In einer Gesellschaft erzählte die Frau eines be-
kannten Malers in ungemein lebendiger Weise von
einem französischen Herrensitz. Sie schilderte das
mit einem stolzen Wappenspruch geschmückte Portal,
die feierliche Herbststimmnng des Parks, die Vornehm-
heit der Schlossarchitektur und die melancholische
Einsamkeit so eindringlich, dass die Gesellschaft
ganz im Banne der romantischen Erzählung war
und lautlos zuhörte. In die Stille platzte Liebermann
mit dieser Bemerkung hinein: „Det ist gerade so wie
neulich im Grunewald. Da war en Haus mit'n Spruch:
Klein aber mein. Und davor war'n Schild: is zu ver-
koofen".
Das Kind: „Kommt dasBildnu zuPapa ins Museum?"
Liebermann: „Ja, jetzt kommt das Bild zu Papa".
Das Kind: „Und dann kommt ein goldener Rahmen
darum?"
Liebermann: „Ja, dann wird es eingerahmt."
Das Kind: „Und dann wird es auch wohl schön?"
Auf einem Fest wurde Liebermann gefragt, ob er
die dritte Frau eines Künstlers, der in dem Ruf stand,
seine Frauen oft und schnell zu wechseln, kennen
lernen möchte. Er sagte: „Nee, die überspring ick".
Liebermann hat einst das kleine Töchterchen Bodes
gemalt. Als die Sitzungen beendet waren, stellte sich
die Kleine vor das Bild und fragte: „Ist das Bild nu
fertig?"
Liebermann: „Ja, jetzt ist das Bild fertig."
«
Liebermann zu einem Käufer, der ihn zur Viel-
malerei verführen wollte: „Wissen Sie, lieber Herr,
ich bin nicht mit der Kunst verheiratet; ich habe ein
Verhältnis mit ihr."
ILLUSTRATION ZU KLEISTS KLEINEN ERZÄHLUNGEN. LITHOGRAPHIE
FÜNFZEHNTER JAHRGANG. ZEHNTES
HEFT. REDAKTIONSSCHLUSS AM 9. JUNI. AUSGABE AM I. JULI NEUNZEHNHUNDERTSIEBZEHN
REDAKTION: KARL SCHEFFLER,
BERLIN; VERLAG VON BRUNO CASSIRER IN BERLIN. GEDRUCKT IN DER OFFIZIN
VON W. DRUGULIN ZU LEIPZIG
kannten Malers in ungemein lebendiger Weise von
einem französischen Herrensitz. Sie schilderte das
mit einem stolzen Wappenspruch geschmückte Portal,
die feierliche Herbststimmnng des Parks, die Vornehm-
heit der Schlossarchitektur und die melancholische
Einsamkeit so eindringlich, dass die Gesellschaft
ganz im Banne der romantischen Erzählung war
und lautlos zuhörte. In die Stille platzte Liebermann
mit dieser Bemerkung hinein: „Det ist gerade so wie
neulich im Grunewald. Da war en Haus mit'n Spruch:
Klein aber mein. Und davor war'n Schild: is zu ver-
koofen".
Das Kind: „Kommt dasBildnu zuPapa ins Museum?"
Liebermann: „Ja, jetzt kommt das Bild zu Papa".
Das Kind: „Und dann kommt ein goldener Rahmen
darum?"
Liebermann: „Ja, dann wird es eingerahmt."
Das Kind: „Und dann wird es auch wohl schön?"
Auf einem Fest wurde Liebermann gefragt, ob er
die dritte Frau eines Künstlers, der in dem Ruf stand,
seine Frauen oft und schnell zu wechseln, kennen
lernen möchte. Er sagte: „Nee, die überspring ick".
Liebermann hat einst das kleine Töchterchen Bodes
gemalt. Als die Sitzungen beendet waren, stellte sich
die Kleine vor das Bild und fragte: „Ist das Bild nu
fertig?"
Liebermann: „Ja, jetzt ist das Bild fertig."
«
Liebermann zu einem Käufer, der ihn zur Viel-
malerei verführen wollte: „Wissen Sie, lieber Herr,
ich bin nicht mit der Kunst verheiratet; ich habe ein
Verhältnis mit ihr."
ILLUSTRATION ZU KLEISTS KLEINEN ERZÄHLUNGEN. LITHOGRAPHIE
FÜNFZEHNTER JAHRGANG. ZEHNTES
HEFT. REDAKTIONSSCHLUSS AM 9. JUNI. AUSGABE AM I. JULI NEUNZEHNHUNDERTSIEBZEHN
REDAKTION: KARL SCHEFFLER,
BERLIN; VERLAG VON BRUNO CASSIRER IN BERLIN. GEDRUCKT IN DER OFFIZIN
VON W. DRUGULIN ZU LEIPZIG