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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 15.1917

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Heft 3
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Wolfradt, Willi: Form und Format
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https://doi.org/10.11588/diglit.4744#0137

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WILHELM TRUBNER, KLOSTER SEEON. 18

FORM UND FORM AT

VON

WILLI WOLFRADT

Die Erkenntnis, dass der Wert eines Gemäldes
nicht durch ein Flächenmaass ausgedrückt
werden kann und nicht notwendigerweise von seiner
Ausdehnung abhängt, ist die Selbsterkenntnis einer
quantitativischen Kultur; und wie es eben das Los
der Selbsterkenntnisse ist, als Erziehungsdogmen
zur Anwendung zu gelangen, so hat unsere Kultur
dieseErkenntnis zum Grundsatz ihrer Kunsterziehung
gemacht. Wer auf Bildung Anspruch erheben will,
der darf nicht aus den Wolken fallen, wenn ihm
erzählt wird, dass ein ganz kleines Bild einen Haufen
Geld gekostet hat, für den man sein ganzes Haus
hätte ausmalen lassen können; die völlige Indifferenz

der Qualität gegenüber der Quantität ist eine
„Selbstverständlichkeit" geworden und wird, wie
alle diese Selbstverständlichkeiten, schon demkleinen
Kinde beigebracht, damit es später nicht in seiner
Naivität die quantitativische Kultur kompromittiere.
Erst diese Folgerung aus einer billigen, jedoch
richtigen Erkenntnis ist grundfalsch. Zwischen
Quantität und Qualität obwalten eine Menge un-
mittelbarer Beziehungen, und ganz gewiss ist der
ästhetische Formwert abhängig von dem Format,
in dem er zur Äusserung gelangt.

Nichts hat die allgemeine irrtümliche An-
sicht mehr befestigt, als die Ausbreitung der

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