BERLIN
Mit Bezug auf das, was Julius Elias im Januarheft
über Gulbransson geschrieben hat, bilden wir eine
Karikatur ab, die der merkwürdige Norweger schon
1899 in einer kleinen Zeitschrift seiner Heimat, dem
„Tyrihans", veröffentlicht hat.
BONN
Kurz vor Weihnachten ist im Kunstbaus Hermann
Zirkel eine Ausstellung, fast fünfhundert Werke zeit-
genössischer und früherer Meister umfassend, eröffnet
worden. Es handelt sich um ein Unternehmen, das
nicht nur für Bonn, sondern für das Rheinland von Be-
deutung werden kann. Die Räume werden an Grösse
durch kein Kunsthaus übertroffen, und die Ausstellung
bietet manches Interessante. Vor allem sei auf die zwei
grosse Kojen füllende Sonderschau der formenstrengen,
oft symbolhaften und immer seltsam eindringlich wirken-
den Wachstemperalandschaften von Professor Alfred
Lüdke, München, dem künstlerischen Leiter des Unter-
nehmens, hingewiesen. Dazu gesellt sich eine Kollektiv-
Ausstellung der frischen, gesunden und immer aus dem
Vollen schöpfenden Landschaften FritzOsswalds, ferner
eine Anzahl der phantastischen, an Stuck gemahnenden
Figurenkompositionen von Frey-Mook, eine Wand mit
kräftigfeinen Blumenstücken und Stilleben von L. C.
Wessel, eine Sonderschau figürlicher Arbeiten und Bild-
nisse von Professor Alexander Frenz und eine Auswahl
der bekannten böcklinisierenden Landschaften von
Hermann Rüdisühli. Ausserdem sind mit einzelnen
guten Leistungen vertreten Karl Ederer, Joseph Fut-
terer, Angelo Jank, Gerhard Janssen, Eugen Kampf,
E. Küstner, Wilhelm Schreuer, Theo Winter und von
alteren Meistern Andreas Achenbach, Benno Adam,
Rudolf Bendemann, Gilbert von Canal, Louis Chantal
und Willroider. Aus der Reihe der Plastiken verdienen
die Arbeiten von Karl Menser-Bonn, meist Klein-
bronzen, hervorgehoben zu werden. W. B.
«■
DÜSSELDORF
Im Dezember ist als dritte der Ausstellungen zur
Geschichte der Düsseldorfer Malerei in den Städtischen
Kunstsammlungen eine umfangreiche Ausstellung der
Graphik Andreas Acheribachs, verbunden mit einer
Auswahl von Aquarellen und Handzeichnungen eröffnet
worden. Vielleicht noch mehr als die beiden vorher-
gehenden Ausstellungen, die Alfred Rethel und Oswald
Achenbach gewidmet waren, dürfte diese Darbietung
von Arbeiten des viel gefeierten und befehdeten Düssel-
dorfer Meisters auf die Kunstfreunde Anziehung aus-
üben, da sie in das menschlich-intime Schaffen des
Künstlers einen ganz neuen Einblick gewährt und
namentlich in den witzigen Satiren und Zerrbildern
eine Seite seiner Thätigkeit beleuchtet, die bis heute
fast unbekannt war.
Den Anfang machen die Steindrucke, unter denen
als selten gezeigtes Schaustück der farbige grosse Fries
der Düsseldorfer Künstler von 1837 hervorragt. Eine
besondere Gruppe bilden die politischen Karikaturen
auf das „tolle Jahr" 1848 aus dem ersten Bande der
Düsseldorfer Monatshefte. Einzelne Blätter können
ohne Übertreibung zu den besten deutschen Karikaturen
des Revolutionsjahres gezählt werden. Dazu gesellen
sich Holzschnitte aus der gleichen Zeitschrift, und auch
unter diesen giebt es köstliche Satiren.
Von den teils gezeichneten, teils radierten oder
aquarellierten Karikaturen auf das bürgerliche Leben
seien die lavierte Bleistiftzeichnung der Betrunkenen
im Wirtshause, das Karikaturbildnis des Düsseldorfer
Theaterdirektors W Henkel als Wallenstein, die drang-
vollfürchterliche Enge auf dem „Olymp" des dortigen
Theaters, der Düsseldorfer Karneval von 1842, der
handkolorierte Steindruck der Champagnertrinker und
die in Rom 1 843 ausgeführten Aquarelle mit den Zerr-
bildern einer Tänzerin und des buckligen, geckenhaft
gekleideten Landschaftsmalers Bernhard Fries als glän-
zende Proben der physiognomischen Begabung Achen-
bachs hervorgehoben.
