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Büttner, Andreas; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Der Weg zur Krone Titelzusatz:: Rituale der Herrschererhebung im spätmittelalterlichen Reich — Mittelalter-Forschungen, Band 35,2: Ostfildern, 2012

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https://doi.org/10.11588/diglit.34719#0330

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Reflexion der Zeitgenossen

765

Eine ähnlich gelagerte Argumentation findet sich beim Lütticher Priester Lambert
Guerrici von Huy, der 1328 an der Kurie in Avignon weilte und Papst Johannes XXII.
eine Schrift widmete, in der er gegen die von Kaiser Ludwig IV. vertretenen Ansichten
Stellung bezog. '^ Den Auftakt bildet eine Auflistung der verschiedenen europäischen
Königreiche und der jeweiligen Koronatoren, die nach Meinung Lamberts alle als Vi-
kare des Papstes auftreten per sttrztmz ponfz/zczs Acanttm züMügzfMr ac cham coro-
na/w) und gegenüber denen die Könige vor der Ausübung ihres Amtes einen Treueid
zu leisten hätten. '^ Die letzte, goldene Krönung des Kaisers sowie die Approbation und
Bestätigung des Gewählten und dessen Wahl sei jedoch allein dem Papst Vorbehal-
ten.^ Die Krönungen in Deutschland und in Italien werden im Sinne der Dreikronen-
theorie zwar kurz erwähnt, doch kommt nur der Approbation und der Kaiserkrönung
entscheidende Bedeutung zu - zuvor hat der Gewählte keinerlei Rechte. Dies äußert
sich auch in der Rückführung der Krönungen in den anderen Königreichen auf den
Papst, welche nur aus praktischen Gründen nicht von diesem persönlich vorgenommen
würden, bei der Kaiserkrönung aber zu wiederholen seien A"
Während die Aachener Königskrönung hier erheblich an Bedeutung eingebüßt
hatte, wurde sie von königlicher beziehungsweise kaiserlicher Seite hingegen zunächst
weiterhin zur Legitimitätssteigerung herangezogen. In einer Denkschrift über die
Rechte des erwählten römisch-deutschen Königs, die die Gesandten Ludwigs IV. im
Lrühjahr 1323 in Lucca vor trugen, wurde die Notwendigkeit der päpstlichen Approba-
tion zurückgewiesen und dem von der Mehrheit der Kurfürsten gewählten König die
volle Herrschaftsgewalt zugesprochen. Bestätigung und Kaiserkrönung wurden an-
ders als in den obigen kurialen Standpunkten voneinander getrennt, da durch die
Weihe nur ersichtlich werde, dass der Kaiser dem Papst in geistlichen, nicht aber in
weltlichen Dingen untergeordnet sei A^' Gemäß der von Ludwig zu dieser Zeit vertrete-
nen Auffassung^ werden im Hinblick auf den Herrschaftsantritt Wahl und Königs-
krönung zusammen angeführt: rcx RortMüorMm ex dcchonc pnnczpMW cf coronahone
422 Zum Autor und seinem Werk siehe Scholz (Hg.), Unbekannte kirchenpolitische Streitschriften
aus der Zeit Ludwigs des Bayern, Bd. 1, S. 60-70. Lambert griff für seine Ausführungen über die
Rolle der Kaiserkrönung auf Augustinus Triumphus zurück (vgl. zu diesem WiLKS, The pro-
blem of sovereignty, S. 424).
423 Scholz (Hg.), Unbekannte kirchenpolitische Streitschriften aus der Zeit Ludwigs des Bayern,
Bd. 2, S. 159, c. 2. Genannt werden der König von Frankreich mit dem Erzbischof von Reims (ge-
gebenenfalls vertreten durch seinen Suffragan, den Bischof von Soissons) als Koronator, der
König von England mit Canterbury, Aragon mit Saragossa, »Spanien« (Yspazzz'e) mit Toledo so-
wie weitere Könige, die in der Edition nicht genauer bezeichnet werden (»und so die andern
Könige etc.«).
424 Ebd.: fmperatorz's rzero azzrea postrema corozzatz'o dzzarzzm precedezztzMm, persozze m'delz'cet et electz'ozzz's
approlzatz'ozzz's et cozzfz'rmatz'ozzz's declaratz'o, solz samrno pozztzfz'cz celelzrazzda, per ezzm rzel szzzzm legatzzm ad
/zoc ez'zzs mz'sszzm a latere, azztet?Mam se de z'mperz'z z'zzrzhzzs tpzom's modo z'zzfromz'üaf, specz'alz'ter roserpaüzr.
425 Ebd.
426 Stengel (Hg.), Nova Alamanniae, Nr. 123, S. 72, c. 2, wo die Weihe des Kaisers auch gegenüber
der der Bischöfe abgegrenzt wird: Nee olzstat, sz dz'catzzr, t?Mod .. papa corozzat et zzzzgz't ezzm, t?Mz'a z'de
actus separatus est alz ächz coAhmacz'ozzz's, t?Mz'a per z'llam zzzzctz'ozzem et cozzsecrafz'ozzem deszgzzafzzr, t?uod
z'pse.. Imperator sulzsz't.. pape t?uoad spz'rz'tzzalz'a. üzzccz'o ezzz'm Izalzet alz'um effectzzm z'zz.. epz'scopz's et sz'mz'lz-
Izus, t?Mz'a per cozzsecracz'ozzem et zzzuzzetzozzem cozz/zrmatur potestas cz'rca ea, t?ue suzzt ordz'zzz's. Siehe auch
S. 77 c. 13: üzzctz'o ezzz'm zzozz^aezt maz'orem eum, t?MZ uzzxz't, eo t?MZ uzzgltur. Sz'c Pazzormz'tazzMS arclzz'epz'sco-
pzzs zzzzgz't regem Spcz'lz'e et corozzat ezzm et tamezz, sz'czzt mazzzfestzzm est, zzozz est z'zz temporalz'lzus maz'or.
427 Siehe oben, S. 760-763.
 
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