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Burkhardt, Julia; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Reichsversammlungen im Spätmittelalter: politische Willensbildung in Polen, Ungarn und Deutschland — Mittelalter-Forschungen, Band 37: Ostfildern, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.34753#0066

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III. Vereinbarung: Ablauf und Verhandlungen

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Schlüsse wurden gegen Ende der Verhandlungen vom König bekanntgegeben.
Zudem informierte er die Amtsträger des Reichs, die für die Umsetzung der
Beschlüsse Sorge zu tragen hatten, und - bei Bedarf - weitere Personen.^ Frei-
lich stand am Ende der Verhandlungen nicht immer eine Konstitution, also ein
Beschluss zu einem bestimmten Sachverhalt, dessen Gültigkeit dann im König-
reich verkündet wurde. Während Versammlungen in einigen wenigen Fällen
ergebnislos beendet wurden, '^' einigte man sich häufig darauf, Entscheidungen
auf einen weiteren Tag, zumeist einen Provinziallandtag, zu verschieben.^ Die
Zusammenkunft endete mit der Auflösung (condnsto, d;sso/Mc;o) durch den Kö-
nig sowie der Entlassung und Abreise der Teilnehmer.^

111.3. Formen gemeinschaftlicher Willensbildung
Uber den Modus der Vereinbarung und Verkündung von Sejmbeschlüssen im
Spätmittelalter geben nur wenige Quellen Aufschluss. Während Diskussionen
und Verhandlungen vor allem in der Chronik des Jan Dlugosz und in den Re-
zessen der Abgeordneten der preußischen Stände ausführlicher beschrieben

wie z.B. Provinzial- und Landtagen geführt wurden, aus Gesandtenberichten oder Belegen
für ihre Umsetzung zu rekonstruieren. Die Form der Sejmbeschlüsse orientierte sich im 15.
Jahrhundert hauptsächlich an bekannten Beschlussformen (Statuten, Privilegien) und wurde
noch nicht nach einheitlichen Vorgaben ausgerichtet. Vgl. dazu GRODzisKi, Wst§p, S. 33f.
155 Nach dem Provinziallandtag, der im Herbst 1472 im großpolnischen Kolo abgehalten wurde,
unterrichtete Kazimierz IV. den Starosten von L^czyca, Piotr Dunin, von den neuen Beschlüs-
sen und gebot ihm deren Einhaltung. CE 1,2, Nr. 227, S. 270f. 1478 wurde der König von den
Vertretern der preußischen Stände gebeten, sie über die Beschlüsse von Piotrköw zu informie-
ren, vgl. dazu den Rezess zur Tagfahrt von Brest, in: THUNERT, Acten I, Nr. 212, S. 424—434.
156 Dabei bedeutet ergebnislos nicht unbedingt zugleich erfolglos. So bekannte Kazimierz IV.,
als er im Frühjahr 1478 in Brest bei einem Treffen mit preußischen Vertretern von diesen um
Informationen zu den Entscheidungen des Sejms gebeten worden war, dass in Piotrköw hin-
sichtlich des Friedens mit dem Bischof von Ermland und dem Deutschen Orden nur verhan-
delt, aber nichts beschlossen worden war. Aus diesem Grund sei auch die Zusammenkunft
von Brest einberufen worden, auf der dieses Thema diskutiert werden sollte. Vgl. den Rezess
zur Tagfahrt von Brest, in: THUNERT, Acten I, Nr. 212, S. 424—434, hier S. 427.
157 Eine solche Vertagung auf den Provinziallandtag wurde in den Jahren 1456 (2. Sejm), 1457,
1468, 1472 (1. Sejm), und 1478 vereinbart. 1458 und 1459 wies man den Provinziallandtagen
die Zuständigkeit für Detailregelungen zu, 1476 und 1477 wurde der Beschluss an die Bedin-
gung der Zustimmung der Provinziallandtage geknüpft. Zur Bedeutung des Sejms im Ver-
hältnis zu den regionalen oder lokalen Versammlungen vgl. Kapitel B.IV.l.
158 Auch in diesem Zusammenhang konnte es zu durchaus pikanten Situationen kommen, wie
etwa das Beispiel des Sejms von 1463 zeigt: Kazimierz IV. hatte die Versammlung geschlossen
und sich angeschickt, schnell weiter nach Litauen zu reisen, wie er es dem Chronisten Dlugosz
zufolge den Litauern versprochen hatte. In dieser Situation erreichte ihn die Nachricht, dass
der päpstliche Legat, auf dessen Ankunft man schon seit langem gewartet hatte, nun in Po-
len eingetroffen sei. Als sich der Legat daraufhin nach Piotrköw begab, wurde er von einem
ungeduldigen König erwartet; auf seinem Weg dorthin waren dem Legaten jedoch schon die
nach Beendigung des Sejms aus Piotrköw abreisenden Besucher entgegen gekommen - eine
durchweg wenig ehrvolle Begrüßung. PmÜMS wnk'nü'wi GzsAiÜMS rex a&PÜMS excepp, CM;
Pi/oüco&MW sexP? in crasbMO säurte Catherine wgmPUP; aE ommÜMS preMPiMS et IwomÜMS
PoPwP oNTzm pMm esf. Annales seu cronicae XII-2, S. 50.
 
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