66 Johann Lauremberg.
damals von ihm vorbereitete Werk Graecia antiqua ward
erſt nach ſeinem Tode gedruckt. Auch auf dem Gebiete der
Mathematik und der Kartographie war er thätig: die Schrift
Instrumentum proportionum und zwei Karten von Mecklenburg
und von dem Weichbilde Roſtocks geben Zeugnis davon. Man
ſieht: ein thätiger, polyhiſtoriſch veranlagter Mann, in friſcher
Jugendkraft keiner Arbeit ausweichend. Aber ſein eigentliches
Geſchäft war ja in Roſtock die Poeſie, und als Dichter iſt er
denn auch mehrfach hervorgetreten; freilich nicht in deutſchen
Verſen, ſondern in der obligaten Gelehrtenſprache, dem Latein.
Tempe Thessalica, Musac exules ſind Titel ſolcher lateiniſchen
Carmina. Gelegenheitsgedichte kamen hinzu. Aber wie er ſich
bei all dieſem Geverſel im herrſchenden Gelehrtengeſchmack doch
gern ſeine aparten Seitenwege bahnt, zeigt ein griechiſches Gedicht
Eoxpis xis0v6m: die Fahrt der Venus nach Roſtock, wo ſie dem
in Büchern vergrabenen Dichter die Braut zuführt.
Laurembergs Kraft ſollte dem Vaterlande verloren gehen.
Im Jahre 1623 berief ihn der däniſche König Chriſtian IV. als
Profeſſor der Mathematik an die neugeſtiftete deutſche Univerſität
Soroe. Lauremberg folgte dem Rufe. So ward er dem großen
Kriege, deſſen Länge freilich damals noch keiner ahnte, entrückt
und konnte in Ruhe ſeinen wiſſenſchaftlichen Arbeiten obliegen.
Der Poeſie blieb er auch in Soroe treu. Sie war ihm, wie er
das in dem den Scherzgedichten angehängten „Beſchluht thom
Leſer“ hervorhebt, Erholung von der durch ſein Amt geforderten
Thätigkeit. Den niederdeutſchen Scherzgedichten geht vorbereitend
die Satyra, qua rerum bonarum abusus et vitia quaedam seculi
perstringuntur (1630) voraus: die Darſtellungsmittel und Mo—
tive ſind ſchon dieſelben wie dort. Auch als hochdeutſcher Ge—
legenheitsdichter und Feſtordner hat Lauremberg fungieren müſſen.
Zur Vermählung des Prinzen Chriſtian (1634) ſchrieb er „Zwo
Comoedien, darinnen fürgeſtellet I. Wie Aquilo der Regent Mitter—
nächtigen Länder, die Edle Princeſſin Orithyjam heimführet:
II. Wie die Harpyiae von zweyen Septentrionaliſchen Helden ver—
jaget; vnd König Phineus entlediget wird.“ Es ſind mytho—
logiſche Spiele mit eingelegten Liedern, im herrſchenden Opitziſchen
Stil, ohne Originalität. Nur in den niederdeutſchen Interſcenien
mit ihren derben Bauerngeſtalten verrät ſich der Realismus der
Scherzgedichte. Derartige Schalthandlungen begegnen auch ſonſt,
z. B. in den Dramen des Herzogs Heinrich Julius von Braun—
ſchweig und des holſteiniſchen Pfarrers Johann Riſt. Später
(1655) bei feſtlicher Veranlaſſung trat Lauremberg noch einmal
damals von ihm vorbereitete Werk Graecia antiqua ward
erſt nach ſeinem Tode gedruckt. Auch auf dem Gebiete der
Mathematik und der Kartographie war er thätig: die Schrift
Instrumentum proportionum und zwei Karten von Mecklenburg
und von dem Weichbilde Roſtocks geben Zeugnis davon. Man
ſieht: ein thätiger, polyhiſtoriſch veranlagter Mann, in friſcher
Jugendkraft keiner Arbeit ausweichend. Aber ſein eigentliches
Geſchäft war ja in Roſtock die Poeſie, und als Dichter iſt er
denn auch mehrfach hervorgetreten; freilich nicht in deutſchen
Verſen, ſondern in der obligaten Gelehrtenſprache, dem Latein.
Tempe Thessalica, Musac exules ſind Titel ſolcher lateiniſchen
Carmina. Gelegenheitsgedichte kamen hinzu. Aber wie er ſich
bei all dieſem Geverſel im herrſchenden Gelehrtengeſchmack doch
gern ſeine aparten Seitenwege bahnt, zeigt ein griechiſches Gedicht
Eoxpis xis0v6m: die Fahrt der Venus nach Roſtock, wo ſie dem
in Büchern vergrabenen Dichter die Braut zuführt.
Laurembergs Kraft ſollte dem Vaterlande verloren gehen.
Im Jahre 1623 berief ihn der däniſche König Chriſtian IV. als
Profeſſor der Mathematik an die neugeſtiftete deutſche Univerſität
Soroe. Lauremberg folgte dem Rufe. So ward er dem großen
Kriege, deſſen Länge freilich damals noch keiner ahnte, entrückt
und konnte in Ruhe ſeinen wiſſenſchaftlichen Arbeiten obliegen.
Der Poeſie blieb er auch in Soroe treu. Sie war ihm, wie er
das in dem den Scherzgedichten angehängten „Beſchluht thom
Leſer“ hervorhebt, Erholung von der durch ſein Amt geforderten
Thätigkeit. Den niederdeutſchen Scherzgedichten geht vorbereitend
die Satyra, qua rerum bonarum abusus et vitia quaedam seculi
perstringuntur (1630) voraus: die Darſtellungsmittel und Mo—
tive ſind ſchon dieſelben wie dort. Auch als hochdeutſcher Ge—
legenheitsdichter und Feſtordner hat Lauremberg fungieren müſſen.
Zur Vermählung des Prinzen Chriſtian (1634) ſchrieb er „Zwo
Comoedien, darinnen fürgeſtellet I. Wie Aquilo der Regent Mitter—
nächtigen Länder, die Edle Princeſſin Orithyjam heimführet:
II. Wie die Harpyiae von zweyen Septentrionaliſchen Helden ver—
jaget; vnd König Phineus entlediget wird.“ Es ſind mytho—
logiſche Spiele mit eingelegten Liedern, im herrſchenden Opitziſchen
Stil, ohne Originalität. Nur in den niederdeutſchen Interſcenien
mit ihren derben Bauerngeſtalten verrät ſich der Realismus der
Scherzgedichte. Derartige Schalthandlungen begegnen auch ſonſt,
z. B. in den Dramen des Herzogs Heinrich Julius von Braun—
ſchweig und des holſteiniſchen Pfarrers Johann Riſt. Später
(1655) bei feſtlicher Veranlaſſung trat Lauremberg noch einmal