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Büttner, Andreas; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Der Weg zur Krone Titelzusatz:: Rituale der Herrschererhebung im spätmittelalterlichen Reich — Mittelalter-Forschungen, Band 35,2: Ostfildern, 2012

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https://doi.org/10.11588/diglit.34719#0273

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Verhältnis von Wahl und Krönung

ßerdem wieder durchgehend den Krönungstag als Epochentag wählte.^ Dies dürfte
aus der besonderen Rücksichtnahme auf die Ansprüche des Erzbischofs von Köln als
Koronator resultieren.^ Auch Ludwig IV., zwar in Aachen, aber gerade nicht durch den
Kölner Erzbischof gekrönt, behielt diese Datierungsgewohnheit ebenso bei wie sein
Gegner Friedrich von Habsburg.^ Gerade im ersten Regierungsjahr Ludwigs herrschte
in der Kanzlei allerdings eine gewisse Unsicherheit, woran sich zu orientieren sei, und
noch 1323 griff man offenbar in zwei Urkunden wieder auf den Wahltag zurück/'" Wäh-
rend Friedrich die Erhöhung der Jahreszahl außerdem am Krönungstag selbst vor-
nahm/'' konnte dies bei Ludwig auch erst am darauffolgenden Tag geschehen.^
Karl IV., von einem Teil der Kurfürsten zum Gegenkönig erhoben, kehrte wieder
zu dem vor seinem Großvater Heinrich VII. üblichen Usus zurück und datierte seine
Jahre im römisch-deutschen Reich nach seiner Wahl am 11. Juli 1346/9 im böhmischen
hingegen nach dem Tod seines Vaters/" Aufgenommen wurden die Regierungsjahre

63 Siehe MGH Const. 4, Nr. 332, S. 287 Nr. 337 S. 290, Nr. 338, S. 291 (31./28. Dezember 1309 bezie-
hungsweise 1. Januar 1310, regnz rzero nostrz anno prz'nzo), Nr. 485, S. 440, Nr. 501, S. 455 (25./20. De-
zember 1310, anno secnndo), Nr. 716, S. 705, Nr. 719, S. 709, Nr. 720, S. 709, Nr. 721, S. 711
(24./12./27./29. Dezember 1311, anno tercz'o), Nr. 883-885, S. 899f. (2. Dezember 1312/1./2. Januar
1313, regnz nostrz anno t?narto). Heinrich VII. war am 27 November 1308 gewählt und am 6. Januar
1309 gekrönt worden.
64 Zu dessen Bedeutung für die Wahl Heinrichs VII. siehe oben, Kapitel 5.71.
65 Für Friedrich von Habsburg, der am 19. Oktober, einen Tag vor Ludwig IV., gewählt und wie
dieser am 25. November gekrönt wurde, siehe z. B. MGH Const. 5, Nr. 382 und 383, S. 321f., vom
20./22. November 1316 noch mit regnz pero nostrz anno sccMwdo, am 25. November dann aber mit zu
den: dritten iar zzzzscrs n'c/zcs (Nr. 384, S. 323). Friedrich begann also das neue Regierungsjahr mit
dem Krönungstag selbst, wie auch Regesta Habsburgica III Nr. 1935 zeigt.
66 Vgl. BANSA, Kanzlei Kaiser Ludwigs des Bayern, S. 53. ScHAus, Diplomatik, S. 39f. geht auf den
Epochentag der Regierungsjahre nicht näher ein.
67 Siehe oben, Anm. 65.
68 Vgl. BANSA, Kanzlei Kaiser Ludwigs des Bayern, S. 53f. Gelegentlich wurden die Regierungs-
jahre auch falsch angegeben (S. 54, Anm. 89), so dass insgesamt eine gewisse Vorsicht bei der
Interpretation geboten ist. BRESSLAu, Handbuch der Urkundenlehre, Bd. 2, S. 426, Anm. 6 gibt
aufbauend auf ältere Forschungsergebnisse hingegen an, dass generell erst der Tag nach der
Krönung als Epochentag gegolten habe.
69 Siehe z. B. MGH Const. 8, Nr. 254, S. 312, vom 19. September 1347 aus dem Zeitraum zwischen
Wahl und Krönung: regnornn: zzosüorMZ?: anno sccMudo, oder auch Nr. 235, S. 294, vom 17 Juli 1347:
zvgzzorMZ?: zzosfrorzzzz: Rozzzazzz anno sccMudo, Boenn'e pero prz'zzzo. JANSON, Das Königtum Günthers von
Schwarzburg, S. 112 behauptet hingegen fälschlich, Karl IV. habe »bei Angabe seiner Regie-
rungsjahre von seiner ersten, am 26. November zu Bonn vollzogenen Krönung an« gezählt.
Auch Karls zweite Krönung in Aachen im Jahr 1349 rief anders als noch bei Philipp von Schwa-
ben keinen zeitweiligen Wechsel in der Datierungspraxis hervor (MGH Const. 10, Nr. 437 S. 337
vom 29. Juli 1349, Ausstellungsort Aachen: Mzzsz'rcr Rez'cde des des Rozzzz'sc/zczz in den: Herden nnd des
Bc/zcz?:z'sc/zcw in den: dritten z'are). Nach der Untersuchung von ZiMMERMANN, Datierungsformel,
S. 21-23 sind allerdings von 99 aus dem Zeitraum zwischen Wahl und Krönung überlieferten
Urkunden 17 nicht der Datierung nach der Wahl gefolgt. Da die entsprechenden Urkunden je-
doch alle nur wenige Tage nach der Wahl datiert sind (12. bis 16. Juli), dürfte Zimmermanns Er-
klärung, »dass man in das Concept der Urkunde zunächst nur Orts- und Jahresangaben schrieb,
die Tagesangabe aber allein erst später hinzufügte« zutreffend sein (S. 22).
70 Johann von Böhmen war am 26. August 1346 in der Schlacht von Crecy gefallen, am 2. Septem-
ber 1347 wurde Karl in Böhmen gekrönt. Bereits vor der Krönung hat MGH Const. 8, Nr. 235,
S. 294, vom 17 Juli 1347 das erste Regierungsjahr in diesem Reich, Nr. 633, S. 642, vom 1. August
1348 dann nnd des Be/:en:z'sc/:en in den: andern Jar und Nr. 634, S. 643, vom 28. August desselben
Jahres schließlich in den: dritten Ja re. Die böhmischen und römisch-deutschen Regierungsjahre
wurden also zusammengefasst und nur im Zeitraum zwischen dem 11. Juli und 26. August
 
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