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Büttner, Andreas; Schneidmüller, Bernd [Bibliogr. antecedent]; Weinfurter, Stefan [Bibliogr. antecedent]
Der Weg zur Krone Titelzusatz:: Rituale der Herrschererhebung im spätmittelalterlichen Reich — Mittelalter-Forschungen, Band 35,2: Ostfildern, 2012

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.34719#0035

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Herrschererhebungen des Spätmittelalters

Aachens sollte der Kölner Kirche zu keinem Schaden gereichen, ja vielmehr wurde der
Anspruch, das ein Römischer /(MMzy sine erste cronMHge ZM Azcde ZM der sfaf Mud Md anderswo
c/Mpacn soRc explizit zurückgewiesen und stattdessen die Entscheidungsfreiheit des
Kölner Erzbischofs bestätigt
Ruprecht entschloss sich also, seine sieben Jahre zuvor ausgesprochene Drohung
wahrzumachen und die Stellung Aachens als traditionellen Krönungsort zu schwä-
chen, weshalb er seiner dortigen Thronsetzung explizit den Charakter einer Krönung
im eigentlichen Sinne absprach. Unter diesen Vorzeichen brach der König dann nach
dem 7. November von Alzey nach Aachen auf, wo er einige Tage vor dem vereinbarten
Termin angelangt sein dürfte. Der Einzug selbst erfolgte mit dem 14. November, dem
Tag der Kreuzerhöhung, einen Tag später als vereinbart, ohne dass entschieden werden
könnte, was hierfür letztlich den Ausschlag gab.'^' Am Tag des Einritts empfing wie
vereinbart Herzog Rainald von Jülich-Geldern seine Lehen und Ruprecht bestätigte der
Stadt ihre Privilegien und versicherte, dass ihre Freiheiten und Rechte durch seine Köl-
ner Krönung keinen Schaden erleiden sollten.'"^ Die Datierung der erstgenannten Ur-
kunde trägt dabei den Zusatz »als wir zuerst feierlich in Aachen einzogen und dort auf
unserem königlichen Stuhl gekrönt saßen, im achten Jahr unserer Herrschaft«.'"^ Be-
sondere Bedeutung erhält diese Formulierung im Vergleich mit dem sonst üblichen Zu-
satz in die soHewpMzfaüs coroMahoMis Mosfre, den noch Karl IV. 1349 beibehalten hatte: Rup-
recht brachte so seinen Standpunkt deutlich zum Ausdruck, er wurde nicht gekrönt,
sondern saß gekrönt auf dem Karlsthron.
Seine Bemühungen, dem Aachener Besuch gänzlich jenen Nimbus einer feierli-
chen Krönung zu nehmen, glückte jedoch nicht gänzlich: Nach der Chronik des Zeitge-
nossen Reinbold Siecht kam der König in Begleitung des Erzbischofs von Köln, der
Bischöfe von Würzburg, Speyer und Riga, des Herzogs von Jülich-Geldern sowie zahl-
reicher weiterer Fürsten nach Aachen und wurde dort mit einer goldenen Krone ge-

1585 Ebd., Z. 34-48, Zitat Z. 38f.
1586 Das chronologische Gerüst weist gewisse Lücken auf, doch lassen sich folgende Überlegungen
anstellen: Da Ruprecht seit dem 18. Oktober in Alzey nachweisbar ist und dort bis zum 7. No-
vember fast tagtäglich urkundete (vgl. Regesten der Pfalzgrafen am Rhein, Bd. 2, Nr. 5005-
5033), muss seine Abreise an diesem Tag oder unmittelbar danach erfolgt sein. Am 11. Novem-
ber waren zwei Boten, die erst den König vor Aachen und dann den Erzbischof von Köln in
Zons und Poppelsdorf getroffen hatten, bereits wieder nach Dortmund zurückgekehrt. In An-
betracht der zurückzulegenden Wegstrecke von rund 250 Kilometern ist dies nur erklärbar,
wenn Ruprecht schon mehrere Tage vor Aachen lagerte, also um den 9. November dort ankam.
Vielleicht verzögerten letzte Verhandlungen mit der Stadt oder auch ein verspätetes Eintreffen
des Kölner Erzbischofs den Einzug um einen Tag, oder man gab dem besonderen Feiertag den
Vorzug vor dem vorausgehenden Sonntag.
1587 Regesten der Pfalzgrafen am Rhein, Bd. 2, Nr. 5038 und 5040; RTA 4, Nr. 239 und 240. Gleiches
auch für Rainald von Geldern (ebd., Nr. 242), dessen Privilegien ebenfalls bestätigt wurden
(ebd., Nr. 241).
1588 RTA 4, Nr. 239, S. 277 Z. 12f.: t?aa pn'mo soicmpadcr A^az'sgraaz MraUmas cf eü'am z'Mdem sapcr ca-
thedra aosfra regaü sedz'mas coroaaü, regaz pero aosfn aaao 8. Dieselbe Datierung findet sich bereits
in der vorgefertigten, auf den 8. September datierten Urkunde (ebd., Nr. 235, S. 273, Z. 13-15).
Dies stimmt mit Ruprechts späterer Aussage überein, er habe, trotz einer vielleicht missver-
ständlichen Ausführung (vgl. oben, Anm. 1576), zu keinem Zeitpunkt an eine vollständige Krö-
nung in Aachen gedacht.
 
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