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Burkhardt, Julia; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Reichsversammlungen im Spätmittelalter: politische Willensbildung in Polen, Ungarn und Deutschland — Mittelalter-Forschungen, Band 37: Ostfildern, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.34753#0113

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112

C. Ungarische Reichsversammlungen

11.3. Ladung und Teilnahme
Versuche, die Teilnahme jedes einzelnen Adeligen am Reichstag grundsätzlich
festzuschreiben, waren bereits während der Herrschaft von Mätyäs Hunyadi
vor genommen worden. So wurde im Dekret des ersten Reichstags unter sei-
ner Ägide (Juni 1458) festgehalten, dass alle Reichseinwohner persönlich - per
srnguLz capzfa - an den jährlich abzuhaltenden Versammlungen teilzunehmen
hätten.^ Ein Grund dafür, warum dieses Prinzip nicht umgesetzt wurde, be-
stand in den Kosten, welche die Beschickung des Reichstags mit sich brach-
te - diese waren nämlich von den Abgeordneten selbst zu tragen. Während
sich aber Würdenträger und Prälaten ohnehin regelmäßig in Buda aufhielten
und persönlich an Sitzungen des Kronrats oder Reichstags teilnahmen, muss-
ten die Komitate oder Städte Vertreter schicken und als >Entsender< für die im
Rahmen der jeweiligen Gesandtschaft anfallenden Kosten selbst aufkommenÄ
Wie sehr die große finanzielle Belastung, die aus der Entsendung einer Reichs-
tagsdelegation und der Leistung der dort oftmals beschlossenen Sondersteuern
erwachsen konnte, die Reichstagsteilnehmer beeinträchtigte, verdeutlicht eine
bemerkenswerte Episode aus dem Jahr 1472. In dem Reichstagsdekret dieses
Jahres wurde neben zahlreichen Konzessionen des Königs auf Bitten der teil-
nehmenden Adeligen auch festgelegt, dass aufgrund der hohen finanziellen
Belastungen der Reichseinwohner die nächste Zusammenkunft des Reichstags
erst in zwei Jahren stattfinden sollet Diese Maßnahme steht in deutlichem
Kontrast zu den Reichstagsdekreten der Jahre 1458 und 1471, in denen mit dem
jährlichen Zusammentreten des Reichstags ein Versammlungsturnus bestimmt
worden war. Offenbar gelang es nicht, die äußere Form des Reichstags so zu
bestimmen, dass sie mit der Realität in Einklang gebracht werden oder umge-
setzt werden konnte.^
Neben derartigen finanziellen Erwägungen war es jedoch vor allem die
königliche Einladungspraxis, welche den personellen Rahmen des Reichstags
bestimmte. Einladungen zum Reichstag ergingen grundsätzlich an die Prä-

mit schwerem Herzen weiter fort. .../ O Rakos, Rakos, wie erging es Dir,/ Dein alter Ruhm
erscheint als Traumbild mir;/ Dein Anblick schmerzt mich, schmerzt mich bitterlich,/ Und wei-
nend pflüg' die Heimathserde ich.« Deutsche Übersetzung zitiert nach: EisLER, Nationallieder,
S. 12f. [Original: »Rakosi szanto a török alatt«: »Mondjak, itten vitez urak/ Összegyültek, ta-
nakodtak;/ S ha csatara trombitaltak,/ Mint a sasok vini szalltak./ Eltüntek ok; Rakos, te allsz,/
Mezodön hany embert taplalsz,/ Hej de magyart alig latok,/ S nehez szivvel tovabb szantok....
Rakos! Rakos! hova lettel?/ Szep hiredbül de kiestel!/ Faj szivem, faj, ha ezt latom,/ S hazam
földet sirva szantom. Zitiert nach KisFALUDY I, S. 76f.].
85 GA XXXVII des Dekrets vom 8. Juni 1458, in: DRH II, S. 103. Vgl. auch die erste Regelung
dieser Art in dem noch von Reichsverweser Mihaly Szilagyi erlassenen Dekret vom 24. Januar
1458: GA XIII, ebd., S. 86 sowie diejenige im Dekret von 18. September 1471: GA I, ebd., S. 193.
86 HoLUB, Representation, S. 104.
87 GA XIII des Dekrets vom 1. Mai 1472, in: DRH II, S. 208: (?Mod per crcArrLias eowwMnes eon-
gregahones preserh'm doc anno propfer graues expensas regnieoie nosfr; admodMW grauah snnf, igdnr
sfafMÜMMS, Mt ;n/ra reuoiMÜonew dMornw annorMW infegrorMW a data presenhs decreh comptdaMdo
coMgregah'o generalis non/faf regnieoiarMW.
88 Vgl. den bereits zitierten GA XXXVII des Dekrets vom 8. Juni 1458, in: DRH II, S. 103 sowie
GA I des Dekrets vom 18. September 1471, ebd., S. 193.
 
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