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Burkhardt, Julia; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Reichsversammlungen im Spätmittelalter: politische Willensbildung in Polen, Ungarn und Deutschland — Mittelalter-Forschungen, Band 37: Ostfildern, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.34753#0074

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IV. Im Gedächtnis der Zeit: Historizität und Wahrnehmung

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IV. Im Gedächtnis der Zeit: Historizität und Wahrnehmung
IV.l. Versammlungsvielfalt
Im August 1456 berief Kazimierz IV. eine allgemeine Versammlung nach Piotr-
kow ein, auf der über die Bezahlung von Söldnern, die im Krieg mit dem Deut-
schen Orden kämpften, beraten werden sollte. Abgesehen von der Frage nach
der Auszahlung an polnische Söldner ging es vor allem um die Entlohnung
von Söldnern des Deutschen Ordens, die dem polnischen König aufgrund
ihrer Finanznot das Überlassen der bedeutenden Marienburg sowie weiterer
Ordensfestungen gegen eine bedeutende Summe angeboten hatten. Freilich
war die Verhandlung mit feindlichen Söldnern in diesem Krieg ein Novum,
und so wurde schließlich im Rahmen der Reichsversammlung das Für und
Wider eines möglichen Abkommens in erhitzten Debatten erörtert. Den Fö-
sungsvorschlag, der eine einjährige Sonderabgabe vorsah, billigten jedoch nur
die großpolnischen Vertreter geschlossen; die kleinpolnischen Herren dagegen
wollten - obgleich sie das Vorhaben einzeln unterstützen - eine geschlossene
Zustimmung ohne vorherige Abstimmung untereinander nicht erteilen und
beriefen deshalb zur weiteren Beratung eine Versammlung in den kleinpol-
nischen Ort Nowe Miasto Korczyn ein/ Obgleich der Steuerentwurf auf brei-
ten Zuspruch gestoßen war, konnten die Teilnehmer des Sejms wegen dieses
Zögerns keine umfassende Regelung zur Implementierung des Beschlusses er-
lassen. Diese Unterscheidung wurde auch in der auf dem Sejm erlassenen Kon-
stitution dokumentiert. Ausgehend von dem Vorschlag einer Sonderabgabe
wurde die Entscheidung über deren Zahlung den beiden Provinziallandtagen
in Kolo (Großpolen) und Nowe Miasto Korczyn (Kleinpolen) übertragen/^
Zudem wurden die Zugehörigkeit der einzelnen Fandtage zu den beiden Pro-
vinzialversammlungen sowie deren Sitzungstermine bestimmt, und so gleich-
sam die Form der Zusammenkünfte definiert. Schließlich wurde festgehalten,
dass der König trotz der allgemeinen Zustimmung zur Erhebung einer Abgabe
durch Gesandte die Meinung der Versammlungen einzuholen habe.'^
Mit der Konstitution des Jahres 1456 wurde erstmals verbindlich festgelegt,
dass neben der Reichsversammlung auch Provinzialversammlungen an der
Entscheidungsfindung und Beschlussfassung von Angelegenheiten des Reichs
beteiligt wurden. Ausgehend von dem allgemeinen Beschluss des Sejms hatten
sie über dessen Umsetzbarkeit und die Details dieser Implementierung zu be-

182 Barones uero ierrarMW, CracooieMsiMW ei KMSsiae, eis; pro se ^Mis^Me coMseniiedai, cowwMMiiaiew ia-
woM ad id odiigare, CMW res noua graois^Me essei, mdio modo aMdedani;... MMde aiiaw coMueMiioMem in
Noua Ciuiiaie Korczin ... ag; placMd. Annales seu cronicae XII-1, S. 262.
183 Fern pro dediiis domiMMW, s; dedeni aMi non, di^eriMr per dowinos Cracou;enses ad coMueMiioMem
Nocae Ciuiiaiis S. Heduigis, ei aiiarMW ierrariMW darMW pariiMW di^eriMr ad coMueMiioMem in Kolo.
Conclusiones conventionis Petricoviensis ..., in: Jus Polonicum, S. 294f.
184 Fern /aFo dMorMW grossorMW, alias podor, praeiai; ei darones ioi;Fs regm coMsenserMMi dicias exac-
iiones, alias podor, sereUssimo dowino, nosiro reg;, dare, uisis SMae seremiaiis magUs MecessiiaiidMS,
UddomiMMS regia Maiesias posiMiare dedei in coMoeMiioMidMS Nouae CioiiaiidMS ei in Kolo a cowwM-
MiiaiidMS per MMMiios SMae sereniiaiis. Ebd., S. 294.
 
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