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Burkhardt, Julia; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Reichsversammlungen im Spätmittelalter: politische Willensbildung in Polen, Ungarn und Deutschland — Mittelalter-Forschungen, Band 37: Ostfildern, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.34753#0108

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II. Ungarische Reichsversammlungen als Ereignis

107

11.1. Einberufung
In der Regel dauerten die Reichstage etwa zwei bis drei Wochen.^ Um den Teil-
nehmern eine pünktliche Anreise zu ermöglichen, wurden die Einladungen zu
den Versammlungen zumeist etwa vier bis sechs Wochen vor dem darin be-
nannten Eröffnungsdatum ausgesprochen.^ Die Einberufung des Reichstags
erfolgte grundsätzlich in schriftlicher Weise durch den König oder zumindest
mit dessen Billigung.*^ Aus einzelnen Schreiben geht indes hervor, dass eine
Einladung durch den Herrscher nicht immer auch bedeuten musste, dass die
Einberufung des Reichstags allein auf königliche Initiative hin erfolgte. So
verwies Mätyäs Hunyadi, als er 1467 seinen Schatzmeister Läszlö Töttös zum
Reichstag einlud, darauf, dass er den Reichstag auf eine Empfehlung seines
Kronrats hin einberufe/ ' Bereits ein Jahr zuvor hatte er in einem Schreiben
an das Komitat Heves von gemeinsamen Beratungen mit den Prälaten und
Baronen des Reichs berichtet, in deren Rahmen die Entscheidung zur Abhal-
tung eines Reichstags getroffen worden sei.^ Das Prinzip des verhandeltem
oder > abgesprochenem Zustandekommens einer Versammlung fand 1471 so-
gar Eingang in ein Reichstagsdekret. Demnach hatte der König, wenn sich die
Notwendigkeit ergab, auf den Rat bzw. in Absprache mit den Prälaten und
Baronen jedes Jahr alle Reichseinwohner zu einer allgemeinen Versammlung
zusammenzurufen.^ Obgleich die Fassung als Gesetzesartikel vermuten lässt,
dass hier ein gewohnter Bereich königlicher Befugnisse dauerhaft entschei-
dend eingeschränkt wurde, ist die Bedeutung des Artikel angesichts seines
Entstehungskontext und der folgenden Versammlungen differenziert zu be-
werten. Während des Reichstags 1471 warb König Mätyäs besonders um eine

60 BÖNis, Feudal Diet, S. 293. Eine Ausnahme bildeten jedoch die Reichstage von 1481 und 1482,
die jeweils sechs bzw. zehn Wochen andauerten.
61 Freilich trafen die Einladungen nicht immer pünktlich, sondern mitunter auch erst nach dem
darin benannten Termin ein. So teilte die Stadt Ragusa dem König 1475 mit, dass sie die Aus-
schreibung des Reichstags nicht fristgerecht erhalten habe. Nr. 393, in: RMO, S. 636. Zur Kor-
rektur der dortigen Datierung auf 1477 vgl. DRHII, S. 221, Anm. 1. Der hier benannte zeitliche
Vorlauf ist nicht für alle Versammlungen zu bestimmen. Berücksichtigt wurden deshalb nur
solche geplanten oder tatsächlich durchgeführten Zusammenkünfte, bei denen die einschlä-
gigen Schreiben eindeutig datiert waren (1458,1459,1464,1466, 1467, 1468,1473,1474,1475,
1478 und 1490).
62 So wurde etwa der Reichstag 1474, an dem Mätyäs nicht persönlich teilnahm, da er sich in der
belagerten Stadt Breslau aufhielt, von Landesrichter Bäthory einberufen. Wenig später erging
jedoch noch eine königliche Einladung an die Adeligen des Landes. Vgl. dazu DRH II, S. 211,
auch Anm. 3.
63 Qnamodrem de consiiio dominornm preiaiornm et daronnm regni nosiri, (?ni nnper Ende nolnscnm
erani constitnti, indnximns et siainimns generalem congregacionem ... pro opporinnis circa siainm
regni nosiri redns fraefandis et expediendis. Schreiben vom 20. Dezember 1466, in: Cod. Zichy X,
Nr. 278, S. 415f.
64 Conoeneramns in in/s diedns cnm ceriis preiaiis ei daronidns nosfris in opido Toinaoar, ni iraciaremns
de redns regni nosfri... niierins aniem ^naninm ad secMndnm oideiieei ad fracfandnM pro expediiione
conira Tnrcos ad proximam esiaiem, oisnm esi noin's ei diciis preiaiis ei daronidns nosiris, ni Ji'ai
conueniio generalis. Qnam ^nidem conoeniionem n[os] eornndem preiaiornm ei daronnm nosirornm
consiiio ... /Icr i siainimns. Schreiben vom 13. Januar 1466, in: DRH II, S. 158.
65 Vgl. GA I des Dekrets vom 18. September 1471, in: DRH II, S. 190-202, hier S. 193.
 
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