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Deutscher Altphilologenverband [Hrsg.]
Mitteilungsblatt des Deutschen Altphilologenverbandes — 39.1996

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Nr. 2
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Varia
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Heath, Harald: Das Landesseminar Alte Sprachen 1996 der Stiftung "Humanismus heute"
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Varia

Das Landesseminar Aite Sprachen 1996 der
Stiftung „Humanismus heute"
Das zehnte Landesseminar Alte Sprachen
hat vom 18. bis 23. März 1996 in den Räumen
des Klosterhospizes Neresheim unter der Lei-
tung von Herrn OstR Gottfried Becker, Herrn
StD i. R. Harald Heath und Frau AdL Barbara
Selz stattgefunden. Teilgenommen haben 25
Schülerinnen und Schüler, die sich durch eine
Wettbewerbsarbeit bei der Stiftung
„Humanismus heute" (Stiftung des Landes Ba-
den-Württemberg) qualifiziert hatten. Anlage
und Durchführung des Seminars entsprachen
dem in Jahren entwickelten Modell, das hier
kurz skizziert sei:
* Da uns in den Alten Sprachen ebenso poe-
tisch-literarische wie philosophische, histori-
sche und fachwissenschaftliche Texte über-
liefert sind, ist das fächerverbindende Prinzip
vorgegeben.
* Ziel ist, an einem übergeordneten Thema,
das junge Menschen existentiell betrifft, das
Denken in Zusammenhängen zu üben.
* Das Thema wird nicht vorher benannt, son-
dern von den Schülern aus der Durcharbei-
tung aufeinanderfolgender Gruppen von
Texten, die jeweils einen Aspekt verdeutli-
chen, im Lauf der Woche gefunden.
* Die Schüler finden ohne Leitfragen selb-
ständig den gemeinsamen Aspekt einer je-
weiligen Gruppe von Texten heraus und ver-
knüpfen die Aussagen miteinander.
* Die in antiken Texten gefundenen Grundge-
danken und Leitbegriffe werden in der Bil-
denden Kunst, der Musik und der neueren
Philosophie verfolgt und erweitert.
* Die Bedeutung des Wochenthemas wird je-
weils in einer heutigen Fachwissenschaft
durch einen kompetenten Vertreter (i. a. ei-
nen Universitätsprofessor) dargestellt.
* Die in ihrer Folge sorgfältig aufeinander
abgestimmten Texte und Bilder werden von

den Schülern in einer Mappe gesammelt, er-
gänzt durch die Mitschriften der Ergebnisse.
Sie kann als Grundlage für einen Vortrag in
der jeweiligen Schule und für die eigene
Nacharbeit dienen.
* In einem abschließenden Gespräch werden
die einzelnen Aspekte in ihrer Folge noch
einmal reflektiert und zusammengefaßt.
Das Gesamtthema des diesjährigen Seminars
war „Grenzen". Die Folge der Aspekte und der
Arbeitsgang der Woche sind aus dem Inhalts-
verzeichnis der Arbeitsmappe ablesbar. Als
Fachreferent erarbeitete Professor Dr. Heinz
Müller-Dietz, Saarbrücken, mit den Schülern
aus dem Text des Bundesverfassungsgerichtsur-
teils vom 16.10.1977 grundlegende Grenzbe-
griffe der Rechtswissenschaft.
Die Atmospäre des Tagungsortes hat zum Ge-
lingen der Woche nicht unwesentlich beigetra-
gen. Die geschlossene Anlage des Klosterhospi-
zes ermöglichte die unerläßliche Konzentration,
das Kunstwerk der Kirche und der Tagesrhyth-
mus des Konvents machten den Zusammenhang
zwischen Ästhetischem, Geistigem und Praxis
in der europäischen Tradition erlebbar, die Be-
tfeuung der Tagung durch die Patres bot den
Schülern Anlaß zu kritischen Fragen, die durch-
aus in die Tiefe gingen.
Einige Ausschnitte aus Schülerbriefen lassen
erkennen, wie nachdenklich die Woche die
Schüler gemacht hat:
„Ich muß zugeben, daß sich einiges bei mir
verändert hat und ich viele Dinge neu sehe,
umfassender, aus anderen Perspektiven - und
zugleich doch auch genauer; wie jemand, der
auf eine Anhöhe gestiegen, das sich nun unter-
halb von ihm Befindende von einem ganz ande-
ren Punkt aus sieht... Das Erstaunliche war, daß
das Seminar selbst eine solche Anhöhe war. Es
wurde ein ganz neuer, hoher Standpunkt gebo-
ten, dessen Besonderheit darin lag, daß er sich
nicht zum alleinigen Standpunkt erklärte, son-

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