Abb. 7. FranzLs. Nähspitze. Später Stil Louis XIV.
barpcke Spitze ist in den fünfziger Jahren deS 17. Jahr-
hundcrts vollcndet (Abb. 4).
Der Übergang zur cigentlichcn Barockspitze, die ihre
höchstc künstlcrische Entfaltting in der vcnczianischen
Relicfspitze (xoint äs Vsiiiiss) fand, hat Fvrmcn von
feinstcr Anmut dcr Linienführung und harnwnischer
Vcrtcilung dcr Mastcn gezcitigt. ES fehlt i» dicscn
fünfziger Jahrcn dcs 17. Iahrhunderts noch die cr-
drückcnde Schwerc, die den Rahmen sprengendc Gcwalt
der Barockform. Die harnionischc Gleichmäßigkcit dcr
Renaistance, das Maßvolle in dem organischen Aufbau
allcr Teile lebt noch nach. Lang hinziehcnde Ranken
mit vollendetcn Blütcn, dercn Umrisse reliefartig erhöht
sich von cincm fein gemustcrten Grnndc abheben, zeigen
dic Grundzüge der frühcn Barockspitze. Bald jedoch
nehmcn die Rankcn wuchtigere Formcn an, die klcinen,
symnictrischen Voluten werden zu kraftvoll kompliziertcn
Gcbilden, naturalistische Formen lreten ncben abstrakte,
schwcre neben leichte
— mit cinem Worte,
das Gegcnsätzliche
wird zum ästhetischcn
Prinzip (Abb. 5).
Die Entwicklnng
vollzieht sich in der
Hauptsachc an der
venezianischen Relics-
spitze, die sür dic
ganze Zeit sowic für
alle Länder vorbild-
lich war.
Jn den letztcn
Jahrzehnten deö 17.
Jahrhunderts wird
das anders. Den Be-
mübungen Colberts
und Ludwigs XIV.
gclang es, allmäblich in Frankreich die Grundlagc ciner
ansgcdehnten Spitzenindustrie zu lcgcn. Jn dcr erstcn
Zeit durch Nachahmung dcr venezianischcn Spitze. Dicse
Erzcugnissc aus französischem Boden, dic oft von venc-
zianischen Arbcitern vcrscrtigt waren, ivurdcn xoint cls
k?raiio6 genannt. Ein Untcrschied zwischcn point äs
Vsiii^s und xoint äs I'ralles ist im Einzelsalle oft in
keiner Wcise scstzustellen.
Nachdem man in Frankreich die Technik cinmal
bcherrschte und die Ausübung der Spitzcnarbcit von
französischen Arbeitcrn übernommen war, ist cö natür-
lich, daß dcr französischc Formensinn sich bald klarcr
aussprach. Iunächft zeigt sich das in dem Verhältnis
der Einzelsorm zu dem Grunde, von dem sic sich ab-
hebt. Es ist die Tcndenz vorhanden, die Verbindung
dcr Einzelformcn durch dic Stege zu cinem inimer
dichtercn Netz, später zu cinem gleichmäßigen, einheit-
lichcn Netzgrunde umzugcstalten. Dicser Entwicklung
kam die wachsende
Bedcutung dcr Klöp-
pclspitzen sehr zu-
ftattcn. Durch sie er-
subr die ästbetischc
Ausfastung von dem
Wesc» dcr Spitze
eine vollständigc Um-
gestaltung. Statt dcr
Klarheit der Einzel-
sorm crstrebtc man
mit dcr Klöppelspitze
die Wirkung eines
seincn, schleicrartigen
Gcwebes, statt der
plastischcn Betonung
der Konturen dustigc
Gcbilde slächenhaften
CharakterS. Es war
2ZI
barpcke Spitze ist in den fünfziger Jahren deS 17. Jahr-
hundcrts vollcndet (Abb. 4).
Der Übergang zur cigentlichcn Barockspitze, die ihre
höchstc künstlcrische Entfaltting in der vcnczianischen
Relicfspitze (xoint äs Vsiiiiss) fand, hat Fvrmcn von
feinstcr Anmut dcr Linienführung und harnwnischer
Vcrtcilung dcr Mastcn gezcitigt. ES fehlt i» dicscn
fünfziger Jahrcn dcs 17. Iahrhunderts noch die cr-
drückcnde Schwerc, die den Rahmen sprengendc Gcwalt
der Barockform. Die harnionischc Gleichmäßigkcit dcr
Renaistance, das Maßvolle in dem organischen Aufbau
allcr Teile lebt noch nach. Lang hinziehcnde Ranken
mit vollendetcn Blütcn, dercn Umrisse reliefartig erhöht
sich von cincm fein gemustcrten Grnndc abheben, zeigen
dic Grundzüge der frühcn Barockspitze. Bald jedoch
nehmcn die Rankcn wuchtigere Formcn an, die klcinen,
symnictrischen Voluten werden zu kraftvoll kompliziertcn
Gcbilden, naturalistische Formen lreten ncben abstrakte,
schwcre neben leichte
— mit cinem Worte,
das Gegcnsätzliche
wird zum ästhetischcn
Prinzip (Abb. 5).
Die Entwicklnng
vollzieht sich in der
Hauptsachc an der
venezianischen Relics-
spitze, die sür dic
ganze Zeit sowic für
alle Länder vorbild-
lich war.
Jn den letztcn
Jahrzehnten deö 17.
Jahrhunderts wird
das anders. Den Be-
mübungen Colberts
und Ludwigs XIV.
gclang es, allmäblich in Frankreich die Grundlagc ciner
ansgcdehnten Spitzenindustrie zu lcgcn. Jn dcr erstcn
Zeit durch Nachahmung dcr venezianischcn Spitze. Dicse
Erzcugnissc aus französischem Boden, dic oft von venc-
zianischen Arbcitern vcrscrtigt waren, ivurdcn xoint cls
k?raiio6 genannt. Ein Untcrschied zwischcn point äs
Vsiii^s und xoint äs I'ralles ist im Einzelsalle oft in
keiner Wcise scstzustellen.
Nachdem man in Frankreich die Technik cinmal
bcherrschte und die Ausübung der Spitzcnarbcit von
französischen Arbeitcrn übernommen war, ist cö natür-
lich, daß dcr französischc Formensinn sich bald klarcr
aussprach. Iunächft zeigt sich das in dem Verhältnis
der Einzelsorm zu dem Grunde, von dem sic sich ab-
hebt. Es ist die Tcndenz vorhanden, die Verbindung
dcr Einzelformcn durch dic Stege zu cinem inimer
dichtercn Netz, später zu cinem gleichmäßigen, einheit-
lichcn Netzgrunde umzugcstalten. Dicser Entwicklung
kam die wachsende
Bedcutung dcr Klöp-
pclspitzen sehr zu-
ftattcn. Durch sie er-
subr die ästbetischc
Ausfastung von dem
Wesc» dcr Spitze
eine vollständigc Um-
gestaltung. Statt dcr
Klarheit der Einzel-
sorm crstrebtc man
mit dcr Klöppelspitze
die Wirkung eines
seincn, schleicrartigen
Gcwebes, statt der
plastischcn Betonung
der Konturen dustigc
Gcbilde slächenhaften
CharakterS. Es war
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