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Büttner, Andreas; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Der Weg zur Krone Titelzusatz:: Rituale der Herrschererhebung im spätmittelalterlichen Reich — Mittelalter-Forschungen, Band 35,2: Ostfildern, 2012

DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.34719#0234

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Krönungsfahrt

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Herrschererhebungen konnte sich der Zeitraum allerdings deutlich vergrößern: Bei
Ruprecht von der Pfalz sollten mehr als vier Monate vergehen, und wenn Könige wie
Sigismund oder Friedrich III. erst aus ihren Erblanden ins Reich ziehen mussten, wur-
den aus Monaten schnell Jahre.
Die spätmittelalterlichen Krönungsfahrten sind nach einer kurzen Darstellung bei
Anna Maria Drabek von Otto Volk zusammenhängend behandelt worden.^ Volk stellte
nicht nur den Verlauf der einzelnen Fahrten und die organisatorischen Anforderungen
dar, sondern wandte sich auch der Frage zu, »welche Funktionen die Krönungsfahrt im
Rahmen der Königserhebung für den neugewählten König und für die Kurfürsten
hatte«.^ Im Hinblick auf den ersten Aspekt bietet sein Aufsatz eine umfassende Ab-
handlung, die im Rahmen dieser Arbeit um einige Quellenstellen sowie Korrekturen
ergänzt werden konnte,^ im Wesentlichen aber eine solide Untersuchung der Gescheh-
nisse darstellt. Im Folgenden kann daher auf eine ausführliche Wiedergabe der Reisen
zum Krönungsort, die im Zusammenhang mit den jeweiligen Herrschererhebungen
behandelt wurden, verzichtet und stattdessen an die weitergehenden Überlegungen bei
Volk angeknüpft werden. Dieser wies zu Recht darauf hin, dass die Quellenlage für das
ausgehende 13. und das 14. Jahrhundert »zumeist wenig günstig« sei und einzelne Stati-
onen und der Verlauf der Reise sich nur sehr eingeschränkt rekonstruieren ließen/'"
Weitet man jedoch den Fokus und nimmt nicht nur den König, sondern auch die Kur-
fürsten in den Blick, so lassen sich einige weitergehende Aussagen treffen.
Volk stellte die besondere Rolle der gemeinsamen Fahrt nach Aachen heraus, bei
der die Kurfürsten den König »in der Regel« in eigener Person und mit großem Gefolge
begleiteten. Sie hätten so dessen Anspruch auf die Krönung verdeutlicht, durch ihr Mit-
wirken aber gleichzeitig den Wahlcharakter des Königtums betont: Neben der Wahl
sollte »auch die Krönung als gemeinsame Sache der Königswählen« erscheinen.^ Der
Weg zur Krönung sei daher im späten Mittelalter »vor allem durch seinen repräsentati-
ven Charakter« bestimmt gewesen und habe dem König die »Möglichkeit >zur Selbst-
darstellung des Königtums und seiner Machtmittek« geboten A

64 DRABEK, Reisen und Reisezeremoniell, S. 62-69: »Besondere Zeremonien und Bräuche auf den
Fahrten zur Aachener Krönung«, darunter zum Beispiel das Verbrennen der Wergbüschel in
Nürnberg (siehe oben, Kapitel 5.13.5, Anm. 1753 und Kapitel 5.14.3, Anm. 1906); VOLK, Von Gren-
zen ungestört. Für eine Rekonstruktion des letzten Abschnitts der von Frankfurt nach Aachen
führenden Straße siehe NoTTEBROCK, Aachen-Frankfurter Heerstrasse. Während ihre Nutzung
bei Friedrich I. gesichert ist (vgl. ebd., S. 274f.), wurde im Spätmittelalter auf ihr nur noch das
letzte Wegstücke der Krönungsfahrt von Düren (nicht Jülich, wie S. 275) nach Aachen zurück-
gelegt.
65 VoLK, Von Grenzen ungestört, S. 265.
66 Siehe Kapitel 5.3.2, 5.4.2, 5.13.5 und 5.15.2. Im Hinblick auf die organisatorischen Anforderun-
gen ließe sich beanstanden, dass aus dem einzigen Hinweis auf die Kosten des Wahltags, die
der König der Stadt Frankfurt zu erstatten hatte, eine allgemeine Regel abgeleitet wird, zumal
es sich nur um eine historiographisch überlieferte Nachricht handelt (vgl. VOLK, Von Grenzen
ungestört, S. 283 mit Anm. 158, wo durch die Formulierung »Für Adolf von Nassau etwa:...« die
Existenz weiterer Quellen impliziert wird). Auch das Herbeischaffen der Krönungsinsignien
(S. 284f.) dürfte, wie seit den Forschungen von PETERSOHN, »Echte« und »falsche« Insignien,
deutlich geworden ist, nur in wenigen Fällen zu einer Verzögerung der Reise geführt haben.
67 VoLK, Von Grenzen ungestört, S. 265.
68 Vgl. ebd., S. 288-300, Zitate S. 288 und 299.
69 Ebd., S. 296.
 
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