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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 45.1929-1930

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Heft 12, September 1930
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Kroll, Bruno: Richard Winternitz 1861-1929
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https://doi.org/10.11588/diglit.14160#0428

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RICHARD WINTERNITZ

1861-1929

Schnell ist W internitz seinem Freunde Haber- Also kein Müsser. Nie sehr produktiv in bezug
mann im Tode gefolgt. Unbarmherzig entriß auf Masse. Auch kein Revolutionär. Als er herauf-
uns das Schicksal diesen rassigen und vornehmen kam um 1900. gab es in München nichts zu
Menschen. Einer der ganz wenigen, die das revolutionieren. Der Impressionismus hatte sich
Frische. Aufgeschlossene eines temperament- bereits durchgesetzt. Lud W internitz malte wie
vollen Künstlertums mit dem Schliff eines voll- viele andere Impressionen. Maltewie sie Badende,
endeten Lebenskünsllers zu verbinden wußten. Interieurs und Bierkeller. Nur besser als die
Sein Tod war ein harter Schicksalsschlag für meisten. Er malte mit feiner menschlicher Ein-
Münchens Kunst. Nicht so sehr durch den Aus- Stellung, sensibel für die zartesten Stimmungs-
fall seines malerischen Schaffens. Winternitz erlebnisse, mit sicherer Beherrschung der Form,
selbst hatte den eigentlichen Maler schon lange Das „Selbstbildnis" in der Schleißheimer Galerie,
aufgegeben. ^ ielleicht war die Malerei überhaupt das „Interieur" in Stuttgart und manches andere
kein unbedingtes Müssen in ihm gewesen. Erst sind W erke, die W internitz zum vollgültigen
hatte er Musiker werden wollen und hat dann Repräsentanten des Münchner Impressionismus
lange zwischen dem Maler und Musiker ge- machen. Was er später in Anlehnung an den
schwankt. heraufsteigenden Expressionismus schuf, hat er

in strenger Selbstkritik leider fast
ganz zerstört. Übrig geblieben sind
ein paar Musiker-Bilder. Er, der
musikalisch außerordentlich Be-
gabte, hat diese Menschen in ihrem
musikalischen Erlebnis wiederge-
geben wie kein anderer. Allein aus
dem Maler war inzwischen ein Or-
ganisator geworden, ein Politiker.
Winternitz erwies sich als der ge-
borene Organisator, als der ge-
borene Führer. Man braucht nur
die Bildnisbüste von L. Kasper zu
betrachten, um zu wissen, daß nie
ein Mann besser an seinem Platze
gewesen. 20 Jahre hat er die W ürde
und die Mühen eines ersten Schrift-
führers der Münchner Secession ge-
tragen. Neben Stuck und Haber-
mann. W internitz trug die Ehre
mit der Verantwortlichkeit und
Pflichttreue des Vasallen. Mit der
klaren Erkenntnis von den Not-
wendigkeiten einer guten Führung.
Sein Ehrgeiz setzte sich in Fürsorge
um. In Fürsorge für die Jugend, für
den künstlerischen Nachwuchs. Es
war ein schönes Verhältnis zwischen
ihm und dieser Jugend. Zwanglos
kam sie zu ihm und W internitz
wiederum begegnete ihr mit Ach-
RICHARD WINTERNITZ. DIE GATTIN DES KÜNSTLERS tung und Liebe wie ein älterer

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