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Büttner, Andreas; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Der Weg zur Krone Titelzusatz:: Rituale der Herrschererhebung im spätmittelalterlichen Reich — Mittelalter-Forschungen, Band 35,2: Ostfildern, 2012

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https://doi.org/10.11588/diglit.34719#0091

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Herrschererhebungen des Spätmittelalters

wurde zu diesem Zeitpunkt noch nicht genannt, doch stand bald, ohne sich jemals be-
worben zu haben, Herzog Friedrich V. von der Steyermark, Kärnten und Krain als aus-
sichtsreichster Bewerber fest.'^ In seiner Person sollten schließlich die Gebete der
Frankfurter Bürger erhört werden, die wenige Tage vor dem Wahltermin eine Messe für
eine einträchtige Königswahl feiern ließen V"''
Am vorgesehenen Tag trafen die Kurfürsten von Mainz, Köln, Trier, der Pfalz,
Sachsen und Brandenburg persönlich in Frankfurt ein - bis auf Jakob von Trier, der in
der Zwischenzeit Erzbischof Raban nachgefolgt war, hatten bereits alle an der nicht ein-
mal zwei Jahre zurückliegenden Wahl Albrechts tei Igenom men Ebenso wie 1438
sandte der Rat der Stadt den Anreisenden eigens Boten entgegen, um sie an die Begren-
zung ihres Gefolges auf 200 Berittene (davon 50 Bewaffnete) zu erinnern, was bereits im
Vorfeld mehrfach Gegenstand der Verhandlungen gewesen war.'^' Nach Frankfurt wa-
ren auch Heinrich von Plauen als Vertreter der böhmischen Stände und Wilhelm, der
jüngere Bruder des sächsischen Kurfürsten Friedrich, gekommen, die beide für sich das
Recht beanspruchten, die böhmische Stimme zu führen.'^
Den Auftakt der Wahlhandlungen bildete am Morgen des 29. Januars die Feier der
Heilig-Geist-Messe, nach deren Ende sich die Kurfürsten zunächst für eine längere Be-

Kandidaten übereinstimmend ueuueu wurden, dann sollten alle drei diesen in der Vreden ... nen-
nen erweien und Vesen und des nie! iaz'ssen in deine wz'se (§ 6). Danach sollte versucht werden, durc/z
nzere/riedens und eindraedf wz'deu ade ander unsere nddeoifursfen drie zweu oder einen uzzY fruwen und
/dssen zur Unterstützung dieses Vorschlags zu gewinnen (§ 5). Auch für den Fall, dass einer der
Kurfürsten nicht persönlich erscheinen könne, wurden Vorkehrungen getroffen (§ 7), und
schließlich den beteiligten Räten sowie den Kurfürsten selbst höchste Geheimhaltung auferlegt
(§8).
1878 Vgl. RTA 15, S. 121f. Friedrich übte zu diesem Zeitpunkt sowohl die Vormundschaft für Sigis-
mund von Tirol als auch für Ladislaus (Postumus), den Sohn König Albrechts II., aus.
1879 Ebd., Nr. 145, S. 260, § 1, Z. 39f.: als mau messe saug, gof zu dideu umd eiu eimudige Icure eius Romiscdeu
douiges.
1880 An der Seite des noch minderjährigen Pfalzgrafen Ludwig war bei beiden Wahlen dessen Vor-
mund Pfalzgraf Otto zugegen, der auch für diesen die Stimme abgab (RTA 13, Nr. 32, S. 81,
Z. 12-20 und 33).
1881 RTA 15, Nr. 91, S. 156, § 1 (1440) sowie RTA 13, Nr. 35, S. 86 (1438). Diese Berichte der Frankfurter
Registratur bilden in beiden Fällen die Hauptquelle für den Ablauf der Wahlhandlungen, er-
gänzt um die Wahlanzeigen der Kurfürsten und die städtische Korrespondenz. Zur Begren-
zung des Gefolges siehe RTA 15, Nr. 80-86. Wie bereits 1410 ersuchte der Pfalzgraf erfolglos um
die Aufhebung dieser Beschränkung, jetzt mit der Begründung, er habe sz'ue L'U'U uou Ulz'dzeu
Iror/ursUu zu cup/zacu (Nr. 84, S. 152, Z. 11; zum tatsächlichen Lehensempfang siehe Anm. 4).
1882 Das Einladungsschreiben zur Wahl war wie 1438 ohne Namensnennung nach Böhmen gesandt
worden (RTA 15, Nr. 81, S. 150f., Z. 39-2: da wir uzY zu ezgeufsc/zzz/f gewz'sf /zaFeu, wer ez'u Be/zmz'sc/zer
leuuzg zu dieser zii were, /zau wir uac/z iu/zaii der guideu Fudeu eiuem Be/zeimsc/zeu iruuige uud uiemaufs
mit eigeu uameu geuauf geu Präge eiu pericuudiguuge gefau uud gesc/zigid, da dau die Be/zeimsc/zeu 7cu-
uige geuzez'ulz'c/zeu /zuj? ge/zadeu /zaud). Nach längeren Beratungen entschieden die böhmischen
Stände, einen Vertreter zu entsenden (Nr. 74 und 77-79). Elisabeth, die Witwe Albrechts II., die
von der Ausschreibung der Wahl (angeblich für den 25. Januar) erfahren hatte, beauftragte dar-
aufhin Herzog Wilhelm von Sachsen mit der Führung der böhmischen Stimme (Nr. 75). Auf
Anfrage der Stadt Frankfurt hatte Erzbischof Dietrich von Mainz am Tag vor dem festgesetzten
Termin den Burggrafen von Meißen Heinrich von Plauen den Zugang zur Stadt gestattet (Nr. 89
und 90). Zur Frage der böhmischen Stimme vgl. insgesamt auch die Darstellung bei ebd., S. 113-
116 sowie BEGERT, Böhmen, S. 179-181. Der Rat der Stadt hegte offenbar gewisse Befürchtungen
hinsichtlich der Sicherheit im Umfeld der Wahl, doch versicherte der Erzbischof von Mainz am
Abend der Ankunft, er /zePe ez'u /zq)Jeuuuge, daz zf? zu solz'c/zeu sac/zeu uud wz'derwz'rdz'TwzY uzY Vwzeu
sulde (Nr. 91, S. 157f., § 2-3a, Zitat Z. 7f.).
 
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