Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Burkhardt, Julia; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Reichsversammlungen im Spätmittelalter: politische Willensbildung in Polen, Ungarn und Deutschland — Mittelalter-Forschungen, Band 37: Ostfildern, 2011

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.34753#0192

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
III. Vereinbarung: Ablauf und Verhandlungen

191

III. Vereinbarung: Ablauf und Verhandlungen
111.1. Beratungsthemen
Als im Frühjahr 1489 der Reichstag nach Frankfurt ausgeschrieben wurde,
wurde den Empfängern der Ladungsschreiben ein drastisches Bild von der
Lage des Reichs präsentiert. Sicherheit und Ordnung des Reichs würden gleich
von zwei Seiten gefährdet, denn die Könige von Ungarn und Lrankreich wa-
ren, so verlautbarte das kaiserliche Schreiben, mit her 77MC/U in unser bei/der Und
so^err geavzc/issen ..., das wir den on iiii^des id. reiciis nü widersfeen nmgen.^ Zur
Verringerung dieser Bedrohung sollte auf dem Reichstag deshalb über ein mi-
litärisches Vorgehen gegen beide Herrscher und über die dafür erforderlichen
Hilfsmaßnahmen beraten werden. Dabei war der Kaiser, wie es im Ladungs-
schreiben auch explizit formuliert worden war, tatsächlich auf die finanzielle
und personelle Unterstützung der Kurfürsten, Lürsten und Städte im Reich an-
gewiesen. In den Niederlanden kämpfte Maximilian I. gegen den französischen
König und einige niederländische Provinzen um seine Anerkennung als Herr-
scher über Burgund.'^ Lriedrich III. hingegen hielt sich dauerhaft in den habs-
burgischen Erbländern auf, wo Mätyäs von Ungarn nach der symbolträchtigen
Eroberung Wiens (1485) und der Wiener Neustadt (1487) bereits große Gebiete
unter seine Kontrolle gebracht hatteV' Lreilich war bereits im Rahmen der in
den Jahren 1486 und 1487 abgehaltenen Reichstage über eine von den Stän-
den zu leistende Reichshilfe beraten worden; die Beschlüsse hatten den kaiser-
lichen Hilfeforderungen jedoch nicht entsprochen.^ Die Beschreibung der Ge-
fährdung des Reichs durch äußere Leinde sollte den Kurfürsten, Lürsten und
Städte die Notwendigkeit einer gemeinschaftlichen Beschlussfassung und ent-
sprechend einer persönlichen Teilnahme an der Versammlung vor Augen füh-
ren. Dass eine Beteiligung an Hilfsmaßnahmen jedoch nicht nur gewünscht,
sondern durchaus auch erwartet wurde, verdeutlichte Lriedrich III. mit einem
Verweis auf die Verpflichtung der Eingeladenen gegenüber dem Kaiser, dem
Reich und schließlich der Nation. Die sich hier offenbarende Spannung zwi-

141 Ladungsmandat an den Stadtrat von Frankfurt, 9. Mai 1488, in: Frankfurts Reichscorrespon-
denz 2,2, Nr. 660, S. 516. Vgl. auch das allgemeine Schreiben an die Reichsstände, in: RTA,
MR 3,2, Nr. 239a, S. 915.
142 Ausführlich dazu PFAFFENBicHLER, Maximilian und Burgund, bes. S. 58-61. Zum Verhältnis
der Habsburger zu Burgund vgl. außerdem MÜLLER, Herzoge von Burgund und BLOCKMANS,
Römischer König in Flandern.
143 WoLF, Probleme der Doppelregierung, S. 65. Ausführlich dazu NEHRiNG, Matthias Corvinus,
Friedrich III. und das Reich, hier S. 113.
144 1486 waren nur etwa 15% der ursprünglich von Friedrich III. geplanten Summe bewilligt wor-
den, von der jedoch nicht einmal die Hälfte eingesammelt wurde. Mit der Wahl Maximili-
ans I. zum König war aber zumindest seitens der Kurfürsten schon Konzessionsbereitschaft
bewiesen worden. Die Wahl diente der Stabilisierung habsburgischer Herrschaft im Reich und
erlaubte es dem Kaiser, sich dem Konflikt mit Mätyäs von Ungarn zuzuwenden. 1487 fiel in
Nürnberg die Bewilligung der Reichshilfe zwar wesentlich höher aus, der finanzielle Bedarf
einer effektiven Kriegsführung gegen Ungarn konnte auch dadurch jedoch nicht gedeckt wer-
den. WoLF, Probleme der Doppelregierung, bes. S. 66-71.
 
Annotationen