Und
die Übersetzung ist glänzend. Wer Manet liebt, liest
das Buch immer wieder, und wer ihn noch nicht liebt
und liest es, der wird ihn lieben, weil die grosse
Menschlichkeit, die dahinter steht, mit fortreisst.
Hier einige Notizen über Proust: Früh Journalist
gründete er, mit zweiunddreissig Jahren in Brüssel 1864
eine Zeitschrift: „La Semaine universelle", bekämpfte
1 869 lebhaft das Ministerium Olli vier und das Plebiszit.
1870 machte er als Korrespondent des „Temps" den
Feldzug der Rheinarmee mit und ward nach dem Sturz
Napoleons der Sekretär Gambettas. In den Jahren
187s, 1876, 1881, 1885 und 1889 war er Deputierter,
im Winter 1881 — 82 im Kabinett Gambetta Minister der
schönen Künste. 1892 ward er im Panamaskandal vor
ein Geschworenengericht gestellt, aber freigesprochen.
Einige seiner hauptsächlichsten Schriften sind: „Chants
populaires de la Grece moderne" (1866), „La demo-
cratie en Allemagne" (1872) — „Le prince de Bismarck,
sa correspondance" (1876), — „L'art sous la Repu-
blique" (1891) — „Un philosophe en voyage" (unter
dem Pseudonym Antoine Barthelemy, 1894).
Emil Waldmann.
FRANZ MARC, TIERSCHICKSALE
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