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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 15.1917

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Heft 4
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Pauli, Gustav: Wasmann
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https://doi.org/10.11588/diglit.4744#0176

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deutschen Malern seiner Zeit zuteil ge-
worden waren. Aber er Hess sie brach
liegen, gerade als sie ihm die ersten
reifen Früchte getragen hatten. Und
dabei war dieser Mann, der seinen
Genius im Stiche Hess, der sich von
seiner Heimat und von dem Glauben
seiner Jugend abwandte, treu und edel
geartet. Nicht einer von jenen Selte-
nen, die in kindlicher Reinheit unan-
gefochten durchs Leben wandeln, son-
dern einer, der die Versuchung kannte,
der aber in einer äusserst gesteigerten
Gewissenhaftigkeit unter seinen Schwä-
chen und Fehlern über die Maassen litt,
da ihm der Balsam der Eigenliebe fehlte,
mit dem die andern ihre Seelengebre-
chen kurieren.

So stellt er sich uns dar als Schrift-
steller in seiner Selbstbiographie und
als Maler in seinen Bildern und Zeich-
nungen. Eigentlich enthüllt sein Buch
nichts, was seine Bilder uns nicht ohne-
hin erraten liessen. Doch wer möchte
dieses Buch darum missen! Er hat es
geschrieben als ein Sechziger und als
ein Fertiger. Damals hatte er längst
den Frieden gefunden, den seine Jugend
ersehnt hatte — als ob er die Erlösung
wäre, da er doch nur die Bindung war.
Sein Leben, das einstmals munter be-
wegt dahingeströmt war, muss damals
vor ihm gelegen haben wie ein stiller
Weiherzwischen hohen Bergen. Er war
resigniert, doch ohne Bitterkeit; viel-
missversteht. Zum Beispiel scheint einer simpel und leicht war er zufrieden.

leicht übersehbar zu sein, während er voller Hinter- Und da er Müsse hatte, nachdem die Menschen

gründe und heimlicher Überraschungen steckt. Wer seiner Malerkunst weniger begehrten, vertauschte
will sich da die Zeit nehmen, genauer hinzuschauen! er eines schönen Tages den Pinsel mit der Feder
Die Romanen verwechseln dies Wesen wohl gar und beschwor seine Jugend noch einmal vor sein
mit der ihnen geläufigen Kunst der Verstellung und geistiges Auge zurück. Dem stillen Gewässer ent-
wittern Tücke. Aber eben diese fehlt so sehr, dass stiegen die Schatten alter Fröhlichkeiten und alter
gerade die Harmlosigkeit des Betreffenden es ist, die Seelennöte, viele freundliche und wenige düstere
das Problem erschwert. Gesichte. Er sah sie alle und sich selber, wie er ge-

Solch eine scheinbar einfache, in Wahrheit wesen war, gelassen an, und beschrieb dieses im
problematische Natur war Wasmann. Ihm fehlte unschuldigen Genüsse des Nacherlebens. Der letzte
es nicht an Talent, sondern an der Bewusstheit Satz, mit dem er die Feder aus der Hand legte,
seiner Begabung, nicht an Charakter, sondern an lautete: ,,Dieses habe ich in meinem zweiundsech-
Konsequenz und an einer gewissen Härte gegen zigsten Lebensjahre geschrieben und bitte die, welche
sich selbst. Was hätte er aus sich machen es lesen, um ein Vaterunser, damit ich bei Gott
können! Er besass Vorzüge, die nur wenigen Gnade und Vergebung der Sünden finden möge."—

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FRIEDRICH WASMANN, DIE SCHWESTER DES KÜNSTLERS, ZEICHNUNG

NATIONALGALERIE, SAMMLUNG GRÖNVOLD

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