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Burkhardt, Julia; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Reichsversammlungen im Spätmittelalter: politische Willensbildung in Polen, Ungarn und Deutschland — Mittelalter-Forschungen, Band 37: Ostfildern, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.34753#0103

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102

C. Ungarische Reichsversammlungen

tischen Fragen, kann nicht von dem Zusammenrücken einer politischen com-
mMMztas, der Formierung einer adeligen Handlungsgemeinschaft gesprochen
werden. Die Auseinandersetzungen um die Thronfolge 1439/1440 hatten den
Adel vielmehr politisch gespalten. Den in jenen Jahren auf den Reichstag stark
auftretenden Vertretern des Komitatsadels stand nun eine Magnatenpartei ge-
genüber, welche die Thronambitionen Ladislaus' Postumus sowie seines Vor-
mundes Friedrich' III. unterstützte.
1.3. Die Anfänge der Herrschaft Mätyäs Hunyadis
Mätyäs Hunyadi, der im Januar 1458 auf einem Reichstag zum ungarischen
König gewählt wurde, war in den ersten Jahren seiner Regierung mit dieser
Fraktionierung und den konkurrierenden Herrschaftsansprüchen konfrontiert.
Bereits in der Wahlversammlung hatte sich eine einflussreiche Magnatenpar-
tei für Friedrich III. ausgesprochen, der als Vormund des Ladislaus Postumus
Ansprüche auf den Thron anmeldete. Die Familie Hunyadi dagegen, die über
keinerlei dynastisch begründete Thronansprüche verfügte, versuchte Mätyäs'
Wahl durch ein Bündnis mit dem mächtigen Magnaten Läszlö Garai und die
Unterstützung des Gemeinadels durchzusetzen Wie erfolgreich die Versuche
von Mätyäs' Mutter und Onkel waren, eine Verständigung mit den prohabs-
burgisch eingestellten Magnaten herbeizuführen, zeigte sich während des
Ende Januar in Pest zur Wahl des Königs abgehaltenen Reichstags. Mätyäs, der
sich noch in der von Ladislaus Postumus veranlassten Gefangenschaft befand,
wurde zn und ohne die im Besitz des römischen Kaisers befindliche
Stephanskrone zum König gewählt, sein Onkel Mihäly Szilägyi wurde wegen
der Minderjährigkeit des Herrschers zum Reichsverweser bestimmt. Tatsäch-
lich dürften es vornehmlich die von der Hunyadi-Fraktion unternommenen
Bemühungen um eine innenpolitische Verständigung und das gezielte Über-
einkommen mit Vertretern des einfachen Adels gewesen sein, die zur Durch-
setzung des jungen Königs führten. Der italienische Chronist Antonio Bonfini
indes berichtete, dass vor allem die Erinnerung an das Ansehen von Mätyäs'
Vater Jänos Hunyadi zur Wahl beigetragen hatteü

von Steuern an die Befragung des Adels geknüpft. Vgl. das Dekret vom 29. Januar 1453, in:
DRMHII, S. 123ff.
44 Das Bündnis zwischen Mätyäs' Mutter Erzsebet, ihrem Bruder Mihäly Szilägyi und Fäszlo
Garai war im Januar 1458 zustande gekommen. Für die Unterstützung von Matyas' Kandi-
datur sollte Garai als paiaÜMMS eingesetzt werden. Vgl. dazu und zum genauen Verlauf des
Wahltags LuPEScu, Election and Coronation, bes. S. 192.
45 So habe sich Mihaly Szilägyi, als er den Wahlvorschlag präsentierte, auf den Ruhm der Fami-
lie als »Befreier von den Türken« berufen: Coru;'?M gOMS, (?M0 tot aMMOS a TarcorMW ef Jmih'morMm
Mos Mio h'Maud, OMMcfa, (?M0 roipMNLo maia iwwiMoiwMf, ipsa SMNud of, ^Mando ad saMom UMgario
Mafa /hd, MMMO oh'am pro pMMLa so iMcoiMwdaU dououd. Bonfini, RUD, Dec. III, Fib. IX, S. 208-211,
hier S. 210. Auch der venezianische Gesandten Pietro Tommasi, der die Stimmung auf dem
Wahltag, die Menge der Teilnehmer und die Bewaffnung der Szilägyi-Partei ausführlich be-
schrieb, erinnerte an die Verdienste von Mätyäs' Vater. Schreiben vom 23. Januar 1458, Nr. 310,
in: MMO, S. 227-229, hier bes. S. 228. Vgl. auch FuPEScu, Election and Coronation, S. 192.
 
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