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Deutscher Altphilologenverband [Editor]
Mitteilungsblatt des Deutschen Altphilologenverbandes — 39.1996

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Nr. 3
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https://doi.org/10.11588/diglit.33062#0180

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regionale Sammlungen kaum vorhanden sind.
Zudem reicht das historische Spektrum vom
Mittelalter bis zur unmittelbaren Gegenwart und
läßt das aufgefundene epigraphische Material
eine sprachliche Vielfalt der Latinität erkennen,
wie sie sonst im Latein-Unterricht nur schwer
zu vermitteln ist. Zur sprachlich-philologischen
Aufgabenstellung trat noch die historische: die
gefundenen Inschriften sollten - soweit möglich
- in ihren historischen Kontext gestellt und ihr
geschichtlicher Hintergrund erläutert werden.
Schon die bisher eingetroffenen Sammlungen
bieten auch literarische Kostbarkeiten wie z. B.
bisher unpublizierte barocke Grab-Epigramme,
interessante Chronosticha, Klassiker- und Bi-
belzitate in großer Zahl, bis jetzt nicht gedeutete
Emblem-Inschriften u. a. m. Doch über all den
epigraphisch-sachlichen Gewinn hinausgehend
verfolgt die Arbeit an diesem Projekt noch ein
pädagogisch-kulturvermittelndes Anliegen: Die
Schüler sollten einmal das Latein in einer ande-
ren Perspektive erleben, in einer allzeit gegen-
wärtigen und in ihrer Umwelt auffindbaren, und
sollten nebenbei die ihnen meist unbekannten
historischen Bauwerke ihrer unmittelbaren Um-
gebung (Kirchen, Klöster, Denkmäler, Friedhö-
fe, Schlösser, Burgen etc.) kennenlernen. Dabei
konnten die Schüler überdies ihrem Entdecker-
geist frönen und noch ganz nebenbei ihr zumeist
vorhandenes technisches Interesse befriedigen,
da die Inschriften - was oft das Schwierigste ist
- fotografiert und in den Computer eingegeben
werden sollten. So ist das Schüler- und auch
Lehrer-Echo bis jetzt überaus positiv, und die
vernünftigen Prinzipien des Projekt-Unterrichts
wie z. B. Selbsttätigkeit, forschendes Lernen
und „Learning-by-doing" scheinen endlich ein-
mal mit Erfolg und bundesweit im Fach Latein
gegriffen zu haben. Im Herbst 1996 soll das
Ergebnis der österreichischen Öffentlichkeit
vorgestellt werden - regionale Präsentationen,
die auch tn den Medien ihren Niederschlag ge-
funden haben, hat es schon im November 1995
gegeben. Eine Publikation zumindest der inter-
essantesten und bedeutendsten nachantiken la-
teinischen Inschriften Österreichs ist nach Ab-
schluß des Projekts vorgesehen.

Nähere Informationen zu LA7FLV AUF STF7V
in: IANUS - Informationen zum AU, Heft
15/1994, S. 50; CIRCULARE (Mitteilungsblatt
der Bundesarbeitsgemeinschaft Klass. Philolo-
gen Österreichs) H. VIII. - XII.; ferner bei Dr.
W. I. Pietsch, Ziegelstraße 9 h, A-8045 Graz.
„Latein, Muttersprache der Kirche"
Dr. Wolfgang Haendly war von 1938 bis 1943
Kaplan an der St.-Hedwigs-Kathedrale zu Ber-
lin, sein Vorgesetzter war damals der am 23.
Juni dieses Jahres von Johannes Paul II. in Ber-
lin seliggesprochene Dompropst Bernhard
Lichtenberg. Haendly war seit 1957 Dozent im
Bereich der Kirchenmusik, von 1963-1987
selbst Dompropst von St. Hedwig. Er starb am
10. 9. 1996, kurz nach seinem 85. Geburtstag
am 6. 7. 1996. Aus Anlaß dieses Geburtstags
erschien ein Interview, in dem er gefragt wurde:
„38 Semester lang waren Sie Dozent an der
Hochschule für Musik, genau in der Zeit der
Liturgiereform. Was haben Sie an der Liturgie-
reform begrüßt und was am meisten bedauert?"
- Haendly: „Das war eine spannende Zeit, in der
ich mit den Hörenden gelernt habe. Die Rollen-
verteilung habe ich begrüßt. Was der Priester zu
beten hat, und was die Gemeinde zu beten hat,
wurde sauber getrennt. Aber auch, daß es ge-
meinsame Gebete gibt: Zum Beispiel das Gloria
und Credo. Bedauert habe ich das praktische
Abschaffen der lateinischen Sprache. Unsere
Lateinische Sprache, die Muttersprache der
Kirche, ist ein so hoher Wert, daß man den
nicht so leicht aufgeben dürfte, und das ist si-
cherlich auch nicht im Sinne der Konzilsväter."
(Wochenzeitung für das Erzbistum Berlin, Nr.
27, S. 11.)
Anmerkung d Red.:
Aus dem Beschluß des 2. Vatikanischen Konzils
„Sacrosanctum Concilium" (Über die heilige Liturgie)
vom 4. Dezember 1963:
36 § 1: Linguae latinae usus. salvo particulan mrc. in
Ritibus latinis servetur.
54 Providcatur tarnen ut christihdelcs etiam lingua la-
tina partes Ordinarii Missae quac ad ipsos spcctant pos-
sint simul dicere vel cantarc.
116. Ecclesia cantum gregorianum agnoscit ut hturgiae
romanac proprium: qui idco in actionibus liturgicis, cc-
teris paribus. principcm locum obtincat

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