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Büttner, Andreas; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Der Weg zur Krone Titelzusatz:: Rituale der Herrschererhebung im spätmittelalterlichen Reich — Mittelalter-Forschungen, Band 35,2: Ostfildern, 2012

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https://doi.org/10.11588/diglit.34719#0045

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Herrschererhebungen des Spätmittelalters

Die Einwände der Trierer-pfälzischen Partei blieben jedoch zunächst unbeantwor-
tet^ ja die Kurfürsten von Mainz und Köln machten sich sogar zur Abreise bereit. Als
die Gegenpartei ihrerseits keine Anstalten zum Aufbrauch machte, entschieden sie sich
dann aber doch zu bleiben.'^ Am 19. September kam es daraufhin zu einem erneuten
Treffen der Kurfürsten, bei dem Werner von Trier und Ludwig von der Pfalz nun die
Forderung erhoben, am darauffolgenden Morgen eine Messe vom Heiligen Geist singen
zu lassen, um einet! redeEc/ten an/äng in disen sacden zu machen. Als Begründung wurde
vorgebracht, der Heilige Geist möge den Anwesenden uiiiiciüe wege die dqgeiicde nnd rede-
iicde weren ein geben,'^ doch dürfte das mehrfach betonte Setzen eines Anfangs der
entscheidende Aspekt der Verhandlung gewesen sein: Die Goldene Bulle bestimmte be-
kanntlich im zweiten Kapitel, dass nach dieser, eigentlich unmittelbar am Morgen nach
dem Zusammentreffen zu feiernden Messe'"'^ und der darauffolgenden Eidesleistung
kein Kurfürst die Stadt mehr vor Beendigung des Wahlgeschäfts verlassen durfte und
dass nach dreißig Tagen die Nahrung auf Wasser und Brot zu beschränken war. Als
Mainz und Köln sich erneut abweisend verhielten, beschloss man im Lager Sigismunds
zur Tat zu schreiten und die Wahl am nächsten Tag dennoch durchzufü hren

5.13.2 Die beiden Wahlen im Herbst 1410
Die WaM Szgzsmüüds
Nachdem am Vortag die Goldene Bulle öffentlich verlesen worden war, '^' begaben sich
Werner von Trier, Ludwig von der Pfalz und Burggraf Friedrich von Nürnberg am Mor-
gen des 20. Septembers zur Bartholomäuskirched^s Um mit den Wahlhandlungen zu
beginnen, wollten sie hier die Messe vom Heiligen Geist feiern, doch fanden sie die Kir-
che an aLcn enden &esiossen vor. Als Grund konnten sie schließlich in Erfahrung bringen
lassen, dass der Mainzer Erzbischof die Stadt mit dem Interdikt belegt habe, ohne hier-

1633 Die auf Seiten des Pfalzgrafen und des Trierer Erzbischofs stehenden Quellen deuten dies als
bewusstes Täuschungsmoment (RTA 7, Nr. 30, § 3, S. 43, Z. 36-40; Nr. 53, S. 79f., § 5; LEuscHNER,
Zur Wahlpolitik im Jahre 1410, Anhang, S. 549f.). Die Gegenseite beschrieb ihr Vorgehen hinge-
gen wie folgt: des dedea die poa Meafze aad poa Coiae sied gestalt /n'awegza/area. aad docd sie Nsted-
tea sied wider za HzTea, af dazu die aadera zweae /ziader ia ait iazrea (RTA 7) Nr. 50, S. 69, § 5, Z. 33-
35).
1634 RTA 7) Nr. 30, S. 44, § 5, Zitate Z. 5 und 10; LEuscHNER, Zur Wahlpolitik im Jahre 1410, Anhang,
S. 550.
1635 Vgl. dazu RTA 7) Nr. 30, S. 42, § 3, Z. 9-14 sowie Nr. 53, S. 77f., § 1, Z. 23-1.
1636 Ebd., Nr. 30, S. 44, § 6-7; LEuscHNER, Zur Wahlpolitik im Jahre 1410, Anhang, S. 550.
1637 Reinbold Siecht, Fortsetzung der Flores temporum, S. 101; Fortsetzungen des Königshofen. Hei-
delberger Zusätze, c. 7) S. 261.
1638 Das Folgende nach den propfälzischen Berichten RTA 7) Nr. 30, S. 44-46, § 8 sowie LEuscHNER,
Zur Wahlpolitik im Jahre 1410, Anhang, S. 550f., die den Ablauf der Ereignisse am genauesten
verzeichnen. Sofern nicht anders angegeben, beziehen sich die Zitate im Text auf die erstge-
nannte Quelle. Weitere historiographische Belege sind zusammengestellt in den Regesten der
Erzbischöfe von Köln, Bd. 11, Nr. 2654, S. 738f., zu ergänzen um kurze Nachrichten bei: Fortset-
zungen des Königshofen. Heidelberger Zusätze, c. 7) S. 261; Edmund de Dynter, Chronica nobi-
lissimorum ducum Lotharingiae et Brabantiae ac regum Francorum, 1. VI, c. 93, Bd. 3, S. 189 und
c. 98, Bd. 3, S. 201; Reinbold Siecht, Fortsetzung der Flores temporum, S. 101f.; Die Weltchronik
des Mönchs Albert 1273/77-1454/56, S. 312f.
 
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