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Burkhardt, Julia; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Reichsversammlungen im Spätmittelalter: politische Willensbildung in Polen, Ungarn und Deutschland — Mittelalter-Forschungen, Band 37: Ostfildern, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.34753#0033

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32

B. Polnische Reichsversammlungen

lieh tritt dieser Zusammenhang in einem Beschluss hervor, der im März 1446
in Piotrköw verabschiedet wurde und im ersten Teil gleichsam ein Resümee
der bis dahin abgehaltenen Versammlungen ohne den König enthält. Neben
der üblichen Aufzählung der Prälaten, Fürsten und Adeligen war darin von
der Iota communPas regm PoPmm die Rede. Diese Gemeinschaft aus Verantwort-
lichen sei es gewesen, die in den vergangenen Jahren Sejm-Zusammenküufte
zur Verbesserung des Zustandes des Königreichs einberufen habe. '^ Obgleich
die Versammlungen der gesamten commumPis, also den Vertretern der ein-
fachen Szlachta ebenso wie den Magnaten, offenstanden, bildete sich in der
königlosen Zeit unter der Führung von Zbigniew Oiesnicki, dem Bischof von
Krakau, ein kleiner Kreis vor allem kleinpolnischer Magnaten heraus, der die
politischen Versammlungen zu dominieren verstand und maßgeblich für die
Leitung der Landesgeschicke Sorge trug. " Der Königsrat trat gleichsam als
Regierungsinstitution an die Stehe des Königs und gewährleistete somit die
Kontinuität der Verwaltung des Reichs auch in der königlosen Zeit.

1.3. Anfänge der Herrschaft Kazimierz' IV.
Zu Beginn des 16. Jahrhunderts erinnerte Bernt Stegmann in seiner Hansea-
tischen Chronik mit beinahe überschwänglichen Worten an das Leben und die
Herrschaft König Kazimierz' IV. Er vermerkte für dessen Todesjahr 1492 Fol-
gendes: MP i/m slcrPyäsP das &esfe gducAp und /mt/( so/mm lande; der mar nngelarf
der scdrl/f und mas dlngd und mei/s in der uernnn/f, rei/n masser mar sei/n gefrenede. So
i/manf uor i/m t?nam, der do moide an/drengen neme desmernnge an/*sei/ne nnderfanen
ader ander neme^nnde, so mar sei/n animerd iossef ;s diei/den an/* das aPe.^ Mit einer
solch glanzvollen Erinnerung war in den ersten Jahren von Kazimierz' IV. Re-
gierung freilich nicht zu rechnen. Schon bei den Verhandlungen, die 1446 zwi-
schen polnischen und litauischen Adelsvertretern um die Königswahl geführt
worden waren, ebenso wie nach seiner Krönung wurde der junge König mit
der kleinpolnischen Oligarchie um Bischof Oiesnicki konfrontiert, die sich ihrer
Regierungsleistung der vergangenen Jahre sehr wohl bewusst war und ent-
sprechend nachdrücklich Teilhabe auch an den künftigen Entscheidungspro-
zessen einforderte. Stegmanns Beschreibung von der Traditionsverbundenheit
des Königs hat gleichermaßen einen wahren und einen falschen Kern. Wohl
um seine Position in Polen zu sichern, versuchte Kazimierz IV. zunächst, an die
erfolgreiche und lange Herrschaft seines Vaters anzuknüpfen und dessen alte

32 Nos prdaP' spüpMaLs et secMdres, Grones et MoMes, proceres foP^Me cowwMMpas regm Poiom'e, ;'n
coMOCMdoMogoMoraP' PpoPPotdoMs; PdFP? coMgregdp sigm/kvmMS PMoroprosoMdMW (?M;pMS ^xpecPY
Mm'uers/s, ^MaPYor meutern sine PdermissioMe PaPendo soPdYam, Mt sP#M; pad et regimm; possöwMS
e//i'cadfer et eeiePrPer prooidere; ... erePras pro re/ormamlo sfafM cPeP regw; feMMimMS generales eon-
oendones (Beschluss vom 27. März 1446, in: CE III, Nr. 1, S. 1-5, hier S. 1).
33 GAw^DA, Moznowladztwo malopolskie, S. 126-141. Vgl. auch die biographische Kurzvorstel-
lung Oiesnickis in: WÜNSCH, Konziliarismus und Polen, S. 90-93, sowie dort die weiteren Aus-
führungen zur Rolle Oiesnickis in der polnischen Konzilspolitik.
34 Bernt Stegmanns Hanseatische Chronik (Fortsetzung der Danziger Chroniken), in: SRP 5,
VI.2, hier S. 498.
 
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