Besonders zahlreich sind natürlich die Arbeiten aus
dem Sondergebiete des Meisters, der Landschaft, dem
Seestück, norwegische und holländische Motive und
technisch meisterhafte Radierungen. Dagegen ist die
Ausbeute seines Aufenthaltes in Italien, der sich von
1843 bis 1 845 ausdehnte, nicht allzu reich. Achenbachs
Streben ging nach dem Norden, und italienische Motive
wie der Ätna mit der weiten fruchtbaren Ebene im
Vordergrunde (1847) treten an Zahl weit zurück hinter
den Bildern von der nordischen Wasserkante und vom
Niederrhein. Eine Schärenlandschaft aus Tibfyald in
Norwegen, eine grautonige Kirmes im alten Blanken-
berghe, eine Häusergruppe im Haag, eine Dorfland-
schaft mit Gänseherde, Ansichten aus Zweifaltern im
Erfttal, von Neuss, ein Motiv bei Hulchrath zeigen
seinen treffsicheren malerischen Blick und seine liebe-
volle und sorgsame Wasserfarbentechnik, gelegentlich
auch impressionistische Neigungen, die seinen Gemälden
fremd sind. Ein englisches Skizzenbuch, in Manchester
1857 begonnen, enthält in der Hauptsache Bleistift-
skizzen von holländischen Gemälden, die auf der „Exhi-
bition of art treasures of the united Kingdom" vom
Jahre 1857 in Manchester vereinigt waren, und eigene
Seestücke.
Der Katalog verzeichnet zum ersten Male vollständig
das gesamte graphische Werk Andreas Achenbachs.
Neben einigenDüsseldorfer undDürenerKunstfreunden
haben sich der Verein „Malkasten", die Landes- und
Stadtbibliothek so wie die Bremer Kunsthalle in dankens-
werter Weise durch Leihgaben verdient gemacht.
Walter Bombe.
L44
Mit Bezug auf das, was Julius Elias im Januarheft
über Gulbransson geschrieben hat, bilden wir eine
Karikatur ab, die der merkwürdige Norweger schon
1899 in einer kleinen Zeitschrift seiner Heimat, dem
„Tyrihans", veröffentlicht hat.
BONN
Kurz vor Weihnachten ist im Kunstbaus Hermann
Zirkel eine Ausstellung, fast fünfhundert Werke zeit-
genössischer und früherer Meister umfassend, eröffnet
worden. Es handelt sich um ein Unternehmen, das
nicht nur für Bonn, sondern für das Rheinland von Be-
deutung werden kann. Die Räume werden an Grösse
durch kein Kunsthaus übertroffen, und die Ausstellung
bietet manches Interessante. Vor allem sei auf die zwei
grosse Kojen füllende Sonderschau der formenstrengen,
oft symbolhaften und immer seltsam eindringlich wirken-
den Wachstemperalandschaften von Professor Alfred
Lüdke, München, dem künstlerischen Leiter des Unter-
nehmens, hingewiesen. Dazu gesellt sich eine Kollektiv-
Ausstellung der frischen, gesunden und immer aus dem
Vollen schöpfenden Landschaften FritzOsswalds, ferner
eine Anzahl der phantastischen, an Stuck gemahnenden
Figurenkompositionen von Frey-Mook, eine Wand mit
kräftigfeinen Blumenstücken und Stilleben von L. C.
Wessel, eine Sonderschau figürlicher Arbeiten und Bild-
nisse von Professor Alexander Frenz und eine Auswahl
der bekannten böcklinisierenden Landschaften von
Hermann Rüdisühli. Ausserdem sind mit einzelnen
guten Leistungen vertreten Karl Ederer, Joseph Fut-
terer, Angelo Jank, Gerhard Janssen, Eugen Kampf,
E. Küstner, Wilhelm Schreuer, Theo Winter und von
alteren Meistern Andreas Achenbach, Benno Adam,
Rudolf Bendemann, Gilbert von Canal, Louis Chantal
und Willroider. Aus der Reihe der Plastiken verdienen
die Arbeiten von Karl Menser-Bonn, meist Klein-
bronzen, hervorgehoben zu werden. W. B.
