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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 15.1917

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Heft 2
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Auktionsnachrichten
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https://doi.org/10.11588/diglit.4744#0116

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Auen bei C. F. Roos in Amsterdam wurden am
19. Juni gute Preise erzielt: No. 39. Josef Israels,
Schiffermädchen in denDünen, 30X50 cm. 4700 Gulden.
No. 53. Willem Maris, Kühe auf der Weide am heissen
Sommertag, 40X^3 cm. 3800 Gulden. No. 54. Willem
Maris, Kühe am Graben an heissemSommertag,27>:. 3 7 cm.
2800 Gulden. No. 56. A. Mauve, Bauerfrau auf dem
Wege zum Markt, 21X28 cm. 1400 Gulden.

Von den Preisen für holländische Meister des sieb-
zehntenjahrhunderts erwähnen wir: Bei Muller No. 185.
G. Brekelenkam, Pfannkuchenbäckerin, 54X441/;, cm.
2650 Gulden. (Seit der Auktion bei Muller vom
19. Juni 1913, wo dasselbe Bild mit 1125 Gulden be-
zahlt wurde, hat es also in drei Jahren eine Preissteige-
rung um mehr als das Doppelte erlebt.) No. 192. Jan
von Goyen, Ansicht von Arnheim, 1646, 44x54 cm.
10400 Gulden. BeiKleykampim Haag, 27.Juni: No. 24.
Aert van der Neer, Mondscheinlandschafr, 40x5? cm.
3500 Gulden. No. 35. Jan Steen, Herbergszene mit
betrunkenem jungen Mann, 38x25 cm. 3225 Gulden.
No. 42. Giovanni Battista Weenicx, Stilleben mit totem
Hasen und totem Geflügel, 97ll2x.75 cm. 2025 Gulden.

AMERIKANISCHE KUNSTAUKTIONEN

Die Preise auf amerikanischen Kunstversteigerungen
waren, abgesehen von alten Möbeln und kunstgewerb-
lich dekorativen Gegenständen, wieder erstaunlich nied-
rig. Wenn nicht gerade gut beglaubigte Werke der
grössten Meister der Kunstgeschichte angeboten werden,
so sind die Amerikaner sehr zurückhaltend im Kaufen.
Reine Qualität mittlerer Meister, auch wenn die Bilder
mit Echtheitsattesten der anerkanntesten Experten ver-
sehen sind, zieht in Amerika noch immer nicht. Der
Händler Blakeslee, der nun auch den zweiten Teil sei-
ner Sammlung alter Meister veräussern musste, hat ge-
schäftlich ähnlich trübe Erfahrungen gemacht, wie vor
einiger Zeit der Sammler Catholina Lambert, über dessen
Auktion wir berichteten. Fast immer blieben die Preise
weit unter dem Anschaffungswert zurück, was für einen
Kunsthändler natürlich besonders enttäuschend ist. Auch
die Museen, für die hier eine günstige Gelegenheit
gewesen wäre, ihre Bestände vorteilhaft zu ergänzen,
erwarben so gut wie gar nichts, trotzdem die amerika-
nischen Städte doch sonst soviel Geld für ihre Bildungs-
institute ausgeben. Von kunsthistorischem Standpunkt
aus wird drüben noch sehr wenig gesammelt. An sich
wäre das ja ein ganz erfreuliches Zeichen, denn irgend-
ein massiges Bild eines massigen Meisters, der zufällig

in der Kunstgeschichte vorkommt, wäre in einer Galerie
in Chicago oder St. Louis natürlich sinnlos. Aber wenn
die Bilder gut sind und der Name echt ist, sollte die
Scheu doch verschwinden. Zumal da die ganz grossen
Meister sehr selten sind und sofort von den grossen
Sammlern weggekauft werden. So gingen denn die Bil-
der der Blakeslee-Collection zum grössten Teil in den
Besitz der kleineren Händler zu meist sehr geringen
Preisen über. Wie gross die Differenz zwischen An-
kaufs- und Verkaufs-Wert sein konnte, zeigt das Beispiel
von zwei Bildnissen von Van Loo. Blakeslee hatte jedes
mit 1250 Dollar erstanden und bekam für jedes nur
105 Dollar wieder.

No. 6. Schule desClouet, Mädchenbildnis 400Dollar;
No. 8. G. Pencz, Damenbildnis 1050 Dollar; No. 9.
Gerard Terborch, Mandolinenspieler 625 Dollar; No. 10.
Joshua Reynolds, Duchesse StrafFord 2250 Dollar (Bild-
nisse von Reynolds waren doch sonst in Amerika so be-
liebt!); No.29.SalomonRuisdael,Landschaftio25 Dollar;
No. 33a. Botticini, Madonna mit Kind iojo Dollar;
No. 35. Largilliere, Damenbildnis 1 100 Dollar; No. 57.
Del Mazo, Damenbildnis 460 Dollar; No. 78. Mierevelr,
Porträtgruppe 300 Dollar; No. 89. Amberger, Christus-
köpfchen (30X20 cm); 300 Dollar.

Das waren die höchsten Preise. Andre Bilder wur-
den direkt verschleudert und das Gesamtresultat blieb
mit seinen 68000 Dollar um die Hälfte hinter dem er-
warteten Erlös zutück. — Dagegen bleiben die Preise
für amerikanische Kunst, auch für solche Maler, die
nicht Nachläufer der Barbizonschule sind, wie Winslow
Homer und Georges Innes in weiterem Steigen, ebenso
wie die für R. Blakelock.

Wo Mr. Pierpont Morgan das Kunsterbe seines
Vaters verkauft, erfährt man nicht so recht, wahrschein-
lich unter der Hand an die andren grossen Sammler.
Wenigstens hat Joseph E. Widener, ein Sohn des ver-
storbenen P. A. B. Widener, das berühmte Mazaringe-
hänge von Morgan gekauft, wie man sagt um fast eine
Million Mark. Mr. Morgan jr., den Kunst gar nicht
interessiert, wurde vom Metropolitan-Museum in New
York zum „Wohlthäter des Museums" ernannt. Ob man
damit einen letzten Versuch machte, seinem Kunstver-
kauf vorzubeugen und die Sammlung, die der Vater doch
in irgendeiner Weise dem Museum zugedacht hatte,
dem Museum auch zu erhalten, oder ob es wirklich der
Dank dafür war, dass er dem Museum wenigstens einige
Bilder hinterliess, entzieht sich unsrer Kenntnis. Jeden-
falls hat der junge Morgan mit seinem lebhaften Erwerbs-
sinn die gute alte Tradition der grossen amerikanischen
Sammler durchbrochen. E. W.

FÜNFZEHNTER JAHRGANG. ZWEITES HEFT. REDAKTIONSSCHLUSS AM 20. OKTOBER. AUSGABE AM I. NOVEMBER NEUNZEHNHUNDERTSECHZEHN
REDAKTION: KARL SCHEFFLER, BERLIN; VERLAG VON BRUNO CASSIRER IN BERLIN. GEDRUCKT IN DER OFFIZIN

VON W. DRUGULIN ZU LEIPZIG

Kl
 
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