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Münchner kunsttechnische Blätter — 8.1911/​1912

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Nr. 5
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Berger, Ernst: Neue Gutachten über die römisch-pompejanische Wandmaltechnik, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.36590#0021

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Manchen, 27. No?. 1911.

Beilage zur „Werkstatt der Kunst" (E. A. Seemann, Leipzig).
Erscheint !4tägig unter Leitung von Maier Ernst Berger.

YIH.Jahrg. Nr. 5.

Inhalt: Neue Gutachten über die römisch-pompejanische Wandmaitechnik. Von E. Berger. (Schluss.) —
Rotationstiefdruck. Von Waiter Ziegier. (Fortsetzung.) — Nachteiie von sauer gewordenen Klebe-
oder Farbenzusatzmittein. — Wasserfeste chinesische Tusche.

Neue Gutachten über die römisch-pompejanische Wandmaltechmk.
Mitgeteiit von E. Berger. (Schiuss.)

Die Frage, in weicher bekannten Maiart woh!
die aitrömischen Dekorationen ausgeiührt worden
sein könnten, ist nur von Herrn Prof. Riess in
entschiedener Weise beantwortet worden. Da er
die Stukkoiustrotechnik aus eigener Erfahrung
kennt, kommt er zu dem Schlüsse, dass die ait-
römischen Maiereien „wohi in der gleichen Art
hergesteiit worden sind".
In der gleichen Weise äussert sich auch einer
der besten Kenner antiken Bauwesens, Herr Ge-
heimrat Prof. J. Bühlmann von der kgl. Tech-
nischen Hochschule München, der mir vor einiger
Zeit schrieb:
„Für mich steht es längst fest, dass die pompe-
janische Malerei im wesentlichen Stukko-
iustrotechnik ist, und die gegenteiligen Mei-
nungen scheinen mir nicht haltbar zu sein. Der
dünne Wachsseifenauftrag der Politur ist eben
während 2000 Jahren in der Erdfeuchtigkeit voll-
ständig zersetzt worden." —
Da schon vom römischen Kunstkongress
die Rede war, möchte ich den Anlass benützen,
um eine damit zusammenhängende Sache zu be-
reinigen.
Es ist wohl nur ein zufälliges Zusammentreffen,
dass die vier zuerst erwähnten Herren gelegent-
lich des Internationalen Kunstkongresses
in Rom (Anfang April) Vorträge angemeldet und
auch in den öffentlichen Sitzungen gehalten
hatten* *).

*) In der Gruppe II sprach Herr Prof. Riess
über „Die Geschmacksbildung des Kaufmanns" und
Herr Knorr über „Geistige Wechselbeziehungen zwi-
schen Pubiikum und Künstlern"; in der Gruppe V re-
ferierte Herr Prof. Dr. Eibner über „Die schädigende
Wirkung von Zinkweiss auf die Maierfarben" und Herr
Bakenhus „Ueber Zinnober, seine Herstellung und

Keinem der Genannten ist jedoch die zweifel-
hafte Ehre zuteil geworden, wie dem Schreiber
dieser Zeilen, dessen Vortrag: „Ist die römisch-
pompejanische Wandmaltechnik verloren gegangen?"
zum Vorwand erneuter Bedenken von seiten
der „Fachpresse" genommen wurde. In zwei
aus dem Zusammenhänge gerissenen Sätzen er-
blickte diese ein wahres Kapitalverbrechen, das
um so schwerer wiegen muss, weil ich bei einem
internationalen Kongress nicht nur vor Vertretern
des zivilisierten Europa, sondern sogar andrer
Weltteile (vielleicht sind sogar Herren aus Vene-
zuela, Uruguay und Brasilien anwesend gewesen?)
etwas behauptet hätte, was angeblich der Wahr-
heit zuwider wäre. Was ich sagte, muss wahr-
lich etwas ganz Entsetzliches gewesen sein, weil
sich die „Techn. Mitt. für Mal." darüber nicht be-
ruhigen können, und mir das gleiche drei- oder
viermal*) entrüstend zum Vorwurf gemacht wird,
ich hätte nämlich (hört und staunt!) in meiner
„Zusammenfassung" in Beziehung auf die genannte
Technik in Rom öffentlich und wörtlich
erklärt:
„Nach dem Bekanntwerden der chemischen
Analysen von Chaptal und von Davy (:8o$ und
18:5), die weder Wachs noch Harz in den antiken
Stuckwänden fanden, gewann die Annahme festen
Boden, die Freskotechnik sei als die antike
Malweise in Pompeji und Herkulanum anzusehen
(Wiegmann, Donner).
Versuche haben gezeigt, dass in dieser
Technik Glanz und Glätte des antiken Tek-
toriums wie solche heute noch zu sehen
sind, nicht erreichbar ist."

sein Gebrauch in der Malerei der letzten acht Jahr-
hunderte".
*) Tech. Mitt. XXVII. Nr. 23, XXVIII. Nr. t, eben-
da Nr. 2 und in besonderer Broschüre, jedesmal in
auffälligem Druck!
 
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