Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Der Sturm: Monatsschrift für Kultur und die Künste — 14.1923

DOI Heft:
Elftes Heft
DOI Artikel:
Liebmann, Kurt: Rudolf Blümner
DOI Artikel:
Hoffmann, Franz: Gedichte
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.47213#0199

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Trägt nicht vor. Nicht die „Idee“ einer
Dichtung. Harft nicht Gefühle und sekun-
däre Musiken eines Gedichts. Entreisst dem
Wortkunstwerk Ur-Kern. Gestaltet diesen
im Rhythmus und Ordnung seines Vortrages.
Schafft das Objektive des Kunst-Sprechens.
Ordnung. Klarheit. Nicht Schmuck phan-
tastisch ausschweifend Deklamation. Zen-
traler Rhythmus säult in den auf das
Wesentliche gedrängten Worttonreihen des
neuen Sprechers. Gestaltung!
Hören die Deutschen. Die Deutschen sollen
hören! Stosst durch den Nebel von Lyris-
mus Kothurn Gedanken-Pose romantischer
Unordnung Gefühlsweichlichkeit Unsach-
lichkeit. Hier tönt ein Mund. Ein Stern-
schlund tönt unmittelbare Gewalt und Tiefe.
„Menschheit“ reisst in die Wirbel des Un-
mittelbaren wie kosmische Ordnung und
Schauer Rachscher Musik.
Er einzig! Verlieh dem kosmischen
Rhythmus in den Gesetzen seiner Sprache
Gestalt. Wo ist die Kathedrale, die jene
Worthöhen umfängt.
Die Kathedrale. Der Sternmund. Der TON.
Kurt Liebmann


Gedichte
Franz Hoffmann

Lustblüte Maria
Du
in jedem Mädchen du
Maria du
an der Gott nichts vergass
Zier Schöne Glanz
Arme leuchtend
Wasser
Luft
Schalen des Lichtes Hände
und Sternegaben
Orions Gürtel deine Lende —
o Spindel
Lust
mein Leib zersticht sich an dir
ich muss jauchzend schrein
drei grosse Sprünge macht mein Herz:
die Sonne geht in Freudentänzen
der goldne Eber schiesst ins Meer
der Stein sprüht hell am Himmel —
ich muss jauchzend schrein
du du

Segel hoch
mein Lustschiff kommt gefahren
evoe
die Masten stehn
auf allen Meeren Strömen Seen
glänzende Türme
evoe
Segel hoch
Auferstehn
Maria Ostara —
auf allen Meeren
Strömen
allen Wegen
in jedem Mädchen mir entgegen
du
Rlüte Maria
Ostara
Für dich Maria
Maria Viole
Maria Primel
Maria Hauch der Schlüsselblume
nun will Frühling dich empfangen
Blumen und Violen so blau
Knospen am Strauch, am Hang
kleine gelbe Lattichblumen
Birken mit Perlenschnüren
Mädchen in windlosem Haar
und Knaben mit weissen Stangen
Maria jubelndes Osterspiel
nun will Frühling dich empfangen —
junge Kraft, Saat
die schon im Sprosse schmeckt
ein junger Eschenschaft
daran ist Winterdunkel zerbrochen
ein helles Getön kommt in der Luft
Tagvogel hat seine weissen Klauen
ein raffer Adler
über schwere Nächte gesenkt
und bald, o
unter seinen Glanzschwingen
flattern
die seltsamen Sternenvögel
ein Silberfasanenschweif wird noch die Nacht
o bald bald
bald will der Tag nicht mehr vergehn —
O Maria Nächteblüte
trarira
ich bin so froh
ein Bär aus seiner Höhle nun
wieder froh durch Knospenbüsche bricht
und ein wilder Vogel Töne stösst
wenn auf Bergen Morgenröte rauscht
trarira

169
 
Annotationen