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Büttner, Andreas; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Der Weg zur Krone Titelzusatz:: Rituale der Herrschererhebung im spätmittelalterlichen Reich — Mittelalter-Forschungen, Band 35,2: Ostfildern, 2012

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https://doi.org/10.11588/diglit.34719#0126

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Albrecht II. (1438) und Friedrich III. (1440-1442)

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zilspapstes Felix V. seine in Frankfurt vorgebrachte Forderung fand in Aachen jedoch
keine Umsetzung, zumal der Bischof von Lüttich als Anhänger Papst Eugens IV. dem
Kardinal jegliche Amtshandlungen in seiner Diözese untersagt hatte/""" Die bei der
Krönung verwendeten Insignien wiederum stammten aus Nürnberg und waren vom
Rat auf Drängen des Königs nach Aachen geschickt worden/"'" so dass sie zum ersten
Mal nach über einhundert Jahren wieder bei einer Krönung verwendet wurden.
Die anschließende Thronsetzung in der Oberkirche sowie der Opfergang verliefen
gemäß den Vorgaben des Ordo. Durch einen Bericht ist außerdem das Tragen der Insig-
nien sowie die Reihenfolge der Kurfürsten überliefert, ebenso wie das Detail, dass der
Bischof von Regensburg während der Wandlung die Krone hielt. Die in Anknüpfung
an seinen Vorgänger vorgenommenen Ritterschläge des neuen Königs nach Beendi-
gung der Messe wurden zwar nicht im eigentlichen Krönungsordo, wohl aber in der
deutschsprachigen Ordnung berücksichtigt/"^
Anders als 1414 fanden die Belehnungen der Kurfürsten erst an den beiden darauf-
folgenden Tagen statt, so dass nach der Weihe direkt zum Krönungsmahl geschritten
wurde/"'" Dieses tritt in den Quellen nun deutlich stärker in Erscheinung, was darauf
zurückzuführen sein könnte, dass die Teilnahme einem weiteren Personenkreis als
dreißig Jahre zuvor offen stand. Aus unbekannten Gründen scheint der Erzbischof von
Trier nicht am gemeinsamen Mahl teilgenommen zu haben, was zu einer gewissen Ver-
schiebung der Sitzordnung führte. Auch Pfalzgraf Ludwig blieb nur kurz beim Essen,
das nach dem Weggang des Königs in einem wüsten Tumult endete, da die dabei ver-
wendeten Gegenstände von verschiedenen Gruppen beansprucht wurden. Ähnlich
wüst ging es auch außerhalb des Rathauses zu, wo für das einfache Volk neben Brot
und einem kontinuierlich fließenden Weinbrunnen auch ein ganzer Ochse, in dem sich
weitere Tieren befanden, bereit gestellt wurde, der von der Menge regelrecht in Stücke
gerissen wurde.
Für den weiteren Ablauf hatten diese Elemente der Unordnung allerdings keine
negativen Auswirkungen, wie beabsichtigt fanden an den nächsten beiden Tagen die
Belehnungen der drei weltlichen Kurfürsten in der Reihenfolge Pfalz, Sachsen und
Brandenburg sowie des Herzogs von Jülich-Berg statt. Den Abschluss der Feierlichkei-
ten bildete die Heiltumsweisung, die Sigismund noch gegen den Widerstand des Stift-
kapitels hatte durchsetzen müssen, nun aber offenbar bereits als integraler Bestandteil
des Rituals angesehen wurde. Auf der Rückreise nach Frankfurt besuchte der König in
Köln nicht nur die Reliquien der Heiligen Drei Könige, sondern nahm dort auch die Be-
lehnung des Erzbischofs von Köln vor, gefolgt von der Belehnung der Erzbischöfe von
Mainz und Trier in Frankfurt.
Die rituelle Aufnahme der Königswähler in den Kreis ihrer Mitkurfürsten wurde
also anders als 1414 nicht vollständig in Aachen vollzogen, sondern auf mehrere Orte

2069 Siehe hierzu RTA 16, Nr. 107) S. 188, § 2a und S. 191f., § 11, dazu auch das Dankesschreiben Eu-
gens in Anm. 13. Vgl. außerdem Cornelius Zantfliet, Chronicon, Sp. 447 und die wohl von Jean
de Stavelot übernommene Angabe bei Adrien d'Oudenbosch, Chronique, S. 19.
2070 Friedrich III. führte als Begründung an, dass die von ihm in Nürnberg in Auftrag gegebenen
Insignien noch nicht fertiggestellt seien, doch dürfte sicher der Wunsch, mit dem von ihm zu-
vor besichtigten Heiltum gekrönt zu werden, entscheidend gewesen sein.
2071 RTA 16, Nr. 100, S. 175, § 23.
2072 So auch die deutschsprachige Ordnung, ebd., S. 175f., § 25.
 
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