Abb. 4. Gi'üncr Nephritbechcr mit Abb. 5.
vergoldcter Silberfaffung, beseht
mit roten und grünen Turmalincn.
Irn Besitz Sr. Königl. Hoheit des
Großherzogs von Heffen.
wic hier so sehr aus Matcrialschönheit Utid
Farbe ankommt, uoch mehr ein Surrogat
wären beschreibende Worte. Wer nicht
eüimal die Schönheit von Smaragden,
Amethysten und Topascn, von Nephrit
und Rosenquarz, Beryllen nnd Chryso-
prasen sah, wer nicht weiß, was Emaille-
schmelz, Niellcn und Tauschierungcn bc-
deuten, dem bringen auch die glühcndstcn
Worte es nicht vor Augen. Beschreibcnde
Sprache ist cine arme Sprache, denn Er-
scheinungen sind sür die Augen, nicht sür
die Ohren.
So möchte ich dem Beschauer über-
lassen, den Adel dieser Arbeiten, die früher
wohl Edelschmiedcwcrk genannt wurdcn,
jetzt abcr in dcn häßlichen Sammel-
begriff „Kunftgewerbe", von dem der
noch häßlichere „Kunftgewerbler" abge-
leitet wurde, gefaßt werden, selber zu er-
kennen und sich daran zu sreuen. AuS
allen spricht in dcr unbekümmerten Sicher-
heit des Formlichen wie des Handwerk-
lichen Charaktcr. Wcniger im stilistischcn
Sinne modern als dic Arbeiten der Ostcr-
reicher, sind sie doch in ihrcr Modernität
Wciße Nepbritschale iu vergoldeter Silberfaffung,
besetzt mit Smaragden und Amctbysten.
Abb. ö.
Pokal aus vergoldetem Silber.
unantastbar durch die Selbstvcrständlich-
keit, mit dcr sie sich als das darstellen,
was sie sind: Schmuckstücke zum Ge-
brauch. Sogar in jcnem großen Jagd-
aussatz, zu dcm als Motiv das Horn eincs
Bergschases verwendct wurde, cin Kunst-
wcrk, dcm Meisterstück eincs Goldschmiedc-
gescllen ähnlich, dcr mit wahrhast naiver
Freudc all sein handwcrkliches Könncn
an allen möglichen Matcrialien zeigen
will, sogar hier vcrleugnet sich trotz allcr
gefährlichen Spielerei nicht dcr Charaktcr.
Die Wiener sind strenger in ihren For-
mcn, skrupulöser im pcinlichen Ausscheidcn
aller Motive, die eine unverdaute Tradi-
tion verraten könnten, aber dadurch auch
gleichzeitig archaischer, unbeholfener bei
allcr Gewandtheit und Delikatesse. Wieder
greisc ich alS Beispiel aus Messel: wie
er nimmt Riegel unbekümmcrt Besitz
vom Vergangenen, weit über den Begriff
wahrhastiger Überliefcrung herauS. Dcnn
er weiß, daß auch das Älteste in ihm
und durch ihn neu wird, und braucht
den Vorwurs nicht zu stirchten, er anti-
quiere. Wir haben in den letzten Jahrcn
öster Gelegenheit gehabt, alte Edelschmiede-
kunst zu sehen, und immer wicder hörte
ich das bewundcrnde Staunen über die
Abb. 7. Vaso aus vergoldctem Silber mit
Amethysten, aufgelötetem Filigran und
schwarzem Email.
vergoldcter Silberfaffung, beseht
mit roten und grünen Turmalincn.
Irn Besitz Sr. Königl. Hoheit des
Großherzogs von Heffen.
wic hier so sehr aus Matcrialschönheit Utid
Farbe ankommt, uoch mehr ein Surrogat
wären beschreibende Worte. Wer nicht
eüimal die Schönheit von Smaragden,
Amethysten und Topascn, von Nephrit
und Rosenquarz, Beryllen nnd Chryso-
prasen sah, wer nicht weiß, was Emaille-
schmelz, Niellcn und Tauschierungcn bc-
deuten, dem bringen auch die glühcndstcn
Worte es nicht vor Augen. Beschreibcnde
Sprache ist cine arme Sprache, denn Er-
scheinungen sind sür die Augen, nicht sür
die Ohren.
So möchte ich dem Beschauer über-
lassen, den Adel dieser Arbeiten, die früher
wohl Edelschmiedcwcrk genannt wurdcn,
jetzt abcr in dcn häßlichen Sammel-
begriff „Kunftgewerbe", von dem der
noch häßlichere „Kunftgewerbler" abge-
leitet wurde, gefaßt werden, selber zu er-
kennen und sich daran zu sreuen. AuS
allen spricht in dcr unbekümmerten Sicher-
heit des Formlichen wie des Handwerk-
lichen Charaktcr. Wcniger im stilistischcn
Sinne modern als dic Arbeiten der Ostcr-
reicher, sind sie doch in ihrcr Modernität
Wciße Nepbritschale iu vergoldeter Silberfaffung,
besetzt mit Smaragden und Amctbysten.
Abb. ö.
Pokal aus vergoldetem Silber.
unantastbar durch die Selbstvcrständlich-
keit, mit dcr sie sich als das darstellen,
was sie sind: Schmuckstücke zum Ge-
brauch. Sogar in jcnem großen Jagd-
aussatz, zu dcm als Motiv das Horn eincs
Bergschases verwendct wurde, cin Kunst-
wcrk, dcm Meisterstück eincs Goldschmiedc-
gescllen ähnlich, dcr mit wahrhast naiver
Freudc all sein handwcrkliches Könncn
an allen möglichen Matcrialien zeigen
will, sogar hier vcrleugnet sich trotz allcr
gefährlichen Spielerei nicht dcr Charaktcr.
Die Wiener sind strenger in ihren For-
mcn, skrupulöser im pcinlichen Ausscheidcn
aller Motive, die eine unverdaute Tradi-
tion verraten könnten, aber dadurch auch
gleichzeitig archaischer, unbeholfener bei
allcr Gewandtheit und Delikatesse. Wieder
greisc ich alS Beispiel aus Messel: wie
er nimmt Riegel unbekümmcrt Besitz
vom Vergangenen, weit über den Begriff
wahrhastiger Überliefcrung herauS. Dcnn
er weiß, daß auch das Älteste in ihm
und durch ihn neu wird, und braucht
den Vorwurs nicht zu stirchten, er anti-
quiere. Wir haben in den letzten Jahrcn
öster Gelegenheit gehabt, alte Edelschmiede-
kunst zu sehen, und immer wicder hörte
ich das bewundcrnde Staunen über die
Abb. 7. Vaso aus vergoldctem Silber mit
Amethysten, aufgelötetem Filigran und
schwarzem Email.