Mit 3 lauten Paukenschlägen, die eine
verspätete Dame im Zuschauerraum mit
ihrem Klappsitz verursacht, schließt die
Ouvertüre.
MEPHISTO (in der Haltung eines Kirchen-
fürsten spricht mit einer weichen, wohl-
tuenden Stimme aus seiner Ecke): Hat
denn von den Herrschaften niemand
etwas Eßbares mit? Man sieht wohl nicht,
daß einer unter uns Hungers stirbt?
LÄCHELNDER MÖNCH (birgt seine Nase
noch tiefer in der Kapuze, ein schüler-
haft heftiges Lachen unterdrückend). —
GELBE KIRCHENLATERNE (statt seiner zu
Mephisto): Wissen Sie, daß gerade S i e
sich darum annehmen — hihihi! Ich
weiß schon, wer Sie sind!
ERSTE WASSERSPEIERN: Ich kann diese
Reisegespräche überhaupt nicht leiden!
Schon diese albernen Vorwände, eine
Unterhaltung anzuknüpfen!
VERHUNGERNDER BETTLER (hat mit weit-
geöffneten Jenseitsaugen gelauscht. Jetzt
im höchsten Stolz zu Kirchenlaterne
und Wasserspeierin): Ich danke Ihnen
meine Damen, aber ich verzichte auf
Ihre freundliche Intervention! Ich bin
Manns genug, derartige Angelegenheiten
selbst auszutragen! (Gegen Mephisto hin):
Dass ich Hungers sterbe, ist eine Be-
hauptung, die ich schlechthin nur als
unverschämt von Ihnen bezeichnen kann!
Es fragt sich erst, mein gnädiger Herr,
wer von uns beiden das größere Ein-
kommen hat! Ich bin doch schließlich
nicht aus purer Menschlichkeit Bettler
geworden! Nein, für so dumm brauchen
Sie mich wirklich nicht zu halten!
Uebrigens - wollen S i e etwa be-
haupten, gut genährt auszusehen ?
Das würde die Herrschaften jedenfalls
sehr belustigen, haha - Sie. . (wütend):
... Sie ,,Philantrop"!
MEPHISTO (errötend darüber, daß er sich
also vergessen konnte): Der Ausdruck
„Philaniroph" trifft nicht ganz zu, mein
Herr! Ich empfand zwar Mitgefühl, aber
doch nur für m i ch selbst. Habe mir
also durchaus nichts vergeben. Ich weiß
nicht, wohin man uns bringt — die
Allwissenheit hat sich leider mein hoch-
verehrter Herr Kollege, der liebe Gott
vorbehalten, mit welchem ich mich
übrigens nur wegen einiger theologischer
Streitfragen entzweit habe, . . . dafür ist
er gestaltlos, wogegen ich eine höchst
aparte Gipsfigur bin . . . Was wollte ich
aber sagen? Ach so? Ich weiß also
zwar nicht, wohin man uns bringt,
ohne Zweifel aber wird es eine Reise
von mehreren Tagen werden, und da
dachte ich eben, daß eine Leiche im
Raum allgemein störend .. .
BUDDHA - ASCHENBECHER (ihn taktlos
unterbrechend): Ich möchte nur gerne
wissen, ob man z. B. auch Chrisius-
köpfe als Türklinken oder dergleichen
zu verwenden wagt! (Niemand kümmert
sich um ihn )
VERHUNGERNDER BETTLER (schmerzlich
bewegt zu Mephisto): Ich wollte, ich
wäre bereits so weit, daß ich Ihnen
noch recht lange unter die Nase stänke,
Sie . . . Sie!! Bilden Sie sich vielleicht
auch schon ein, Sie seien wer? Ein
armer Teufel sind Sie, verstanden?!
Keine Seele kümmert sich um Ihre Ein-
flüsterungen! Schauen Sie sich nur die
Literatur an, was Sie in der für eine
jämmerliche Rolle spielen! In jedem
gedruckten Werk setzt man sich nach
356
verspätete Dame im Zuschauerraum mit
ihrem Klappsitz verursacht, schließt die
Ouvertüre.
