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Büttner, Andreas; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Der Weg zur Krone Titelzusatz:: Rituale der Herrschererhebung im spätmittelalterlichen Reich — Mittelalter-Forschungen, Band 35,2: Ostfildern, 2012

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https://doi.org/10.11588/diglit.34719#0201

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Herrschererhebungen des Spätmittelalters

König von Ungarn, als auch mit deren älterem Vetter Jobst, Markgraf von Mähren, in
Verhandlungen traten. Als mehrere Wochen seit dem ausgeschriebenen Frankfurter
Wahltag verstrichen und von den drei östlichen Kurfürsten immer noch keine Vertreter
erschienen waren, entschieden sich die Anhänger Sigismunds zum Handeln: Da der
Erzbischof von Mainz die Bartholomäuskirche hatte verschließen lassen, begaben sich
die Kurfürsten von Trier und der Pfalz sowie Burggraf Friedrich von Nürnberg, der für
Sigismund die umstrittene brandenburgische Kurstimme führte, auf den angrenzen-
den Friedhof und wählten dort den König von Ungarn zum neuen römisch-deutschen
König. Statt nachträglich beizutreten, schritten die Erzbischöfe von Mainz und Köln ei-
nige Tage später selbst zur Wahl: Als Reaktion auf die Ereignisse hatte Wenzel sein Ein-
verständnis zur Erhebung seines Vetters Jobst gegeben, der so mit fünf Stimmen ge-
wählt wurde.
Beide Gewählten kündigten zunächst ein Königslager vor Frankfurt an, doch än-
derte der baldige Tod Jobsts die Situation grundlegend. Während Sigismunds Wähler
zunächst am Plan des Lagers festhielten, entschied dieser sich schließlich für die kon-
sensuale Lösung einer zweiten Wahl, bei der ihm nun auch seine früheren Gegner die
Stimme gaben. Da Sigismund so, wenn auch in zwei getrennten und mehr als ein hal-
bes Jahr auseinanderliegenden Wahlgängen, alle Stimmen auf sich vereinigt hatte,
wurde sein Bevollmächtigter auf den Altar erhoben und gleichzeitig ein leger uon den
ncl?s wegin nor Francicen/nrd nicht mehr für notwendig erachtet. Bis der neue König sich
schließlich zur Krönung ins Reich begab, sollten allerdings noch einmal drei Jahre
vergehen, da er anderweitige Verpflichtungen und Aktivitäten offenbar als wichtiger
bewertete. Das nach Konstanz einberufene Konzil rief die noch ausstehende Krönung
jedoch mit Nachdruck ins Gedächtnis zurück, so dass Sigismund sich schließlich ge-
meinsam mit fast allen Kurfürsten nach Aachen begab um dort die Krone zu empfan-
gen.
Mit Sigismunds Tod im Jahr 1437 endete die Reihe der luxemburgischen Könige:
Als neuer Kandidat stand bald der mit einer Tochter des verstorbenen Königs verheira-
tete Habsburger Albrecht fest, der Sigismund bereits in seinen beiden anderen König-
reichen Ungarn und Böhmen nachgefolgt war. Die tatsächliche Anerkennung in Böh-
men sowie weitere Verpflichtungen in seinen östlichen Königreichen verzögerten
allerdings den Krönungszug ins Reich immer wieder aufs Neue: Albrecht verstarb
schließlich, zwei Mal gekrönt und doch der römisch-deutschen Königskrone entbeh-
rend. Statt zur Krönung fanden sich die Kurfürsten daher zur Neuwahl in Frankfurt
zusammen, wo sie Herzog Friedrich von Österreich zum König erhoben. Da wie zwei
Jahre zuvor kein Vertreter des Gewählten am Wahlort zugegeben war um der Wahl zu-
zustimmen und auf den Altar erhoben zu werden, begab sich eine Gesandtschaft der
Kurfürsten nach Österreich, um die Annahme der Wahl zu erbitten. Deren Bekannt-
gabe geschah wie 1438 im Rahmen eines feierlichen Gottesdienstes, wobei bei Fried-
rich III. eine gewisse Zurückhaltung gegen eine allzu schnelle Zustimmung und Bestä-
tigung der kurfürstlichen Privilegien zu erkennen ist. Für die Folgezeit fehlen dann
ferner konkrete Pläne hinsichtlich der Krönungsfahrt ins Reich, von der der König vor
allem durch die schwierige Lage in seinen Erblanden abgehalten wurde. Schließlich be-
gab er sich jedoch über Nürnberg nach Frankfurt, wo im Beisein und unter Beteiligung
der Kurfürsten Einzug und Altarsetzung stattfanden. Auf seinem Weg den Rhein hinab
 
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