Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Wolf, Gunther
Satura mediaevalis: Gesammelte Schriften ; Hrsg. zum 65. Geburtstag (Band 2): Ottonenzeit — Heidelberg, 1995

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.15264#0089

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Alle diese Prätendenten aber haben nachweislich Karolingerblut in den Adern und
haben offenbar hieraus ihre Thronberechtigung abgeleitet.

Eine schematische Darstellung mag dies verdeutlichen12. Wie diese Zusammenstel-
lung ausweist, liegt die rechtliche Begründung für die Königserhebungen der Genannten
auf der Hand. Hugo von der Provence versuchte sogar noch durch eine Doppelehe (er
selbst mit Rudolfs II. Witwe Bertha, sein Sohn mit Adelheid, deren beider Tochter) seine
Erbrechte unanfechtbar zu machen. Dasselbe versuchte Berengar II. durch seine eigene
Ehe mit Willa, einer Ur-Urenkelin Kaiser Lothars I. und durch das Eheprojekt seines Soh-
nes Adalbert mit Adelheid im Frühjahr 951, nachdem er sich und seinen Sohn Adalbert
zuvor, am 15. Dezember 950, zu selbständigen Königen hatte krönen lassen. Als Adel-
heid diesem Plan offenbar nicht zustimmte, ließ Berengar II. sie im April 951 gefangen-
nehmen und unter Druck setzen. Er scheute also auch nicht einmal gewaltsame Mittel,
um sie zu gewinnen - sie war für seine Ansprüche offenbar wichtig genug - stammte sie
doch sogar von zwei Söhnen Karls des Großen ab, die Ansprüche in Italien hatten, von
Ludwig dem Frommen und Pippin12".

In der Tat: regali avorum atavonimque prosapia orta". Kein Wunder also, daß, wer auch
immer im zweiten Viertel des 10. Jhdts. Ansprüche auf Italien geltend machte, an Adel-
heid nicht vorbeisehen konnte".

Nun war aber auch seit 947, seit seiner Ehe mit Ida von Schwaben, Liudolf mit Adel-
heid über ihre Großmutter ,verwandt', da diese Großmutter die Mutter seiner eigenen
Frau, mit anderen Worten Adelheids Mutter Bertha eine Stiefschwester von Liudolfs Ge-
mahlin Ida war15. Bertha war eine Tochter aus erster Ehe mit Herzog Burchard I. von
Schwaben (gest. 926), Ida eine Tochter aus zweiter Ehe mit Herzog Hermann I. von
Schwaben (gest. 10. Dezember 949). Die Mutter beider Stiefschwestern war Reginlindis16,
Enkelin des Markgrafen Unruoch von Friaul und über dessen Mutter Gisela Ur-Urenke-
lin Kaiser Ludwigs des Frommen, also eindeutig Trägerin italischer Ansprüche, auch
durch ihre Abkunft von den Markgrafen von Friaul.

Sie hatte nach dem Tod ihres ersten Gatten, zu dessen Lebzeiten ihre Tochter Bertha
wohl 921/22 Rudolf II. von Burgund geheiratet hatte (der ja dann auch sofort 922 itali-
sche Ansprüche erhob), etwa zwischen 927 und 930 Herzog Hermann I. von Schwaben,
den Neffen König Konrads I., geehelicht und starb selbst wohl erst nach 958. Ihre Tochter
Ida (divitiis ac nobilitate clara)" heiratete etwa 947 den seit kurzem mutterlosen Liudolf,
Ottos I. Sohn, wobei die Initiative zur Verlobung 940 wohl eher von Otto als, wie Liut-
prand berichtet, vom Schwabenherzog ausgegangen sein dürfte, da Otto sich den Her-
zog wohl ebenso zu Dank verpflichten wollte wie Konrad von Lothringen durch die
etwa gleichzeitige Vermählung mit der Königstochter Liutgard18.

Dennoch scheint das, was Liutprand darüber berichtet, in anderer Hinsicht nicht un-
interessant. Er legt dem Schwabenherzog, den er als vir ditissimus bezeichnet, die Worte
in den Mund: ... non dam domino meo (Otto I.) est, cum praediorwn latitudine tum pecuni-
arum inmensitate praevitem me absque liberis esse; nec est praeter unam parvulam gnatam, qui
mearum rerum me decedente heres existat'9.

Liudolf soll durch die Ehe mit Ida hereditate magnificus werden, wenn Hermann von
Schwaben stirbt. Dies war am 10. Dezember 949 der Fall20, und Liudolf wurde 950 Her-
zog von Schwaben21. Dabei betonen sowohl Liutprand wie Widukind den Erbgang22. Wi-
dukind schreibt aber unmittelbar anschließend noch mehr und - wie mir scheint - Ent-
scheidendes über Liudolf: Accepta autem potestate animum tranquillum, quem in puerogessit,
exuit, armatumque militem in Italiam ducens .. .n.

163
 
Annotationen