MEPHISTO (in der Haltung eines Kirchen-
fürsten spricht mit einer weichen, wohl-
tuenden Stimme aus seiner Ecke): Hat
denn von den Herrschaften niemand
etwas Eßbares mit? Man sieht wohl nicht,
daß einer unter uns Hungers stirbt?
LÄCHELNDER MÖNCH (birgt seine Nase
noch tiefer in der Kapuze, ein schüler-
haft heftiges Lachen unterdrückend). —
GELBE KIRCHENLATERNE (statt seiner zu
Mephisto): Wissen Sie, daß gerade S i e
sich darum annehmen — hihihi! Ich
weiß schon, wer Sie sind!
ERSTE WASSERSPEIERN: Ich kann diese
Reisegespräche überhaupt nicht leiden!
Schon diese albernen Vorwände, eine
Unterhaltung anzuknüpfen!
VERHUNGERNDER BETTLER (hat mit weit-
geöffneten Jenseitsaugen gelauscht. Jetzt
im höchsten Stolz zu Kirchenlaterne
und Wasserspeierin): Ich danke Ihnen
meine Damen, aber ich verzichte auf
Ihre freundliche Intervention! Ich bin
Manns genug, derartige Angelegenheiten
selbst auszutragen! (Gegen Mephisto hin):
Dass ich Hungers sterbe, ist eine Be-
hauptung, die ich schlechthin nur als
unverschämt von Ihnen bezeichnen kann!
Es fragt sich erst, mein gnädiger Herr,
wer von uns beiden das größere Ein-
kommen hat! Ich bin doch schließlich
nicht aus purer Menschlichkeit Bettler
geworden! Nein, für so dumm brauchen
Sie mich wirklich nicht zu halten!
Uebrigens - wollen S i e etwa be-
haupten, gut genährt auszusehen ?
Das würde die Herrschaften jedenfalls
sehr belustigen, haha - Sie. . (wütend):
... Sie ,,Philantrop"!
MEPHISTO (errötend darüber, daß er sich
also vergessen konnte): Der Ausdruck
„Philaniroph" trifft nicht ganz zu, mein
Herr! Ich empfand zwar Mitgefühl, aber
doch nur für m i ch selbst. Habe mir
also durchaus nichts vergeben. Ich weiß
nicht, wohin man uns bringt — die
Allwissenheit hat sich leider mein hoch-
verehrter Herr Kollege, der liebe Gott
vorbehalten, mit welchem ich mich
übrigens nur wegen einiger theologischer
Streitfragen entzweit habe, . . . dafür ist
er gestaltlos, wogegen ich eine höchst
aparte Gipsfigur bin . . . Was wollte ich
aber sagen? Ach so? Ich weiß also
zwar nicht, wohin man uns bringt,
ohne Zweifel aber wird es eine Reise
von mehreren Tagen werden, und da
dachte ich eben, daß eine Leiche im
Raum allgemein störend .. .
BUDDHA - ASCHENBECHER (ihn taktlos
unterbrechend): Ich möchte nur gerne
wissen, ob man z. B. auch Chrisius-
köpfe als Türklinken oder dergleichen
zu verwenden wagt! (Niemand kümmert
sich um ihn )
VERHUNGERNDER BETTLER (schmerzlich
bewegt zu Mephisto): Ich wollte, ich
wäre bereits so weit, daß ich Ihnen
noch recht lange unter die Nase stänke,
Sie . . . Sie!! Bilden Sie sich vielleicht
auch schon ein, Sie seien wer? Ein
armer Teufel sind Sie, verstanden?!
Keine Seele kümmert sich um Ihre Ein-
flüsterungen! Schauen Sie sich nur die
Literatur an, was Sie in der für eine
jämmerliche Rolle spielen! In jedem
gedruckten Werk setzt man sich nach
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