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Münchner kunsttechnische Blätter — 8.1911/​1912

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Nr. 23
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Berger, Ernst: Zur Einführung der Teerfarben, [4]
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Altmexikanische Wandmalereien
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https://doi.org/10.11588/diglit.36590#0096

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92

Münchner kunsttechnische Blätter.

Nr. 23.

Oelfarben:
3. Alizarinrot dunkel .
6. Alizarinkarmin . .
7. Pigmentscharlach
8. Indanthrenbordeaux
9. Indanthrenblau . .
to. —

12. —

Aquarellfarben:
Alizarinrot dunkel
Alizarinkarmin
Pigmentscharlach
Indanthrenbordeaux
Indanthrenblau
Indigorot
Echtviolett
Echtgrün.

In der folgenden to.Lieferung ihrer„Maltechnischen
Mitteilungen" behandelt die Firma H. Schmincke & Co.
abermals das Thema unter dem Titel: „Die neuen
,lichtechten' Teerfarbstoffe in ihrer Verwen-
dung für die Kunstmalerei" und veröffentlicht
die Ergebnisse von Tausenden von Belichtungs- und
Mischproben, die ihre Chemiker über die Brauchbar-
keit der neuen Teeriarbiacke für künstlerische Zwecke
angestellt haben. Diese kommen zu dem Resultate
(S. 8), dass „die neueren Teerfarben resp. deren Farb-
lacke weit davon entfernt sind, eine Veränderung der
Maltechnik oder gar eine Umwälzung des bisher üb-
lichen herbeizuführen. Aber es finden sich unter
ihnen einige Farbstoffe, die eine willkommene Erwei-
terung der gebräuchlichen Farbenskala bieten, und
welche man der Künstlerschaft unter bestimmten Vor-
aussetzungen empfehlen kann."
Da die obige Abhandlung Interessenten kostenlos
zur Verfügung steht, können wir uns auf das Wichtigste
beschränken.
Die Besprechung der Versuchsresultate ist hier
getrennt vorgenommen, da Beobachtungen, die mit
einem Farbstoff als Oelfarbe gemacht sind, nicht ohne
weiteres auf denselben als Aquarellfarbe übertragen
werden könnten.
Bemerkenswert sind unter den nach fünfmonat-
licher intensiver Belichtung an direkter Sonne, die ja
in dem letztverHossenen Sommer reichlich geschienen

ist, gemachten Beobachtungen, so z. B., dass
Indanthrengelb in Mischung mit ro Teilen je
von Kremserweiss oder Zinkweiss durch das Sonnen-
licht gar nicht, von Lithopone kaum merklich ver-
ändert worden war, während Indischgelb mit jeder
der obigen weissen Farben „stark verblasste".
Permanentrot I (Rot hell aus Permanentrot 2G
extra) blieb in Mischung von too Teilen mit einem Teil
des Farbstoffes nach fünfmonatlicher Sonnenbelichtung
mit Kremserweiss und Lithopone unverändert, mit
Zinkweiss verblasste es aber stark.
In :o°/, Ausmischung mit demselben Weiss wurde
Permanentrot I und III in dieser Zeit überhaupt nicht,
Permanentrot II mit Kremserweiss leicht verändert.
Helioechtrot und Helioechtrosa veränderten
ihren Ton in Ausmischungen mit Weiss.
Pigmentscharlach, ein blauroter Farblack von
karminähnlichem Ton, der das unhaltbare Karmin
eventuell zu ersetzen imstande wäre, erwies sich nicht
als durchaus verlässlich.
Der aus Cöruleinlack bereitete Echtgrüniack
hat sich bei io°/„ Ausmischung mit verschiedenen
Weiss bei weitem haltbarer gezeigt, als andere neuerer
Zeit angepriesene grüne Teerfarblacke.
Von Violettlacken hat keiner die Lichtbeständig-
keit des Kobaltvioletts erreicht, während Indanthren-
blaulack, von nahezu absoluter Lichtechtheit, sich
mit allen bekannten Weisspigmenten gut verträgt,
auch die Mischungen mit anderen in der Oelmalerei
gebräuchlichen Pigmenten haben sich nicht verändert.
Helioechtblaulacke (mit grünlich lichtblauer Aus-
mischung) gehen in starker Verdünnung mit Kremser-
weiss (weniger mit Zinkweiss) im Lichte merkbar zu-
rück, bieten also keinen Vorteil vor gutem grünstichigen
Ultramarinblau.
Aus der grossen Menge neuerer Teerfarblacke
scheiden demnach als Oelfarben viele aus, welche

