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Büttner, Andreas; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Der Weg zur Krone Titelzusatz:: Rituale der Herrschererhebung im spätmittelalterlichen Reich — Mittelalter-Forschungen, Band 35,2: Ostfildern, 2012

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https://doi.org/10.11588/diglit.34719#0068

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Sigismund (1410-1414)

503

Grafen, gefolgt von einer erheblichen Anzahl kleinerer Grafen und Herren. Daneben
fanden sich die Vertreter mehrerer Städte und Klöster sowie zahlreiche auswärtige Ge-
sandtschaften aus England, Italien und Osteuropa ein, und auch mehrere deutsche
Fürsten hatten ihre Boten gesandt.'"'" Die Gesamtzahl der nach Aachen gekommenen
Personen kann zwar naturgemäß nur schwer beziffert werden, doch dürfte eine Zahl
von 15 000 durchaus realistisch sein.""""

Der Einzig
Als sich am Nachmittag des 4. Novembers der König und sein Gefolge der Krönungs-
stadt näherten, wurden sie noch außerhalb der Mauern von den Stadtbewohnern emp-
fangen. Unter je einem Baldachin geleiteten sie Sigismund und seine Frau zum Kölner
Tor, wo der Klerus den Herrscher bereits erwartete.'"'" Der König stieg von seinem
Pferd, küsste demütig das ihm vom Dekan der Marienkirche präsentierte Kreuz und
neigte ehrfurchtsvoll vor der Kopfreliquie Karls des Großen sein Haupt. Hierauf setzte
er seinen Zug zur Kirche zu Pferd fort, wobei ihm seine Frau unmittelbar folgte und
ihm der Herzog von Sachsen mit dem blanken Schwert vorausritt. Die übrigen Kurfürs-
ten nahmen offenbar nicht am königlichen Einzug teil. Der Bericht betont vielmehr ex-
plizit, dass niemand neben dem Herzog von Sachsen ritt und direkt vor diesem das
Haupt Karls des Großen getragen wurde, mit der Prozession der Geistlichen an der
Spitze des Zuges.'""'"
Vor der Kirche erwarteten der Erzbischof von Köln und der Abt von Kornelimüns-
ter den König in der Nähe der Wolfsstatue, nahmen ihn in Empfang und führten ihn bis
zur Statue.'""' Dort übernahmen der Dekan der Marienkirche und einer der älteren Ka-
noniker die Führung und geleiteten Sigismund in die Kirche unter den Kronleuchter,
wo eine mit Kissen und einem Seidentuch geschmückte Bank vorbereitet war. Hier fie-
len der König und die Königin auf die Knie und verblieben dort für die Dauer eines un-
ter Orgelbegleitung gesungenen Te Deum, wobei der König vom Knien in die Pro-
stration mit ausgestreckten Armen wechselte. Anschließend kniete das Königspaar
erneut vor dem Marienaltar zum Beten nieder, tätigte eine Spende und verließ die Kir-
che wieder.""""

1770 Gegen die hinsichtlich der ausländischen Gesandtschaften darüber hinausgehenden Angaben
bei KiNTziNGER, Westbindungen, S. 83 siehe den Einwand von ANNAS, Hoftag - Gemeiner Tag -
Reichstag, Bd. 2, S. 236, Anm. 1.
1771 Vgl. oben S. 501 mit Anm. 1766 sowie unten, Anm. 1784.
1772 Finke (Hg.), Acta Concilii Constanciensis, Bd. 4, Nr. 459, S. 447f. Für das Folgende siehe beson-
ders die aus Sicht des Krönungsstifts angefertigten Aufzeichnungen über den Einzug (RTA 7)
Nr. 168, S. 245f.; zu den dort angegebenen Handschriften ist zu ergänzen: Padua, Biblioteca An-
toniana XXIII Nr. 694, f. 74r-75r). Die Kanoniker des Aachener Marienstifts und die Mönche der
Bettelorden hatten sich bereits gegen zwei Uhr mit einer Prozession zum Kölner Tor begeben,
wo sie den König erwarteten (ebd., S. 245, Z. 38-43).
1773 RTA 7) Nr. 168, S. 245f., Z. 43-3.
1774 Vgl. auch Reinbold Siecht, Fortsetzung der Flores temporum, S. 129:... z'nfraHf U /zonoro magno U
sokmpnz'Hfzhzzs Nnzüoio SMScopüzs per domz'zzzzm Uochzz?: arc/zz'opz'scopzzm CoHonzonsoz?:.
1775 RTA 7) Nr. 168, S. 246, Z. 3-12. Der Herausgeber der Reichstagsakten emendierte hinsichtlich
der Positionierung der Königin die Formulierung der Berliner Handschrift (Berlin, Geheimes
Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz, Rep. 941 A 2, f. 3r: u'gÜM noc omnz'zzo rHro noc omnz'zzo coHa-
 
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