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DÜSSELDORF
Im Dezember ist als dritte der Ausstellungen zur
Geschichte der Düsseldorfer Malerei in den Städtischen
Kunstsammlungen eine umfangreiche Ausstellung der
Graphik Andreas Acheribachs, verbunden mit einer
Auswahl von Aquarellen und Handzeichnungen eröffnet
worden. Vielleicht noch mehr als die beiden vorher-
gehenden Ausstellungen, die Alfred Rethel und Oswald
Achenbach gewidmet waren, dürfte diese Darbietung
von Arbeiten des viel gefeierten und befehdeten Düssel-
dorfer Meisters auf die Kunstfreunde Anziehung aus-
üben, da sie in das menschlich-intime Schaffen des
Künstlers einen ganz neuen Einblick gewährt und
namentlich in den witzigen Satiren und Zerrbildern
eine Seite seiner Thätigkeit beleuchtet, die bis heute
fast unbekannt war.
Den Anfang machen die Steindrucke, unter denen
als selten gezeigtes Schaustück der farbige grosse Fries
der Düsseldorfer Künstler von 1837 hervorragt. Eine
besondere Gruppe bilden die politischen Karikaturen
auf das „tolle Jahr" 1848 aus dem ersten Bande der
Düsseldorfer Monatshefte. Einzelne Blätter können
ohne Übertreibung zu den besten deutschen Karikaturen
des Revolutionsjahres gezählt werden. Dazu gesellen
sich Holzschnitte aus der gleichen Zeitschrift, und auch
unter diesen giebt es köstliche Satiren.
Von den teils gezeichneten, teils radierten oder
aquarellierten Karikaturen auf das bürgerliche Leben
seien die lavierte Bleistiftzeichnung der Betrunkenen
im Wirtshause, das Karikaturbildnis des Düsseldorfer
Theaterdirektors W Henkel als Wallenstein, die drang-
vollfürchterliche Enge auf dem „Olymp" des dortigen
Theaters, der Düsseldorfer Karneval von 1842, der
handkolorierte Steindruck der Champagnertrinker und
die in Rom 1 843 ausgeführten Aquarelle mit den Zerr-
bildern einer Tänzerin und des buckligen, geckenhaft
gekleideten Landschaftsmalers Bernhard Fries als glän-
zende Proben der physiognomischen Begabung Achen-
bachs hervorgehoben.
Besonders zahlreich sind natürlich die Arbeiten aus
dem Sondergebiete des Meisters, der Landschaft, dem
Seestück, norwegische und holländische Motive und
technisch meisterhafte Radierungen. Dagegen ist die
Ausbeute seines Aufenthaltes in Italien, der sich von
1843 bis 1 845 ausdehnte, nicht allzu reich. Achenbachs
Streben ging nach dem Norden, und italienische Motive
wie der Ätna mit der weiten fruchtbaren Ebene im
Vordergrunde (1847) treten an Zahl weit zurück hinter
den Bildern von der nordischen Wasserkante und vom
Niederrhein. Eine Schärenlandschaft aus Tibfyald in
Norwegen, eine grautonige Kirmes im alten Blanken-
berghe, eine Häusergruppe im Haag, eine Dorfland-
schaft mit Gänseherde, Ansichten aus Zweifaltern im
Erfttal, von Neuss, ein Motiv bei Hulchrath zeigen
seinen treffsicheren malerischen Blick und seine liebe-
volle und sorgsame Wasserfarbentechnik, gelegentlich
auch impressionistische Neigungen, die seinen Gemälden
fremd sind. Ein englisches Skizzenbuch, in Manchester
1857 begonnen, enthält in der Hauptsache Bleistift-
skizzen von holländischen Gemälden, die auf der „Exhi-
bition of art treasures of the united Kingdom" vom
Jahre 1857 in Manchester vereinigt waren, und eigene
Seestücke.
Der Katalog verzeichnet zum ersten Male vollständig
das gesamte graphische Werk Andreas Achenbachs.
Neben einigenDüsseldorfer undDürenerKunstfreunden
haben sich der Verein „Malkasten", die Landes- und
Stadtbibliothek so wie die Bremer Kunsthalle in dankens-
werter Weise durch Leihgaben verdient gemacht.
Walter Bombe.
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