*86 3. Buch. 20. Cap. Abreiß von Groß Cairo.
Ein Gluͤck für mich ware daß ſich hier zu Cairo eine ſehr gute Gelegen⸗
heit abermal mit einem Tuͤrckiſchen Fahrzeuge ereignet auf dem Nilo nacher
Roſſetto zuruck zu ſeeglen, die von dem Zohn Ddes allhieſigen Engliſchen
Hın Conſul dahin fuͤr ihme und einem Engliſchen Schiff - Capitain ( deſſen
Schiffe zu Alexandria im Port ſtunde, auf den 16. Jenner iſt anbeſtellt wor⸗
den; mit dieſem nun hatte ich die Erlaubnus Compagnie zu machen, und
ihr Schiffe zu befteigen, ohne daß ich mir auf dieſe Reiſe einigen Vorrath
an Lebens⸗Mitteln machen durffte, zumalen ich die Taffel bey ihnen franco
und umſonſt zu genieſſen gehabt.
Den 26. Jenner nach eingenommenen Mittag⸗Mahl verfuͤgten wir
uns ſammentlich/ mittelſt der Aegyptiſchen Eſel⸗Reuterey, in Begleitung vie⸗
ler guter Freunde und Bekannten, ſo wohl Seiftlicher , als Weltlicher , na⸗
cher Bulacha zum Ufer des Nili; Da wir unſer Tuͤrckiſches Faͤhrzeuge, Ger—
me genannt, wohl ⸗ eingerichtet und Sregel-fertig angetroffen; allein, wei⸗
len die Scheidung von einem Ort / da man ſich viel Hertzens⸗gute Freunde ge⸗
maͤcht, ſo geſchwind nicht von ſtatten gehet , als veweilten wir in Bulachg
und auf dem Schiffe mit freundlichen Geſpraͤch und zarter Beurlaubung biß
heunt ſpaͤten Abend allda. Wie ſich endlich das liebe Zag-Licht von uns al⸗
len beurlauben wolte, und auch zu gleicher Zeit gut-favorable Suͤd⸗Winde
ſich verſpuͤhren lieſſen, nahme unfere liebe Geleitſchafft auch einen traurigen
Abſchied vonuns und mir ſiengen ſo dann allgemach an/ gegen 9, Uhr Abends
mit GOttes Obhut von Cairo hin nacher Roſſetto unter Seegel zu gehen.
Die Mittag⸗Winde hielten dieſe Nacht hindurch ſo trefflich an, daß wir
Groß⸗ Eairo gar behende in der Weite hinter uns gelaſſen.
Den ı7, Jenner fruͤh Morgens beſahen wir die Gegend unſeres Schiff⸗
Lauffesd / und fanden / daß wir dieſe abgewichene Nacht gegen 0, welſche Dieis
len juruckgelegt haben; mithin uns Cairo ſamt denen Acgyptiſchen Pyrami⸗
den ſchon gaͤntzlich aus unſer en Augen verſchwunden Aır continuirten al⸗
ſo den heuntigen gantzen Tag unfere Schiffahrt ſo ſchuelle hinfort, daß uns
Staͤdte und Laͤnder von beyden Seiten des Ufers wie Pfeile entwichen.
Den 8 Jeñer fruͤh Morgens um Uhr gelangten wir gluͤcklich zu Roſ⸗
Mfunft ſetto an; mithin wir von Groͤß⸗Cairo bih anhero mit extraordinariguten
UD inden, in unſerer gantzen Schiffahrt nicht *. Stunden gebraucht haben;
da ich doch in meiner Hin/ Reiß nach Cairo.g. Taͤge hab zugehracht. Ich bes
zohe alfo zleich wiederum in Roſſetto mein altes geiſtliches Quartier; und
weilen meine Reiß⸗Gefehrten hier nicht lange zu verweilen gedachten, ſon⸗
dern foͤrderfamſt um eine Caravana zu Land nacher Alexandria beſorget wa⸗
ren, als hieite ich mich hier ſtuͤndlich bereit, mit ihnen ſothane Caravana zu
machen, und meine Reiß dahin ohngeſaumt fortaufetzen. a
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