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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 15.1917

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Heft 7
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Kunstausstellungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.4744#0366

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R. VON HORSCHELMANN, ZEICHNUNG
AUSGESTELLT BEI CASPARI, MÜNCHEN

Leo von König gehört zu jenen Künstlern, deren
Gesinnung viel Schätzung verdient, die aber die Kunst
besser kennen und verstehen, als dass sie gestalten
könnten. Sie regen sich und den Betrachter zu grossen
Forderungen auf, können das Ziel aber nur andeuten-
Das ist Problematik — aber eine höchst edle.

Die Ausstellung von Bildern Carl Strathmanns in
der Berliner Sezession war nicht, was man gewünscht
hätte. Eine Kollektivausstellung dieses Künstlers musste
sehr kritisch gemacht werden, sehr geschmackvoll und
zurückhaltend. Mit einer Anhäufung der grossen Bilder
Strathmanns — die nicht seine besten sind — ist es nicht
gethan. Es wäre ungerecht, auf Grund dieser Veran-
staltung eine abschliessende Charakteristik zu geben.
Es sei eine bessere Gelegenheit abgewartet.

Bei Fritz Gurlitt hatte Lene
Schneider-Kainer fast ein halbes
Hundert Bilder ausgestellt, die von
einem geistreichen Talent, von
kluger Einsicht und graziöser Ver-
wegenheit zeugen. Es ist das Glück
dieser Künstlerin, dass sie nicht weiss,
wie tief dass Wasser ist, auf dessen
dünner Eisdecke sie so kühn Schlitt-
schuh läuft.

Der im Krieg emporgekommene
Erich Büttner zeigte bei Amsler und
Ruthardt seine Zeichnungen und
graphischen Blätter. Büttner ist
einer jener tüchtigen Zeichner,
deren Stärke in der schnellen An-
empfindung liegt. Er ist im höchsten
Maasse brauchbar, um zu illustrieren
oder um Zeichnungen zur Zeit-
geschichte zu liefern; er populari-
siert die neuen Grundsätze der
Kunst, kann sehr verschiedenartig
gestalten und hält doch immer ein
gewisses Niveau. Er ist geschickt,
ohne mit seiner Geschicklichkeit
Missbrauch zu treiben und kann
sich einstellen, wie die Umstände
es erfordern, ohne als Künstler
charakterlos zu werden. Einem sol-
chen Talent kann es an vielfacher
Beschäftigung und an Schätzung
nicht fehlen. K. Seh.

MÜNCHEN

BeiCasßaii erfreute eine grössere
Ausstellung graphischer Arbeiten
von Rolf von Hörschelmann. Dieser
Deutschrusse voll echt deutschen romantischen Emp-
findens kommt in seinen Holzschnitten, Zeichnungen und
Buchillustrationen seinem Ideal immer näher. Ist Emil
Preetorius mehr literarisch romantisch, mehr Humorist
und in seinem Stil von englischer Graphik nicht ganz
unbeeinflusst, so ist Hörschelmann reiner Lyriker, voll
ursprünglichen romantischen Naturempfindens und ver-
rät höchstens hin und wieder, dass er Doree, Slevogt
und Gogh von Herzen verehrt. Ähnlich wie Preetorius
hat auch Hörschelmann namentlich zu Anfang das Sil-
houettenstück zu neuen Wirkungen wieder lebendig
gemacht, aber bei Hörschelmann stellt sich wie bei allen
seinen Arbeiten ein ganz anderer märchenhafter Cha-
rakter ein. Hörschelmanns Hand wird zusehends leich-
ter und seine Naturphantasien erhalten mehr und mehr
die gewünschte Duftigkeit. M.

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