Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Der Sturm: Monatsschrift für Kultur und die Künste — 14.1923

DOI Heft:
Zwölftes Heft
DOI Artikel:
Suschny, Hans: Gedicht
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.47213#0212

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext

Gedickt
Hans Suschny
einen wilden zaun will ich um meinen
heiland werfen
dass sich das feuerwerk im mittelpunkte
spiegle wie eine feuertonne und ein dom
und eine hand die blitze frisst und boden
es wartet nur die eine braut über den bergen
und nur in diesem einen tiegel schmilzt
das gold
ein rad allein und schwängert alle ströme
und eine schleusse reusset schrei und ja
die brunnengräber sind ins meer gefallen
und längst ertranken auch die Schäfchen
doch wer den kranz flickt hat ihn auch zerrissen
und wer die bilder schluckt umzäunt sie auch
mit seiner augenkugel
der see ist langsam in die weit gestiegen
der stern fuhr in den mütterkreis
das kalb saugt nicht mehr Wahnsinn aus
den eutern
und jäh o je durchpfaucht die kalkkuh
schon den ’immel
die kugel wirft sich ins geviert
der schrei umläuft die Sonnenuhr
die tintenschwarze Sonnenuhr
in vierzig viermal jähren
wer jetzt die stirne trägt wird auch die
früchte kneten um die das leben brücken-
wölben efeut
wir sind vorbei und da und wieder
und schrauben die laternen an die grosse
werft
dann rollen die getriebe kolben kohlenmütter
und prallen gegen stein und glas aus glas
spät kreischt das tor und spät heissdehnt
das fenster sich an den tempeln unsrer
grossen Zukunft auf
und wie ich es gesagt
so reisst die frau den gallenspitzennagel
aus der sohle
die weisse frau und jäh o je durchpfaucht
den ’immel
da spaltet sich der bäum mitten entzwei
rötet und grünt und blaut und o und o
und türme wie geisire spritzen auf und o
und silberbächer singen
und wem die WURZELN IN DIE FÜSSE
WACHSEN
der schüttet sich und sonne in die sonne
meinen köpf will ich auf die grosse föhre
setzen

und äugen
treiben
in alle winde
volle braune knospen
und dann will ich mein herz ankurbeln
ankurbeln will ich mein herz
bis meine sinne heisslaufen heissgelaufen
sich überwerfen
und o wer dann nicht kann
und o wer dann nicht vermag
hirn und blut zu changieren
muss unbedingt entgleisen
und damit saldo
der Weichensteller hat die kuh schon auf-
gezogen
das bahnhofglas hat i mal angeschlagen
der P-zug ist ins weichbild eingeschlossen
und von den silbernen latrinen und piloten
tropfen die grossen himmelschlüssel
flut und ebbe
der mensch erstickt schon in den runden
kojen
und frisst die kolben auf die er gepfropft ist
die kübel sind schon vollgeschüttet
auch vernehmen wir den dünnen pfiff der
hyazinthen schon
die grosse uhr ist auch zersprungen
das blut zersprengte auch das räderzahn-
werk schon
und hui und kujuhui
und wie die säulenhäuser
und wie die pufferbalken
an die wie immer die 22ten Waggons rennen
und wie die meilenweitenweiten periskope
so
STÜLPE ICH DIE AUGEN
aus mir heraus
ehe die grosse limousine in unser hirn
bricht
torkelt der frivole kammerherr siebenmal
um seine eigene schnauze
dann reihen wir die leitern und planken
ein hilfloser puppenschädel knüpft sich an
die lat er ne
und dem grossmogul sträuben sich die
federn aus dem bart
WIR Wir Wir wir steigen wie die kleinen
brüder
auf die wackeligen sesseln und streichen
unsere zeit mit dem farbenschwangeren
pinsel an
aus den buddhistischen Wirtshäusern kom-
men die wortkargen stuartkragen heraus

18O
 
Annotationen