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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 15.1917

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Heft 6
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Scheffler, Karl: Rudolf Grossmann
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https://doi.org/10.11588/diglit.4744#0287

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RUDOLF GROSSMANN, TARTENKIRCHEN

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RUDOLF GROSSMANN

VON

KARL SCHEFFLER

In dem bekannten Buch über das Zigeunerleben
der Künstler von Henri Murger giebt es eine Stelle,
wo erzählt wird, wie die Bohcmiens endlich ihr
genialisches Bummelleben aufgeben, um sich den
Forderungen der bürgerlichen Welt zu fügen, wie
sie aufhören den Bourgeois mit der Freiheit der
Besitzlosen zu ärgern und zu verblüffen, kurz, wie
sie als Menschen und als Künstler „solide werden".
An diese mit geistreicher Beobachtungsgabe ge-
schriebene Stelle konnte man vor den Bildern von
Rudolf Grossmann denken, die neulich bei Paul
Cassirer ausgestellt waren. Denn dieser Maler tritt

unverkennbar in ein neues Stadium, er bemüht sich
offenbar solide zu werden, nachdem er lange zu
den reinsten Erscheinungen der Künstlerboheme
gehört hat, denen man auf dem einem Zigeuner-
tum der Künstler sonst nicht günstigen Boden
Berlins begegnen konnte. Grossmanns Malerei tritt
gesitteter auf und ruhiger; und es ist überhaupt
bezeichnend, dass der Künstler sich jetzt von der
Zeichnung mehr der Malerei, die strengere Konzen-
tation verlangt, zuwendet. Die flüchtige Skizze, die
Eingebung des Augenblicks rundet sich zum abge-
schlossenen, sorgfältiger komponierten und in allen

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