weitgehenden Anforderungen durchaus nicht genügen.
Als relativ brauchbare Teerfarblacke führt das Sorti-
ment der Mussiniölfarben nur:
Indanthrengelb,
Indanthrenblau,
Permanentrot I (II),
Echtgrünlack.
Der Verwendung der neuen Teerfarbstoffe für die
Aquarellmalerei ist in den neuen „Mitteilungen"
besondere Aufmerksamkeit geschenkt und jene Pig-
mente hervorgehoben, die als relativ brauchbare Farb-
stoffe empfohlen werden können.
Wie oben bereits erwähnt, ist hierbei die Tat-
sache wichtig, dass die neueren Teerfarbstoffe in
Mischung mit Zinkweiss (Permanentchinesischweiss) im
Sonnen-(Tages-)Licht schneller ausbleichen als mit
anderem Weiss gemischt (s. oben Zinkweissunecht-
heit nach Prof. Eibner). (Fortsetzung folgt.)
Altmexikanische Wandmalereien.
Auf dem im Oktober des vorigen Jahres abge-
haltenen Amerikanistenkongress in Neuyork besprach
Prof. Thompson auch die Bau- und Ornamentformen,
die im alten Aztekenreich, vor der Eroberung dieses
Landes durch Cortez, gebräuchlich waren. Er sagte
u. a.: „Die innere Ausstattung der Paläste sowie der
daneben befindlichen Tempel ist eine überaus reiche
und zeugt von grossem Geschmack. Alle Mauern
waren mit Stuck bekleidet und zum Teil mit einem
Rot bemalt, dessen Farbenton an dasjenige Pompejis
erinnerte.
Die Zimmer waren meist schmal und lang und
zeigen bemerkenswerten Reichtum an Ornamentation,
welche durch kleine, regelmässig behauene Steine
hervorgebracht ist, die in sehr geschickter Weise zu
Mäanderlinien, Kassetten, Stabornamenten u. dg!, zu-
sammengesetzt sind. Die zum Teil noch wohlerhal-
tenen Ruinen gewähren mit ihren schönen Fassaden
einen sehr malerischen Anblick und erinnern unwill-
kürlich an gewisse Baudenkmäler der alten Griechen
und Römer."
Eduard Thompson konnte in getreuen Nachbil-
dungen ganze Reihen Yukatekischer Wandmalereien
zeigen, die er in den Gemächern der Tempel zu
Izamal, Chichen-Itza und Tulun entdeckte und einen
klaren Begriff von der bisher höchst ungenügend be-
kannt gewesenen Malweise der Ureinwohner Mexikos
liefern. Der Darlegung Thompsons zufolge bedienten
sich dieselben bei der Herstellung ihrer Wandmale-
reien ausschliesslich vegetabilischer Farben (heute
würden wir sagen: Lackfarben). Man kannte zwei
Schattierungen von Blau, zwei verschiedene grüne
Farben, ferner Rot, Braunrot, Gelb, Schwarz undWeiss.
Die Farben wurden mit fettartigen Bindemitteln an-
gerührt und mittels feiner Haarpinsel auf den mit creme-
farbigem Stuck bekleideten Wandfiächen aufgetragen.
In ihrem Charakter erinnern die, meist Kampfszenen
darstellenden Gemälde sehr an die naiven Bilder, mit
denen in Europa während des frühen Mittelalters
malende Mönche Manuskripte und Kirchenwände zu
schmücken pflegten.
Allgemein betrachtet, darf man erstaunt sein, dass
eine so hohe Kultur sich in jener Gegend unbeein-
flusst von der europäischen Kunst entwickeln konnte.
Für den Maler speziell dürfte der Umstand besonders
interessant sein, dass man damals mit PHanzenfarben
malte, die jedenfalls aus den dort heimischen Farb-
hölzern gewonnen wurden. Das obengenannte „fett-
artige Bindemittel" ist sicherlich irgendein trocknendes
Oel gewesen, denn ein nichttrocknendes fettes Oe!
würde durch sein Ranzigwerden die Malerei verdorben
haben. (Deutsche Malerzeitung.)
Verlag der Werkstatt der Kunst (E. A. Seemann, Leipzig).
 
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